In ihrer Dokumentation „7 oder warum ich auf der Welt bin" lassen Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn sieben Kinder aus verschiedenen Ländern aus ihrem Leben erzählen, wobei die Welt der Erwachsenen komplett ausgeblendet bleibt. Was sich auf den ersten Blick nach einer nahe am Kitsch gebauten Veranstaltung anhört, entpuppt sich mit fortschreitender Laufzeit als einnehmender und charmanter Dokumentarfilm, der für Kinder und Erwachsene gleichermaßen funktioniert.
Die sieben Kinder im Alter von sieben bis 13 Jahren leben in Deutschland, Frankreich, Griechenland, Bulgarien sowie Ecuador und werden in ihrem jeweiligen Heimatland begleitet. Sie erzählen von ihren Weltanschauungen, von ihren Sorgen, bisherigen Erfahrungen und Zielen - und geben so Einblick in ihre Alltagsgestaltung, die von Angeln über die Taubenjagd bis zu Musizieren, Klettern oder Langweilen reicht. Dass die Eltern dabei gar nicht zu Wort kommen, geschweige denn im Bild erscheinen, ist die zentrale Prämisse des Films. Starost und Grotjahn bereiten ihren kleinen Protagonisten eine Bühne, die diese voll und ganz auszufüllen wissen.
In vielen Nahaufnahmen und Interviewsituationen porträtiert „7 oder warum ich auf der Welt bin" die Kinder. Die manchmal naiven, oft aber klugen und reflektierten Aussagen lassen die beiden Filmemacher für sich stehen. Die Auswahl der Protagonisten erweist sich in diesem Kontext als überaus glücklich: Jedes der Kinder bringt die nötige Portion Charisma und Ausstrahlung mit, um die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer zu erhalten. Es ist vor allem die Art und Weise, in der die Kinder über die Welt und ihr eigenes Leben nachdenken, die den Film sehenswert macht – sie stellen Fragen und geben Antworten, die ein heranwachsender Mensch im Lauf des Lebens schlichtweg vergisst.
Als ein Thema des Films erweist sich die Erkenntnis, dass die Menschen auf allen Erdteilen im Grunde gleich sind. Probleme mit den Klassenkameraden, die kindliche Freude beim Geschenke auspacken oder die Hoffnung auf ein baldiges Erwachsenenleben verbinden die Kinder von Ecuador bis Deutschland. Und auch auf die Probleme mit der Umweltverschmutzung kommen alle Kinder im Laufe des Films zu sprechen. Die Sensibilität für dieses Thema scheint bei der gerade heranwachsenden Generation größer zu sein als bei den Vorgänger-Jahrgängen. Mittels der Montage kristallisieren Antje Starost und Hans Helmut Grotjahn, die bereits den Dokumentarfilm „Der Diplomat" gemeinsam realisierten, solche thematischen Überschneidungen heraus, ohne den Kinder zu sehr ins Wort zu fallen: Das Sagen haben hier ganz entschieden die Kleinen.
„7 oder warum ich auf der Welt bin" bleibt immer ganz nah bei den Kindern und bezieht seinen Unterhaltungswert aus ihren oft humorvollen und immer interessanten Ausführungen. Dabei setzt der Film gar nicht so sehr auf das übliche Kindchenschema, sondern nimmt seine Akteure jederzeit Ernst und hält sich mit der Inszenierung weitgehend zurück. Für das Gelingen des Projekts sind daher in erster Linie die Kinder verantwortlich, etwa indem sie schöne Antworten wie diese geben: Warum er wohl auf der Welt sei, wird ein 7-jähriger Junge aus Berlin gefragt. „Eine gute Frage", sinniert er, denkt kurz nach und stellt dann fest: „Das frage ich mich auch manchmal."