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    Zurück ins Glück
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Zurück ins Glück
    Von Christian Horn

    Mit ihrem zweiten Spielfilm legt die brasilianische Regisseurin Malu de Martino ein bewusst auf Kunstfilm getrimmtes Arthouse-Drama vor. „Zurück ins Glück" heftet sich an die Liebeskummer-Leiden einer Literaturdozentin und zeigt deren langen Weg zurück in die emotionale Normalität. Weil das Problem der Protagonisten jedoch allzu banal erscheint, was der Film durchaus nicht erkennt, schafft sich das Liebesdrama mit zunehmender Spieldauer immer mehr selbst ab. Hinzu kommen die ungelenke Dramaturgie und prätentiöse bildliche Metaphern, die das Leiden der Protagonisten in eine erstarrte und theatralische Form gießen.

    Die zehnjährige Liebesbeziehung der Mittdreißigerin Julia (Ana Paula Arósio) zu einer anderen Frau ist gescheitert. Die verlassene Literaturdozentin versenkt sich vollständig in ihren Kummer und trauert den glücklichen Tagen der Liebe hinterher (der Originaltitel „So Hard To Forget" ist daher treffend). Gemeinsam mit ihrem schwulen Freund Hugo (Murilo Rosa) und der Bekannten Lisa (Natalia Lage) bezieht Julia eine Wohngemeinschaft auf dem Land, um in der alten Umgebung nicht ständig an die Verflossene erinnert zu werden. Doch auch hier kann die Dozentin ihren Kummer zunächst nicht überwinden. Erst als Lisas lebensbejahende Cousine Helena (Arieta Correia) auftaucht, findet Julia langsam ins Leben zurück.

    Ein Grundproblem von „Zurück ins Glück" ist der wenig aufsehenerregende Konflikt der Hauptfigur: In der vorliegenden überspitzten Weise kann der übersteigerte Liebeskummer der Protagonisten vom Publikum schlicht nicht nachvollzogen werden. Hinzu kommt, dass die Gründe für die Trennung oder die näheren Umstände der Liebesbeziehung nicht geklärt werden, so dass die Prämisse – Julia leidet bitterlich – im luftleeren Raum stehen bleibt. Nun dreht sich aber der ganze Film permanent um die Gefühlswelt Julias, die ihre glückliche, wiederholt in fragmentarischen Heimvideos angeführte Vergangenheit nicht im Geringsten hinter sich lassen kann. Bis in die Off-Kommentare dringt ihr großer Schmerz in Form lyrischer Ergüsse.

    In der typischen Art eines künstlerisch beflissenen Films inszeniert Malu di Martino diesen dürftigen Plot sehr ruhig und langsam. Als würden der permanent frustrierte Gesichtsabdruck der Hauptdarstellerin und der pseudo-poetische Off-Kommentar nicht genügen, findet Martino wiederholt plakative Bilder, um das Leiden ihrer Figur zu verdeutlichen: So nimmt Julia in einer Szene demonstrativ eine Pistole zur Hand und setzt sich in einer anderen trotzig in den Regen, was ihr eine Erkältung einbringt. Jederzeit bestimmt Julia die Stimmung in der neuen Wohngemeinschaft – Rücksicht auf ihre ebenfalls gebeutelten Mitbewohner nimmt sie keineswegs; lieber dreht sie sich komplett und mehrfach um die eigene Achse. Dass Julia, deren Ich-Perspektive den gesamten Film dominiert, über die thesenhafte Behauptung des großen Liebesleids kaum als Charakter greifbar wird, verschlimmert die Situation.

    „Zurück ins Glück" erlöst die Leidende in klassischer Weise durch das Aufkeimen einer neuen Liebe. Während eine seltsam entrückt in der Erzählung stehende Studentin unglücklich in ihre Dozentin verliebt ist, findet Julia in Helena einen neuen Lebensimpuls und schöpft Kraft zum Weitermachen. Die letzte Einstellung zeigt die Protagonistin bei optimistischer Musik am Strand: Endlich geht es wieder bergauf, aber das hätte die Frau schon früher erreichen können, wäre sie nicht wie ein trauernder und einfältiger Teenager durch den gesamten Film geschlurft.

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