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    The King of Fighters
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    The King of Fighters
    Von Rochus Wolff

    Das Kino hat in seiner Geschichte schon einige sehr seltsame Subgenres hervorgebracht - darunter gehört der Kampfsport-Turnierfilm wohl zu den eigentümlichsten. Er existiert in Varianten unterschiedlichster Geistlosigkeit und Brutalität und wird vor allem aus zwei Gründen produziert: Um einem Kampfsportler, selten auch einer Kampfsportlerin, als Star-Vehikel zu dienen, ohne dass sich die Filmemacher um eine ansprechende Hintergrundgeschichte scheren müssen. Oder zunehmend, weil die Turnierstruktur das einzige erzählerische Element ist, das in einem zu verfilmenden Computerspiel bereits angelegt ist. Genau so verhält es sich mit Gordon Chans „The King of Fighters" auf der Grundlage einer bereits seit 1994 existierenden Prügelspiel-Reihe, dem die Drehbuch-Autoren Rita Augustine und Matthew Ryan Fischer mit Biegen und Brechen eine halbwegs kohärente Handlung anzudichten versuchen.

    Mai Shiranui (Maggie Q) ist eine Undercover-Agentin, die die Vorgänge um ein geheimnisvolles Kampfturnier aufklären soll und dabei insbesondere auf der Suche nach dem Mörder Rugal (Ray Park) ist. Ihre Erfahrungen in der Organisation – an der Seite von Chefin Chizuru (Francoise Yip), als Geliebte von Iori Yagami (Will Yun Lee) und als Kämpfern – haben sie allerdings verstehen lassen, dass die Kämpfe des Turniers tatsächlich in einer anderen Dimension stattfinden - was ihr Partner Terry (David Leitch) für Unsinn hält. Bei einem privaten Gala-Abend taucht Rugal plötzlich auf, stiehlt drei historische Artefakte und verschwindet mit ihnen in der Turnierdimension. Nur noch Kyo Kusanagi (Sean Faris), Sohn eines berühmten Turnierkämpfers, kann ihnen helfen, gleich beide Welten zu retten...

    So sehr die Handlung dieses seltsamen Auffahrunfalls von einem Film um Videospiel-Referenzen herum gestrickt wurde – Kampfszenen mit nennenswertem inszenatorischen Aufwand sind in „The King Of Fighters" dennoch Mangelware. Die Sets der Fantasiewelt sehen noch billiger als die maximal fernsehtauglichen Schauplätze „unserer Welt" aus. Schiefgestellte Kameraeinstellungen sollen dort innovative Regie und Dynamik schaffen. Und auch, wenn die Darsteller - allen voran Maggie „Nikita" Q - einigermaßen überzeugend Hiebe und Tritte verteilen, sieht das Endergebnis doch stets bloß bemüht aus.

    Vor allem im Finale, in dem zwischen zwei Kampfszenen hin- und hergeschnitten wird, fallen diese Mängel besonders auf. Regisseur Gordon Chan dreht zumeist in Hong Kong; im Westen hat er zuletzt „Das Medallion" produziert, ein Jackie-Chan-Vehikel, das in eine schwache Phase von Chans Karriere fällt. Hier versucht er sein männlich Publikum neben den Kämpfen mit einer Maggie-Q-Duschszene und einem lesbischen Duell-Paar zu verführen, wenn es schon sonst nichts Spektakuläres zu sehen gibt. Der Kampfturnierfilm hat das Problem, dass er seine meist als positive Identifikationsfiguren angelegten und ergo eher friedliebenden Protagonisten irgendwie an Turniere binden muss, die für das Gegenteil hehrer Ideale stehen.

    Dass das Subgenre dazu gelegentlich recht eigenartige Volten schlägt, ist zwar geläufig. Aber in all den Vorläufern von „Bloodsport" bis „Dead Or Alive", von „Dragonball Evolution" bis „Karate Tiger 3", finden sich doch immer wieder Ideen, eine Figur ohne groben Bruch zu über die Zielgerade zu bringen. Die Wendungen, die „The King of Fighters" dafür jedoch auffährt, sind so verquast, dass der Film zur Geduldsprobe wird. Da braucht es ein Vater-Trauma, ein magisches Artefakt, heiße Maggie-Q-Flirts und dann noch viel Überzeugungsarbeit – wenn schon der Protagonist nicht mitmachen will, warum sollten wir uns dann „The King Of Fighters" ansehen? Eine Antwort darauf bleibt Gordon Chan seinem Publikum schuldig.

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