Charmanter Trash-Horror, der nicht ganz so gut gealtert ist
Knapp 20 Jahre bevor der erste „Spider-Man“-Film in die Kinos kam, drehte Regisseur Sam Raimi einen der kultigsten Horrorfilme aller Zeiten: „Tanz der Teufel“ (im Original „Evil Dead“). In Deutschland dauerte es nicht lange, bis dieser Film indiziert und verboten wurde, aufgrund seiner drastischen Gore-Elemente. Ich erinnere mich noch daran, dass meine Eltern davon erzählten, wie sie diesen Film im Kino sahen und ihn „menschenverachtend“ fanden. Sicherlich ist der Film für die frühen 80er ziemlich blutig und auch unheimlich in seiner Atmosphäre, doch ich kann bis heute nicht verstehen, was so schrecklich an „Tanz der Teufel“ gewesen sein sollte… Ja, die Vergewaltigungsszene mit dem Baum ist etwas schwierig, aber ansonsten bietet der Film Nichts, was man nicht schon gesehen hat, selbst zu der Zeit. Das begriff dann auch die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle) im Jahre 2016: „Tanz der Teufel“ wurde erstmals auf DVD veröffentlicht und ab 16 freigegeben.
Doch wie hat sich Raimis Klassiker bis heute gehalten, über 30 Jahre später?
Die Story ist in seiner Einfachheit kaum zu überbieten: Fünf junge Freunde wollen in einer abgelegenen Hütte im Wald das Wochenende verbringen und feiern. Das Ambiente ist alles andere als einladend, doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was die fünf im Keller der Hütte finden: Das Buch der Toten. So zumindest wird es offenbar genannt. Und schnell zeigt sich auch warum, denn plötzlich erwacht das Böse in dem Wald…
Es gibt Filme, die wirklich gut altern, wie etwa „Der weiße Hai“ oder „Poltergeist“. „Tanz der Teufel“ jedoch hat so seine Schwierigkeiten. Die Atmosphäre ist zu Beginn sehr stark und bedenkt man, wie gering das Budget von Raimi und seinem Team war, ist das alles sehr beeindruckend. Die Hauptfiguren waren sicherlich nicht der Fokus der Geschichte, sondern Mittel zum Zweck, aber dennoch hätte ich mir etwas mehr Tiefe und Charakter gewünscht. Die fünf Teenies sind an Dummheit und Einfältigkeit kaum zu übertreffen. Deswegen sind viele der Szenen, in denen die fünf miteinander diskutieren und streiten leider nur begrenzt spannend… Selbst Ash, der in den späteren Filmen zu einem charmanten Antihelden wird, ist hier ein ganz normaler und langweiliger Protagonist.
Die Würze kommt dann durch die Dämonen, die die Körper der Menschen befallen. Die teuflischen Gestalten haben Spaß am Terror und hier ist „Tanz der Teufel“ auch sicherlich am unterhaltsamsten. Gruselig ist das alles nicht wirklich, aber die Reihe glänzt in meinen Augen eh durch ihre überzogene und verrückte Art, gerade in den Sequels, die mehr Comedy sind als Horror.
Die Gore- und Splattereffekte sind dennoch gut gemacht und besonders die Stop-Motion-Momente sind charmant und effektiv. Durch den trashigen Flair, den der Film mit sich bringt, sind selbst die blutigsten Szenen immer noch witzig. Nur die angesprochene Vergewaltigungsszene im Wald ist teilweise verstörend.
Schauspielerisch bietet der Film leider nicht viel Qualität, ein weiterer Grund, warum die Figuren eher nerven. Selbst Bruce Campbell konnte erst im Sequel überzeugen.
Dafür überzeugt gerade die oftmals kreative Kameraarbeit von Tim Philo und der dichte Score von Joseph LoDuca.
Fazit: „Tanz der Teufel“ hat seinen Charme, aber einige Stellen sind in meinen Augen nicht gut gealtert bzw. waren auch damals schon schwach. Der Film ist in meinen Augen aber durch seine abgedrehten Szenen sehenswert. Für mich wurde das Franchise erst mit Teil 2 zum Kultklassiker!