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    R.E.D. 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    R.E.D. 2
    Von Christoph Petersen

    Während sich Sylvester Stallone für seine „Expendables“-Rentner-Blockbuster vor allem B-Movie-Heroen vergangener Dekaden von Chuck Norris bis Dolph Lundgren zusammensuchte, durfte in der ebenfalls vornehmlich mit Stars im Pensionsalter besetzten Comic-Verfilmung „R.E.D.“ (steht für „Retired and Extremely Dangerous“, also „Im Ruhestand und extrem gefährlich“) offenbar nur mitspielen, wer in seiner Karriere mindestens einen Golden Globe eingeheimst hat. Das hat sich auch bei der Fortsetzung „R.E.D. 2“ nicht geändert. Hier muss man nun zwar ohne den Oscar-Preisträger Morgan Freeman auskommen, aber dafür wurde mit Catherine Zeta-Jones (Oscar für „Chicago“) und Anthony Hopkins (Oscar für „Das Schweigen der Lämmer“) mehr als ebenbürtiger Ersatz beschafft. Bei so viel geballter Mimen-Power tut Regisseur Dean Parisot („Galaxy Quest“), der seinerseits dem Deutschen Robert Schwentke („R.I.P.D.“) nachfolgt, gut daran, seinem All-Star-Cast möglichst freie Hand zu lassen. Die spielfreudigen Hollywood-Titanen lassen den Neuzugang hinter der Kamera nämlich nicht im Stich, sondern nutzen im Gegenteil jede Chance, um einfach mal so richtig und ohne jede falsche Zurückhaltung auf den schwarzhumorigen Comedy-Putz zu hauen.

    Statt Leute umzubringen will sich der frühverrentete Agent Frank Moses (Bruce Willis) zukünftig lieber um seine Freundin Sarah (Mary-Louise Parker) kümmern und sich als Heimwerker betätigen. Aber da hat Frank die Rechnung nicht nur ohne seine Flamme gemacht, die sich liebend gerne sofort wieder in ein bleihaltiges Abenteuer stürzen würde, sondern auch ohne seinen paranoiden Ex-Kollegen und besten Kumpel Marvin (John Malkovich), der erst seinen eigenen Tod vortäuscht und Frank anschließend mit in eine internationale Geheimdienst-Verschwörung hineinzieht. Auf der Suche nach einer irgendwo in Moskau versteckten Bombe stößt das ungleiche Trio auf den ruchlosen Regierungsbeamten Jack Horton (Neal McDonaugh), den weltbesten Auftragskiller Han Cho Bai (Byung-hun Lee), die Ex-KGB-Agentin (und Franks Ex-Geliebte) Katja (Catherine Zata-Jones) sowie den durchgedrehten Wissenschaftler Bailey (Anthony Hopkins). Und während die britische Mit-der-Lizenz-zum-Töten-Agentin Victoria (Hellen Mirren) im ersten Teil noch Seite an Seite mit Frank gekämpft hat, erhält sie diesmal vom MI-5 den Auftrag, ihren pensionierten US-Kollegen baldmöglichst zu beseitigen…

    Die Macher von „R.E.D. 2“ verlassen sich wie schon beim Vorgänger auch diesmal praktisch nur auf eine einzige Pointe: Während es in Agentenfilmen nicht erst seit 007 längst zum guten (und ernsthaften) Ton gehört, dass die Protagonisten ohne mit der Wimper zu zucken feindliche Spione eliminieren, ist das Ganze plötzlich witzig, wenn die Geheimdienstler die 60 hinter sich gelassen haben. Wer das schon doof findet, kann sich den Kinobesuch  sparen – aber wer dieser Art von schwarzem Humor grundsätzlich offen gegenübersteht, der wird mit dem zweiten Teil noch mehr Spaß haben, denn Dean Parisot und Co. treiben das makabre Geschehen hier nämlich noch konsequenter auf die Spitze: Auch im dichtesten Kugelhagel liefern sich Frank und Sarah noch bissige Beziehungs-Kabbeleien (die durch Katjas Auftreten noch extra Feuer bekommen). Und wenn man Victoria auf dem Handy erreicht, ist sie grundsätzlich gerade dabei, eines ihrer Opfer zu entsorgen. Auf eine kohärente Story wird hingegen kein Wert gelegt, weshalb sich der Plot mit Logiklöchern so groß wie der Kreml nur gerade so über die Ziellinie schleppt. Das ist in diesem Fall vor allem deshalb schade, weil durch das im Vergleich zum ersten Teil deutlich erhöhte Budget genug Geld für spektakuläre Actionszenen da ist (das vor allem bei einer Autoverfolgungsjagd durch Paris verpulvert wird). Aber wenn man nur sehr bedingt versteht, warum Partei A und Partei B eigentlich gerade aufeinander losgehen, dann interessiert einen auch der Ausgang des Duells nicht wirklich.     

    Jeden Cent sinnvoll angelegt haben die Produzenten hingegen, wenn es um die Besetzung geht. Bruce Willis (Golden Globe für „Das Model und der Schnüffler“) ist diesmal richtig engagiert bei der Sache - was sich von vielen seiner oft lustlosen Auftritten der vergangenen Jahre nicht behaupten lässt. Gerade im Zusammenspiel mit der herrlich launischen Mary-Louis Parker (Golden Globe für „Weeds“ und hier viel besser ist als im in den USA am selben Tag gestarteten „R.I.P.D. 3D“) läuft er wieder zu alter Comedy-Hochform („Keine halben Sachen“ & Co.) auf. Aber auch wenn die beiden als zankendes Pärchen überzeugen, so stehlen ihnen doch wie schon im Vorgänger erneut John Malkovich (Oscar-Nominierung für „In the Line of Fire“) als paranoider Irrer und vor allem Helen Mirren (Oscar für „Die Queen“) als ebenso sexy wie eiskalte Meuchelmörderin die Schau. Von den hochkarätigen Neuzugängen bleibt Catherine Zeta-Jones zwar vergleichsweise blass (vielleicht ist sie mit ihren 43 Jahren auch einfach nur zu jung für den Film), aber dafür legt Anthony Hopkins gleich bei seinem ersten Auftritt los wie zu guten alten Hannibal-Lecter-Zeiten und sein überraschend ernsthaftes Psychopathen-Porträt geht mit dem lockerflockigen Rest des Films zudem unerwartet gut zusammen.

    Fazit: „R.E.D. 2“ war nicht nur eineinhalb Mal so teuer wie sein Vorgänger, er ist auch noch abgedrehter und der Humor ist noch trockener. Dean Parisot verfolgt mit seiner dünnen und löchrigen Story zwar keinerlei erzählerischen Ambitionen – aber eine durchweg unterhaltsame Action-Komödie liefert er uns auch so.

    PS: In der Regel ist die Praxis zwar eher ärgerlich, aber in diesem Fall müssen wir das Product Placement einmal ausdrücklich loben. Hier werden die Pringles nicht einfach nur appetitlich im Hintergrund drapiert, sondern Bruce Willis nutzt die Kartoffelchips, um in einer ausweglos erscheinenden Situation einer Gruppe von schwerbewaffneten Eliteagenten den Garaus zu machen: Das hat was!

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