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    Errors Of The Human Body
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Errors Of The Human Body
    Von Lars-Christian Daniels

    Ob Seth Brundle (Jeff Goldblum) in „Die Fliege“, Sebastian Caine (Kevin Bacon) in „Hollow Man“ oder Dr. Octavius (Alfred Molina) in „Spider-Man 2“: Wenn geniale Wissenschaftler ihre vermeintlich ausgereiften Super-Erfindungen an sich selbst testen, nimmt das im Kino in den seltensten Fällen ein gutes Ende. In Eron Sheeans deutsch-amerikanischem Thrillerdrama „Errors Of The Human Body“ liegt der Fall ähnlich: Hier ist es Genforscher Geoff Burton (Michael Eklund), der die Nase zu tief in die Experimente eines ehrgeizigen Kollegen steckt und nach dem Biss einer Labormaus selbst zur tickenden Zeitbombe wird. Dass der Film bisher ausschließlich auf Horror- und Fantasy-Filmfestivals gezeigt wurde und hierzulande trotz namhafter Besetzung direkt in den Videotheken landet, erklärt sich leicht: Sheeans spannungsarmem Ritt durch verschiedene Filmgenres fehlt es nicht nur an einem guten Drehbuch, sondern auch an einer klaren Zielgruppe.

    Das Baby des Starforschers Dr. Geoff Burton (Michael Eklund) stirbt schon mit wenigen Monaten an einem mysteriösen Gendefekt. Grund genug für den angesehenen Wissenschaftler, mit Hochdruck an einer Heilungsmethode der tödlichen Krankheit zu forschen. Weil seine Arbeit in den USA umstritten ist, wechselt er an das Institut für Genetik in Dresden und hofft dort auf den großen Durchbruch. Am Institut trifft er auf seine ehemalige Assistentin und frühere Geliebte Rebekka (Karoline Herfurth), die vor einer sensationellen Entdeckung steht: einem Regenerationsgen, das die Menschheit vor Krankheiten, Verletzungen und sogar vorm Älterwerden bewahren könnte. Ihr hochbegabter, aber skrupelloser Kollege Jarek (Tómas Lemarquis), dem Institutsleiter Samuel Mead (Rik Mayall) trotz zahlreicher Eskapaden den Rücken frei hält, stiehlt jedoch Rebekkas Forschungsergebnisse und führt eigene illegale Tests an Labormäusen durch. Mit schlimmen Folgen: Burton, der Jarek auf die Schliche kommt, wird von einem der Tiere gebissen und unfreiwillig zum menschlichen Versuchskaninchen...

    Zu bodenständig und schmal budgetiert für großes Science-Fiction-Kino, zu brutal und düster für ein Liebesdrama, zu vorhersehbar für einen packenden Biotech-Thriller und zu harmlos für das  Horrorpublikum: Kurzfilmregisseur Eron Sheean, der bereits am Drebuch zur Horrorperle „The Divide“ mitschrieb und mit Shane Danielsen auch das Skript zu „Errors Of The Human Body“ konzipierte, findet bei seinem Langfilm-Debüt keine stimmige Linie. Schon bei der zweiten Begegnung der Hauptfiguren bestätigt sich die Befürchtung, dass die halbgare Liaison zwischen Burton und Rebekka den um zahlreiche Psycho-Elemente angereicherten Science-Thriller eher ausbremsen wird, als ihn mit einem emotionalen Konflikt voranzutreiben. So schleppt sich das Geschehen ohne nennenswerten Ausschlag der Spannungskurve in der ersten Stunde dahin und auch die spätere Szene, in der die junge Forscherin Burton unter Tränen ihre Liebe gesteht, lässt den Betrachter kalt. Wer nach einem Mäusebiss nur noch wenige Stunden zu leben hat, im Delirium durch Dresdner Bahnstationen wankt und fieberhaft nach einer Heilungsmethode sucht, hat schließlich auch andere Probleme, als die Sünden der gemeinsamen Vergangenheit aufzuarbeiten.

    Dem gewohnt furchteinflößenden Glatzkopf Tómas Lemarquis („Painless“, „Am Himmel der Tag“) und der einmal mehr großartig aufspielenden Grimme-Preis-Trägerin Karoline Herfurth („Das Parfum“, „Fack Ju Göhte“) ist dabei freilich kein Vorwurf zu machen: Rebekkas tränenreiches Geständnis ist Herfurths stärkste und bei weitem nicht einzige gute Filmszene. Auch Kanada-Export Michael Eklund („The Call“, „Assault On Wall Street“) müht sich in der Hauptrolle als traumatisierter und gesundheitlich gebeutelter Wissenschaftler nach Kräften, steht gegenüber dem Schlingerkurs des einfallsarmen Drehbuchs und der über weite Strecken fehlenden Atmosphäre aber auf verlorenem Posten. Hier müssen sich die Filmemacher auch die Frage gefallen lassen, ob Burtons verbitterte Telefonate mit seiner Ex-Frau Sarah (Caroline Gerdolle) nicht besser hätten gestrichen werden sollen: So gewinnt der Forscher als trauernder Ex-Familienvater zwar an Profil, doch die Schlusspointe führt nicht zum erhofften Aha-Effekt, weil früh klar ist, dass Burton am Tod des gemeinsamen Babys eine Mitschuld trägt.

    Fazit: „Errors Of The Human Body“ fehlt es an einer klaren Linie und erfrischenden Ideen. Auch die stark aufspielenden Hauptdarsteller Herfurth und Eklund vermögen Eron Sheeans Film, der irgendwo zwischen lauem Biotech-Thriller, schaurigem Psychogramm und tragischem Liebesdrama pendelt, am Ende nicht zu retten.

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