Um sich als Schauspieler in Hollywood an der Spitze zu halten, braucht man mehr als nur Talent. Ebenso wichtig sind ein gutes Händchen bei der Rollenauswahl und/oder ein fähiger Agent. So war es keineswegs nur Taylor Kitschs Schuld. dass „John Carter" und „Battleship" an den Kinokassen untergingen – mit der Leading-Man-Karriere dürfte es für den talentierten Jungdarsteller aber trotzdem erstmal vorbei sein. Doch es ist andererseits nie zu spät für eine Kurskorrektur in Sachen Rollenwahl. Das beweist gerade Matthew McConaughey, der nach Jahren im Abseits mit starken Titeln wie „Killer Joe", „Magic Mike" und „Mud" blitzschnell zum Arthouse-Liebling 2012 aufgestiegen ist. Nur wenige schaffen es, eine scheinbar völlig ziellose Rollenauswahl zum Markenzeichen zu machen – darunter Nicolas Cage, der solange die Kasse stimmt offensichtlich überall unterschreibt und der sich dann vor der Kamera ungehemmt alle Freiheiten herausnimmt. Bei kaum einem Schauspieler klaffen Können und Rollenprofil jedoch zurzeit dermaßen weit auseinander wie bei Robert De Niro. Der legendäre Mime ist zunehmend häufig in schwachen Filmen wie „Kurzer Prozess - Righteous Kill" oder „Hide and Seek" zu sehen – die Liste an halbgaren Auftritten wird länger. Mit Jesse Terreros Action-Drama „Freelancers", einem Star-Vehikel für Curtis „50 Cent" Jackson, dem Rapper mit Schauspielambitionen, erreicht die an Fehlentscheidungen nicht eben arme Karriere des großen De Niro nun einen neuen Tiefpunkt.
Polizeiakademie-Absolvent Malo (Curtis Jackson) will Gutes tun und der Gesellschaft dienen. Herzlich nehmen ihn seine Kollegen auf, schließlich war sein Vater eine Legende im Distrikt – bis er bei der Ausübung seiner Pflicht ermordet wurde. Dessen einstiger Partner Vic Sarcone (Robert De Niro) hat es mittlerweile zum Captain gebracht. Schon am ersten Tag bläut er Malo ein, die Welt der Straße sei ein Höllenpfuhl, in dem Partner aufeinander aufpassen müssen. Diesen Rat nimmt sich Malo so sehr zu Herzen, dass er darüber hinwegsieht, was für ausgebrannte Derwische seine Kollegen und wie unorthodox ihre Methoden sind. Besonders Dennis LaRue (Forest Whitaker) scheint ein ziemlich zwielichtiger Bursche zu sein. Als Malo schließlich gegen die wuchernde Kriminalität im Polizeiapparat aufbegehrt, steht er plötzlich schutzlos allein auf weiter Flur – bald weiß er nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist...
Wer in den vergangenen Jahren Filme wie „Training Day", „Street Kings" und „Street Kings 2 - Motor City" gesehen hat, der weiß auch hier gleich, wie der Hase läuft. Auch in „Freelancers" werden geläufige Cop-Movie-Motive leicht variiert: Wieder einmal geht es um einen so kantigen wie herzensguten Tough Guy in Uniform, der erkennen muss, dass seine ebenso kantigen, aber weniger herzensguten Kollegen nicht nur auf der Grenze zur Illegalität agieren, sondern jeden moralischen Kompass für ihren dreckigen Alltag verloren haben. Dabei kommt es zu reichlich Männerbündeleien, vielen bösen Worten und etwas unspektakulärer Fließband-Action, bevor Malo seinen korrupten Kollegen den Kampf ansagt.
Zuweilen wirkt „Freelancers" wie ein mittelprächtiges Rap-Video, in dem pflichtschuldig Genre-Szenarien und -Stereotypen abgeklappert werden. Als Anfänger bei der Polizei ist Rap-Mogul Curtis Jackson, dem die selbstgerechte Self-Made-Attitüde nur so aus dem Gesicht springt, derweil auch schlichtweg der falsche Mann. 50 Cent mag ein Spezialist für kamerataugliche Posen sein, nuancierte Charakterdarstellung ist aber nicht unbedingt sein Ding. Dementsprechend inszeniert Regisseur Terrero, der mit dem Rapper bereits das Debakel „Gun" drehte, den Film praktisch um seinen Star herum, der lediglich in einigen Schlüsselszenen wirklich gefragt ist und ansonsten stets talentierte Nebendarsteller an der Seite hat, die von seiner laschen Darbietung ablenken und die Szenen auffangen.
Oscar-Preisträger Forest Whitaker („Der letzte König von Schottland") wiederholt einfach nochmal seine Rolle aus „Street Kings", „The Wire"-Darsteller Robert Wisdom gibt als Terrence Burke den harten Big-Daddy-Cop und Robert De Niro darf als fade geschriebener Strippenzieher im Hintergrund mitmischen. Damit ist der zweifache Oscar-Gewinner jedoch so unterfordert, dass man befürchtet, er würde jeden Moment wegnicken. Schließlich ist der Film kaum mehr als eine Sequenz von Genre-Allgemeinplätzen ohne jede frische Idee und existiert augenscheinlich überhaupt auch nur, damit Titelheld, Produzent und Image-Profi Jackson sich nach einer Runde als „Gun"-Räuber auch mal als „Freelancer"-Gendarm versuchen kann. Ein Schauspieler war und ist er nicht – einem De Niro mag das egal sein, einem zahlenden Publikum aber wohl eher weniger.
Fazit: „Freelancers" ist ein gelackt inszeniertes Star-Vehikel für einen Mann ohne großes Filmstar-Potential, eine ermüdende Aufreihung von Genre-Versatzstücken und eine weitere herbe Enttäuschung in Robert De Niros Filmografie.