Der 1962 geborene Buck Brannaman gilt als wesentliches Vorbild für den titelgebenden Hauptcharakter im Erfolgsroman „Der Pferdeflüsterer" von Nicholas Evans und die gleichnamige Hollywood-Verfilmung von und mit Robert Redford. Als moderner Cowboy reist Brannaman durch die Vereinigten Staaten und klärt Pferdebesitzer über den gewaltfreien Umgang mit ihren Tieren auf, was ihn zu einer Ikone des Pferdesports und einer Vorbildfigur im zeitgemäßen Umgang mit den Vierbeinern machte. In ihrem ruhigen Dokumentarfilm „Buck", der beim Filmfestival von Sundance den Publikumspreis erhielt, porträtiert die Regiedebütantin Cindy Meehl den einfühlsamen Cowboy während einer neunmonatigen Tour quer durch die USA.
Zu den wesentlichen Leitsätzen von Buck Brannaman zählt die Einsicht, dass das Verhalten von Pferden eine Art Spiegelbild der Seele ihres Besitzers ist – dementsprechend setzt er bei der Therapie oftmals beim Besitzer selbst an. In „Buck" begleitet Cindy Meehl den „Pferdeflüsterer" bei sieben seiner jeweils viertägigen Schulungen, in denen er Pferdebesitzern einen neuen Zugang zum Verhalten ihrer Tiere lehrt. Zwischen den teils imposanten Bildern, die Brannamans liebevollen und überaus fruchtbaren Umgang mit den Tieren zeigen, rückt die Regisseurin immer wieder die schwierige Kindheit ihres Protagonisten in den Fokus, der als kleiner Junge stark unter den Gewaltausbrüchen seines alkoholkranken Vaters litt.
Interviews mit der Ehefrau und den Kindern des Protagonisten runden das Porträt des Mannes ab, der vor allem in den USA so etwas wie eine lebende Legende ist. Gemeinsam mit seinem Bruder startete Brannaman bereits als Fünfjähriger eine vom Vater aufgezwungene Showkarriere als Lasso-Künstler, die ihn zu verschiedenen Auftritten im ganzen Land führte und sogar ins Fernsehen brachte – doch erst als die häuslichen Misshandlungen in der Schule ans Licht kamen und die Kinder bei einer Pflegefamilie untergebracht wurden, stellte sich so etwas wie eine glückliche Kindheit ein.
Umso erstaunlicher und ergreifender ist es, den erwachsenen Buck Brannaman im sanften Umgang mit den Pferden zu sehen, die ihm oft nach wenigen Minuten ganz ohne Anwendung von Gewalt gehorchen – dieser Mann hat seine harte Kindheit gut verarbeitet und inzwischen hinter sich gelassen. Auch das macht Buck Brannaman zu einer stattlichen Erscheinung und den Dokumentarfilm nicht nur für Pferdefreunde zu einer lohnenswerten Erfahrung. Hinzu kommen die imposanten Landschaftsaufnahmen, die geradewegs aus einem klassischen Western stammen könnten und erst auf der Kinoleinwand ihre volle Wirkung entfalten.
Fazit: Spannend am Porträtfilm „Buck" ist in erster Linie die fast magisch wirkende Verbindung zwischen dem charismatischen Mann und den Pferden. Durch die biografischen Ausführungen gewinnt der Film eine zusätzliche Dimension und ist letztlich nicht nur ein Plädoyer für den gewaltfreien Umgang mit Tieren, sondern auch für ein verständnisvolles Miteinander unter Menschen.