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    Gianni und die Frauen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Gianni und die Frauen
    Von Asokan Nirmalarajah

    Gianni ist zurück! Nach seinem späten, international bejubelten Regiedebüt, der luftig-lockeren Rentnerkomödie „Das Festmahl im August" kehrt Gianni Di Gregorio, der italienische Regisseur, Autor und Hauptdarsteller mit der gebückten Haltung, den schweren Tränensäcken und dem schüchternen Lächeln auf die hiesigen Leinwände zurück – wieder mit seiner eigensinnigen Mutter im Schlepptau, erneut köstlich schrullig gegeben von der fast 100-jährigen Valeria De Franciscis Bendoni. Doch bei seinem zweiten Film, dem ähnlich leichtfüßig und sonnig geratenen Reigen „Gianni und die Frauen", in dem Di Gregorio wieder einmal à la Woody Allen ein komisches gleichnamiges Alter Ego spielt, handelt es sich um keine direkte Fortsetzung seines ersten überraschenden Kassenerfolgs. Di Gregorio greift zwar auf einige derselben Darsteller, dieselbe episodische Narration und den unaufdringlichen Humor zurück, doch erzählt er diesmal von einem anderen Gianni – mit seinen ganz eigenen Frauenproblemen. War „Das Festmahl im August", in dem sich ein gemütlicher Feinschmecker als guter Gastgeber plötzlich mit einer Horde alter Frauen in seiner kleinen Wohnung herumschlagen muss, eine charmante Verbeugung vor dem Alter, ist „Gianni und die Frauen" nun eine Verbeugung vor allen Frauen, die das späte Leben ergrauter Männer lebenswert machen.

    Gianni (Gianni Di Gregorio) lebt mit seiner dreiköpfigen Familie in einer kleinen Wohnung in Rom und genießt seinen alles andere als hektischen Ruhestand. Während seine Frau von Termin zu Termin eilt und seine frühreife Tochter zwischen ihren Beziehungsnöten und Uni-Sorgen nicht einmal Zeit fürs Frühstück findet, geht Gianni lieber mit seinem Hund spazieren und gönnt sich hin und wieder ein Glas Weißwein. Doch dann macht ihm sein bester Freund Alfonso (Alfonso Santagata) den Vorwurf, er würde anders als seine Altersgenossen, die allesamt jüngeren Frauen nachstellen und Affären führen, seinen Lebensabend verschwenden. Gianni, dessen Alltag darin besteht, sich über den verschwenderischen Lebensstil seiner allein in ihrer Villa lebenden Mutter (Valeria Di Franciscis Bendoni) aufzuregen, während er selbst mit einer kleinen Pension zurechtkommen muss, beschließt, selbst am Dolce vita teilzunehmen und versucht sich eine junge Geliebte anzulachen. Doch das gestaltet sich für den unbeholfenen Kauz viel schwerer als gedacht...

    Wie bereits das noch etwas kammerspielartige Lustspiel „Das Festmahl im August" bezieht auch die deutlich souveräne Farce „Gianni und die Frauen" ihren Charme weniger aus der nicht sonderlich einfallsreichen Prämisse, als aus der sanften, liebevollen Inszenierung amüsanter Alltagssituationen, in denen die sehr ansprechenden, perfekt besetzten Darsteller viel Joie de vivre versprühen dürfen. Man könnte Di Gregorio sicherlich vorwerfen, dass er im Grunde immer und immer wieder den gleichen Witz erzählt: Ein alter Mann auf der Suche nach einem dritten Frühling wird von den schönen Frauen enttäuscht, die in ihm bloß einen (groß)väterlichen Freund sehen. Und anders als bei den knackigen 75 Minuten Laufzeit seines Erstling hat Di Gregorio hier mitunter seine Schwierigkeiten, die recht dünne Grundidee ohne einen spannenden Handlungsverlauf oder eine große Entwicklung der Figuren über anderthalb Stunden zu strecken. Lässt man sich allerdings auf das gemächliche Tempo und den leisen Humor des Films ein, wird man als Zuschauer in eine durchweg locker-vergnügliche Stimmung versetzt, die auch über die etwas flacheren Gags hinweg tröstet.

    Mit etwas weniger Improvisation und mehr Struktur, wenn auch nicht mehr Gehalt als bei seinem Erstling legt der frühere Theatermann Di Gregorio hier auch einen lupenreinen Unterhaltungsfilm vor – nicht zuletzt dank der prächtigen Sommerbilder, die den römischen Bezirk Trastevere von seiner schönsten Seite zeigt. Auch den rassigen italienischen Frauen, die von den im Vergleich schlaffen, vertrockneten Männern lüstern in den Blick genommen werden, schmeichelt die Kamera – ohne sie dabei ihrer einnehmenden Persönlichkeit zu berauben. Nie verfällt Di Gregorio dabei in lüstern-schlüpfrige Altherrengeilheit. Abgesehen von Gianni, seinem gleichaltrigen Leidensgefährten Alfonso und dem jungen Freund seiner Tochter, die ihm beide mit Rat und Tat zur Seite stehen, sind es vor allem die Frauen, die vom Film originell und exzentrisch gezeichnet werden – von der schrägen Mutter, über deren opportunistische Krankenschwester bis hin zu den vielen früheren Geliebten, die sich über die Annäherungsversuche des amateurhaften Schwerenöters Gianni amüsieren. Lediglich Giannis Ehefrau bleibt weitestgehend abwesend im Film.

    Der Titel ist hier Programm - nicht mehr aber eben auch nicht weniger. „Gianni und die Frauen" ist eine Liebeserklärung an die betörende Schönheit und die frustrierende Undurchdringlichkeit der Frauen, in der die Männer nichts mehr tun können, als ihren Traumgestalten verdutzt und mit tiefen, ebenso traurigen wie amüsierten Seufzern hinterher zu schauen – bis sie erkennen, dass es nur in der Fantasie das wahre Dolce vita gibt.

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