Egal wie man zu Arnold Schwarzenegger steht, eine faszinierende Karriere hat der ehemalige Bodybuilder aus der Steiermark ohne Frage hingelegt. Genau zum richtigen Zeitpunkt war Schwarzenegger Anfang der 80er Jahre zur Stelle, als während der konservativen Reagan-Administration heroische Machofiguren angesagt waren, die nicht viele Worte machten, sondern Taten sprechen ließen. Der kantige Ex-Gouverneur zeigte sich schon in seinen ersten Erfolgsfilmen „Conan, der Barbar“ und „Terminator“ zupackend, aber wortkarg und „Predator“, einer seiner besten Filme, ist in der zweiten Hälfte praktisch ein Stummfilm. Schwarzenegger war nie für seine Wandlungsfähigkeit bekannt, vielmehr machten ihn gerade seine unverwechselbaren Eigenheiten so populär: Er blieb immer Schwarzenegger und ein Star alter Schule. Daran hat sich auch nach seiner Zeit als Politiker in der Schlussphase seiner Karriere nichts geändert. Was jedoch in einem Film wie „Terminator: Genisys“ noch leidlich nach dem bewährten Muster funktioniert, wird zum Problem eines kleinen Projekts wie Henry Hobsons Zombie-Drama „Maggie“.
Der Farmer Wade Vogel (Arnold Schwarzenegger) lebt mit seiner zweiten Frau und einem gemeinsamen Kind irgendwo im Mittleren Westen. Sein ganzes Herz gehört aber seiner Tochter aus erster Ehe: Maggie (Abigail Breslin, „Little Miss Sunshine“). Die ist von zu Hause ausgerissen, doch Wade findet sie in einem Spital wieder. Dort wird ihm mitgeteilt, dass Maggie mit einer unbekannten Krankheit infiziert ist, die unweigerlich früher oder später ausbrechen und das Mädchen in eine Kannibalin verwandeln wird. Gegen den Willen seiner Frau nimmt Wade Maggie mit auf seine abgelegene Farm, wo er ihr bei ihrer unaufhaltsamen Verwandlung beisteht und mit der Frage hadert, ob er sie an die Behörden ausliefern soll.
Das Wort Zombie wird nicht in den Mund genommen, doch auch so ist klar, zu welchem Genre Henry Hobsons Debütfilm gehört. „Maggie“ ist dabei kein plakativ-actionlastiges Horrorgemetzel, sondern erinnert vielmehr an Indie-Variationen von Genremotiven wie etwa bei der Vampir-Coming-of-Age-Kombination „So finster die Nacht“. Hier wie da dienen die bekannten Muster als lose Basis für eine intime und emotionale Erzählung, in „Maggie“ ist es eine zärtliche Vater-Tochter-Geschichte, für die Hobson immer wieder atmosphärische, von der Vorahnung einer unheilvollen Zukunft gezeichnete Bilder findet. Aber wenn Wade Vogel den Mund aufmacht, dann hört man statt eines amerikanischen Farmers immer nur den unverkennbaren österreichischen Akzent von Arnold Schwarzenegger.
Es ist schon verblüffend, dass Schwarzenegger auch nach über 40 Jahren in Amerika immer noch spricht, als käme er gerade von der Alm, aber das Problem ist nicht bloß ein sprachliches: So sehr sich der Star auch bemüht – der Erinnerung an all die Prügeleien, all die ironischen Oneliner, all die Leichen kann das Publikum und damit auch der inzwischen fast 70-Jährige selbst kaum entkommen. Den einfachen Farmer aus dem Mittleren Westen, der sich um seine Tochter sorgt, nimmt man dem ewigen Terminator nie so recht ab. So bleibt dies ein ehrenwerter Versuch, mal etwas anderes zu machen, aber Schwarzenegger kann nicht aus seiner Haut. Darunter leidet der Film trotz einer engagierten Abigail Breslin und der stimmungsvollen Inszenierung: So kommt „Maggie“ nicht über den Status einer sehenswerten Kuriosität hinaus.
Fazit: „Maggie“ ist ein atmosphärisches Zombie-Drama, das durch die Präsenz von Arnold Schwarzenegger aus dem Gleichgewicht gerät.