Als Sam Raimi 1982 seinen “Tanz der Teufel” auf die Filmwelt losließ, ahnte der damals 23- jährige Filmemacher (Spider-Man)noch nicht, welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde. Nicht nur, dass sein Fun- Splatter- Spektakel den Jugendschützern so sauer aufstieß, dass sie es kurzerhand beschlagnahmen ließen. Raimi war mit dem blutigen Low Budget- Werk, welches lediglich den Auftakt einer Trilogie bildete, plötzlich vom Nobody zum gefragten Kult- Regisseur aufgestiegen. Ein Werdegang, mit dem er wohl selbst nicht gerechnet hatte, da der Film zunächst nicht von jedem Zuschauer begeistert aufgenommen wurde und die finanziellen Mittel wie gesagt begrenzt waren. Dennoch: “The Evil Dead” ist eine vor brillanten Einfällen nur so sprühende Horror- Komödie, die gleichzeitig eine Kultfigur des Genres hervorbrachte: Den unerschrockenen Kettensägen- Helden Ash, gespielt von Bruce Campbell, dessen in allen drei Teilen der Reihe vorkommende Figur hier das erste Mal in den Kampf gegen die schauerlichen Teufelsfratzen zog…
Die Story ist so einfach, dass man sie eigentlich gar nicht wahrnimmt: Ash fährt gemeinsam mit vier Leidensgenossen und -genossinnen (Betsy Baker, Ellen Sandweiss, Richard DeManicor, Theresa Tilly) in ein abgelegenes Landhaus, um Urlaub zu machen. Dort wartet allerdings das Grauen in Form von durch magische Formeln heraufbeschworenen Dämonen, die schon bald von den Freunden Besitz ergreifen…
Was sich da so schlicht und banal anhört, ist in Wirklichkeit ein kleines Wunderwerk. Die Faszination von “Tanz der Teufel” ergibt sich dabei mehr aus dem Wie als aus dem Was. Aus dem arg knappen Budget, welches Raimi bei seinem Erstling zur Verfügung stand, holt der Regisseur das Optimum heraus, ohne auf die Sehgewohnheiten des Publikums Rücksicht zu nehmen. So wird eine der Mitgereisten bald nach ihrer Ankunft in der unheimlichen Hütte beim nächtlichen Spaziergang im anliegenden Wald von einem Baum vergewaltigt. Eine Szene, die beim Filmfestival in Cannes für ungeheures Aufsehen gesorgt hat und letztlich auch einer der Hauptanlässe gewesen sein muss, warum der Film lange in der Asservatenkammer der Justiz versauerte. Abgehärtete Naturen werden ob der Skurrilität und dem Witz, den Raimi in solche Sequenzen legt, heute wohl eher zum Lachen verleitet. Jenes kann zwar durchaus mal im Halse stecken bleiben, doch gerade das macht das Werk zu so einer gelungenen Melange aus Grusel und Comedy.
Es vergeht einige Zeit, bis der Zuschauer die ausgereifte Arbeit der Maskenbildner endlich auf der Leinwand bewundern darf. Doch wenn dann die Dämonen, die durch das mysterienumwobene Totenbuch “Necronomicon” zum Leben erweckt wurden, auftauchen, kann die Party beginnen. Der titelgebende “Tanz der Teufel” entwickelt sich als explizit- wildes Splatter- Fest, das nun endgültig vom Boden abhebt und die Versatzstücke des Genres zu einem furiosen Gebräu mixt, welches sich gewaschen hat. Hier werden keine Kompromisse gemacht, es geht heiß her auf der Leinwand und man möchte sich nicht festlegen, wie viele Liter Kunstblut Raimi wohl verbaucht haben muss. Das Gemetzel wird immer wieder durch gezielte Slapstick- Einlagen humorvoll gebrochen, verliert dabei aber weder seine beklemmende Atmosphäre noch seine Originalität. Dazu kommt die makellose optische Gestaltung des Streifens. Nicht nur die sehr groteske Maske der Monster ist einwandfrei gelungen, auch die Auswahl der Schauplätze sticht positiv heraus. Kurz gesagt: Das Gesamtpaket stimmt einfach.
Kurz sei an dieser Stelle aber noch einmal auf die beeindruckende Kameraführung eingegangen. Hierzu verwendete Sam Raimi ein Brett, auf welches er die Kamera festschnallte und diese dann durch die Kulissen zog. Das, was dabei herauskam, wurde im Nachhinein lediglich in veränderter Geschwindigkeit abgespielt- und schon war der Eindruck der so genannten “Shakycam” erzeugt. Ein inszenatorischer Kniff, der die Perspektive der dämonischen Wesen im Wald nachstellen sollte.
1987, fünf Jahre später, drehte Sam Raimi die Fortsetzung “Tanz der Teufel 2”, wobei er allerdings rund das Zehnfache an Budget verpulvern durfte. 1992 folgte “Armee der Finsternis”, der dritte Teil der Kultserie, in dem Raimi seinen dämonenkillenden Held Ash geradewegs ins Mittelalter katapultierte, wo er sich erneut gegen die unliebsamen Ungeheuer zur Wehr setzen musste. Für viele blieb Teil eins aber in seinem Charme unerreicht, auch wenn es einige gibt, die behaupten, der zweite Teil wäre der bessere. Das ist im Grunde reine Geschmackssache. Aufgrund seines prägenden Stils ist der erste “Tanz der Teufel” aber auf jeden Fall innovativer, während der Nachfolger das hier verwendete Konzept nur weiter ausbaut. Außerdem muss bedacht werden, dass das Original mit läppischen 500.000 Dollar ausgestattet war, die Raimi sich in seinem Verwandten- und Bekanntenkreis mehr oder weniger zusammengebettelt hat. Und allein deshalb kann man vor “Evil Dead- Part 1” bei Betrachtung des Endergebnisses eigentlich nur den Hut ziehen…