Spätestens seit seinen Kinoauftritten in der Marvel-Comic-Adaption „Thor", dem angeschlossenen Mega-Blockbuster „The Avengers" und den passenden Action-Videospielen dürfte der nordische Donnergott Thor auf allen Schulhöfen der Welt bekannt sein. So wundert es kaum, dass mit dem isländischen 3D-Animationsfilm „Thor - Ein hammermäßiges Abenteuer" nun eine kindgerechte Variante der nordischen Heldengeschichte ins Kino kommt. Mit Marvel und Chris Hemsworth hat der harmlose und ideenlose Film indes wenig gemein: Er erzählt Thors allererstes Abenteuer als kleiner Junge. In Ansätzen ist dem ehemaligen Fernseh-Regisseur Óskar Jónasson ein unterhaltsamer und in einigen wenigen Szenen charmanter Film gelungen. Die platte Geschichte und die schwache Animation schränken aber das Vergnügen deutlich ein.
Der kleine Thor lebt mit seiner menschlichen Mutter in einem nordischen Dorf, während sein Göttervater Odin mit eiserner Härte als oberster Herrscher im Himmel regiert. Als eines Tages ein sprechender Hammer vom Himmel fällt, der bei der richtigen Anwendung immense Kräfte entwickelt, weiß Thor zunächst nicht viel mit dem Gerät anzufangen. Sehr zum Ärger der auch verbal schlagfertigen Wunderwaffe nutzt der Jüngling das Gerät für alltägliche Arbeiten im heimischen Schuppen. Erst als Hel, die hellseherisch begabte Herrscherin der Unterwelt, auf der Suche nach dem göttlichen Hammer alle Bewohner aus Thors Heimatdorf verschleppt, erkennt der Junge die magischen Kräfte seines Fundes. Hals über Kopf startet der auf sich allein gestellte und mitunter tollpatschige Halbgott eine heroische Rettungsmission. Ob der Bursche damit auch seinen mürrischen Vater und das kesse Mädchen Edda beeindrucken kann?
Die Geschichte von „Thor - Ein hammermäßiges Abenteuer" ist einfach und extrem simpel gestrickt: Ganz klassisch und gradlinig wächst der jugendliche Held im Verlauf der Handlung über sich hinaus, wobei die Welt glasklar in Gut und Böse unterteilt ist – soweit, so noch passabel. Woran es beim ersten isländischen 3D-Animationsfilm aber deutlich hapert, ist die wenig inspirierte ästhetische Umsetzung dieser Geschichte. Der misslungene 3D-Effekt verpufft ohne nennenswerten Mehrwert, während die viel zu sterilen, regelrecht „entvölkerten" Computeranimationen meilenweit hinter dem Standard von Pixar, Dreamworks und anderen A-Studios zurückbleiben.
Natürlich kann ein vergleichsweise kleiner Film wie „Thor" von vornherein nicht mit millionenschweren Großproduktionen mithalten. Dass die isländischen Filmemacher jedoch so gut wie keine charmanten visuellen oder erzählerischen Einfälle hatten, ist auch mit geringen finanziellen Mitteln nicht zu entschuldigen. Im Angesicht dieser ästhetischen Langeweile fällt der banale Handlungsverlauf, der sich bald in Geplänkel und Gemeinplätzen verliert, umso stärker ins Gewicht. Immerhin gewährt der Film ganz jungen Kindern einen allerersten Einblick in die nordische Mythologie und modelliert den heranwachsenden Thor als Held mit Ecken und Kanten, der als sympathische Identifikationsfigur mit den richtigen Idealen taugt.
Fazit: Die isländische Heldensaga „Thor - Ein hammermäßiges Abenteuer" ist ein erzählerisch gerade eben solides, stilistisch jedoch schlichtweg langweiliges 3D-Animationsfilm-Abenteuer für ganz junge Kinder.