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    11 Freundinnen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    11 Freundinnen
    Von Tim Slagman

    Die gebürtige Koreanerin Sung-Hyung Cho dreht Heimatfilme. In ihren Dokumentationen „Full Metal Village" um ein Metal-Festival in der norddeutschen Provinz und in „Endstation der Sehnsüchte" um eine deutsche Enklave in ihrem Heimatland erzählt sie von Mikrokosmen, in denen Gegensätze humorvoll und schmerzfrei aufeinander prallen. Für „11 Freundinnen" hat sie sich aus ihrer Komfortzone gewagt und in eine andere renommierte Traditionslinie gestellt, zu der Filme wie David Assmanns „Football Under Cover" und natürlich Sönke Wortmanns „Deutschland. Ein Sommermärchen" gehören. Aus dem erweiterten Material der Fernsehdokumentation „Nachspiel" über die Frauenfußball-WM 2011 hat sie nun auch noch einen Kinofilm montiert. Dieser zerfällt allerdings erzählerisch in zwei Hälften und erzeugt dadurch trotz gelungener Beobachtungen den Eindruck einer gewissen Beliebigkeit.

    Bianca Schmidt ist wie Lira Bajramaj Sportsoldatin und interessiert sich außerdem für eine Laufbahn bei der Polizei. Dszenifer Marozsán absolviert eine Ausbildung zur Bürokauffrau beim DFB. Anja Mittag ist ausgebildete Sport- und Fitnesskauffrau, Uschi Holl Bankfachwirtin, außerdem studiert sie nebenher Ernährungswissenschaften. Sung-Hyung Cho hat sie zur Arbeit begleitet, ins Büro, zum Kochen, auf die heimische Couch – und auf den Fußballplatz. Denn sie alle gehörten zum erweiterten Kader der deutschen Frauen-Nationalmannschaft vor der WM 2011. Je näher das Ereignis kommt, desto stärker wird das ungewohnte Medieninteresse, desto höher der Druck – bis zum überraschenden und enttäuschenden Aus für den Mitfavoriten im Viertelfinale.

    Zu den großen Stärken in Sung-Hyung Chos bisherigen Arbeiten gehörte die Offenlegung verblüffender Kontraste und bisweilen absurder Widersprüche, die jedoch – und das war oft das Kunststück – die Protagonisten niemals entlarvten oder bloßstellten. Als Porträt unterschiedlicher Individuen funktioniert auch „11 Freundinnen" sehr gut: Zwischen der Posterfrau Bajramaj, die ein eher konservatives Frauenbild vertritt, und Ersatztorfrau Uschi Holl, die eine eingetragene Lebenspartnerschaft mit ihrer Freundin eingegangen ist, präsentiert der Film eine weitere Bandbreite an Charakteren, als man sie gewöhnlicherweise im Männerfußball sieht, für den ja immer wieder die Sehnsucht nach „Typen" formuliert wird.

    Viele Beobachtungen treffen auf den Punkt, vielleicht ab und an sogar so eindeutig, dass es ein wenig konstruiert wirkt. Da sind etwa die Krakeeler in einer Frankfurter Ebbelwoi-Kneipe, die beim Public Viewing rufen: „Elfer schießen ist leichter als Einparken!". Oder eine Szene, in der Anja Mittag nach dem Training die Duschen beim 1. FFC Turbine Potsdam wischt – man darf vermuten, dass etwa einem Bastian Schweinsteiger eine solche Aufgabe eher selten zufällt – , während die Kamera genüsslich ein ganzes Arsenal an Shampoos, Duschgelflaschen und Damenrasierern abfährt.

    Sicherlich resultiert die große Vielfalt an Lebensentwürfen auch daraus, dass jede der Sportlerinnen sich eine andere Beschäftigung suchen muss, mit der sie den Lebensunterhalt verdient. Auch das macht die Dokumentation plausibel. So beschreibt der Film anschaulich die Situation des Frauenfußballs – seine Ökonomie, sein öffentliches Bild, die ätzenden Klischees drumherum. Neu oder gar überraschend sind diese Erkenntnisse aber nicht. Als dann das Turnier mit großem Getöse startet, beschränkt Sung-Hyung Cho sich weitgehend auf eine Nacherzählung der Geschehnisse und verliert das Interesse an zwei der Protagonistinnen, die nicht nominiert wurden, beinahe völlig.

    Fazit: Sung-Hyung Cho hat für „11 Freundinnen" sorgfältige Beobachtungen zusammen getragen und zeichnet damit faszinierend vielschichte Porträts von Fußballerinnen. Doch mit Beginn der Weltmeisterschaft, auf die die Erzählung zusteuert, ersetzt der Film die persönlichen Betrachtungen weitgehend durch hinlänglich bekannte – und zwei Jahre nach dem Großereignis zudem veraltete – Bilder.

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