Im Mannheimer Stadtviertel Jungbusch leben alle möglichen Nationen auf dicht besiedeltem Raum zusammen. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika durchstreifte der ehemalige Ethnologie-Student Philipp Kohl die Gegend mit der Kamera, um die Anwohner zum Stand der Integration zu befragen. Die ethnisch durchmischte Zusammensetzung der deutschen Nationalmannschaft dient dabei als Aufhänger für einen Blick Integrationsprozesse im Einwanderungsland Deutschland, wobei der Dokumentarfilm freilich keine Studie ersetzt, sondern anhand des Fallbeispiels Jungbusch Denkanreize liefert. Das geringe Budget merkt man den Bildern von „Transnationalmannschaft" jederzeit an, was jedoch weit weniger störend ist, als die teils unglückliche Montage und Aufbereitung des Materials.
Der Spielplan der deutschen Fußballnationalelf gibt den Rhythmus vor: In regelmäßigen Abständen verweisen Textinserts auf die jeweiligen WM-Spiele der Deutschen und teilen „Transnationalmannschaft" in verschiedene Etappen, in denen Philipp Kohl reichlich Interviewmaterial anhäuft – ein afghanischer Ladenbesitzer, eine Gruppe türkischer Jungs, eine serbisch-stämmige Polizistin, die ins Philosophieren gerät, und viele weitere Jungbusch-Bewohner kommen zu Wort. In den Gesprächen spielt wiederholt der Bezug zur deutschen Nationalelf eine Rolle, der stellvertretend für die Verbindung zu Deutschland steht. Auf diese Weise gewährt Kohl einen flüchtigen Einblick in das Mannheimer Migranten- und Arbeiterviertel Jungbusch, in dem zunehmend auch Studenten und Künstler leben, und den dortigen Fortgang der Integration.
Insgesamt zieht Regisseur Kohl eine positive Bilanz und entwirft eine Art Integrationsmärchen. Dass der Film während der WM und damit in einer deutschlandweiten Euphorie entstanden ist, in der sich sowohl die „originalen" als auch die zugezogenen Deutschen mit der Truppe von Bundestrainer Jogi Löw identifizierten, rechnet „Transnationalmannschaft" jedoch nicht aus der Bestandsaufnahme heraus. Vielmehr verweist die Doku vehement auf erfolgreiche Integrationsprozesse und tritt als Hoffnungsmacher in Erscheinung. Das Erlernen der deutschen Sprache taucht in diesem Zusammenhang immer wieder als Thema auf. Wenn Philipp Kohl eine wesentliche Aussage über seinen Gegenstand trifft, ist es folgende: Der Eintritt in eine fremde Kulturlandschaft findet vornehmlich über die jeweilige Landessprache statt – da sind sich die verschiedenen Protagonisten einig.
Ästhetisch zeigt „Transnationalmannschaft" keine Kunststücke, sondern solides Doku-Handwerk, das eher an eine Fernsehreportage als eine Kinoproduktionen erinnert. Die wiederholt eingefügten Stadtimpressionen sind in der Masse überflüssig, da sie inhaltlich nichts Wesentliches beitragen. Ebenfalls unnötig erscheint die zu hohe Auflösung der Interviews und Momentaufnahmen in verschiedene Kameraperspektiven: Wiederholt zeigt der Film drei Einstellungen von ein und derselben Sache, wo ein Bild gereicht hätte.
Diese zerfaserte Montage trägt dazu bei, dass „Transnationalmannschaft" erzählerische Stringenz fehlt. Die einzelnen Interviews stehen unverbunden nebeneinander, überlagern sich diffus und wirken schlussendlich recht beliebig, wobei auch das Fußballthema allzu übergestülpt ist. Uninteressant ist „Transnationalmannschaft" dabei keineswegs. Allein der Umstand, dass Philipp Kohl der gemeinhin dramatisierten Berichterstattung über Stadtviertel mit hohem Ausländeranteil ein optimistisches Bollwerk der Alltäglichkeit entgegensetzt, zeichnet seinen Film im positiven Sinn aus – die handwerklichen und inhaltlichen Ungenauigkeiten wiegt das allerdings nicht auf.