Mein Konto
    Der kleine Rabe Socke
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Der kleine Rabe Socke
    Von Jonas Reinartz

    Manch ein Erwachsener mag noch nie von ihm gehört haben, aber in der Welt der Kinder ist der kleine Rabe Socke ein Star. Seit seinem ersten Auftritt 1996 im Bilderbuch „Alles meins!" ist der sympathische Störenfried aus den Federn von Kinderbuchautorin Nele Moost und Illustratorin Annet Rudolph bei den Kleinen immer beliebter geworden. Inzwischen sind 40 Bücher mit dem frechen Vogel erschienen, von denen über fünf Millionen Exemplare verkauft wurden. Zudem trat der Rabe mit der gestreiften Socke am linken Fuß, der er seinen Namen verdankt, in 26 Folgen des „Sandmännchen" auf, der Sprung in die lukrative Welt des Kinos erscheint also nur folgerichtig. Das Produzenten-Duo Dirk Dotzert und Dirk Beinhold verpflichtete für seinen ersten Ausflug ins Animationskino mit Ute von Münchow-Pohl („Kleiner Dodo", „Lauras Stern und die Traummonster") und Sandor Jesse, der schon an der legendären TV-Serie „Meister Eder und sein Pumuckl" beteiligt war, zwei umso erfahrenere Regisseure: Gemeinsam sorgen sie für gelungene Unterhaltung für kleine Zuschauer.

    Der kleine Rabe Socke lebt zufrieden in einem idyllischen Wald. An seiner Seite sind seine Freunde: das Schaf Wolle, das Wildschwein Stulle und Eddi, der Bär. Sockes Leben besteht im Wesentlichen aus Spiel und Spaß, sieht man einmal vom Nestarrest ab, den ihm Frau Dachs – die einzige Erwachsene in dieser tierischen Kinderwelt – gelegentlich verordnet. Denn bei allen guten Eigenschaften ist der putzige Rabe vor allem eines: ein gewaltiger Egoist. So bringt er es schon mal fertig, an einem einzigen Tag zuerst beim Piratenspiel alle Spielsachen einzusacken, Eddi-Bärs Dreirad mit riskanten Manövern zu zerstören und Frau Dachs' frische Wäsche zu beschmutzen. Dazu kommt eine Portion Frechheit: So behauptet er glatt, er habe ohnehin ein neues Rad für den Geburtstag seines Freundes gekauft und mit einem feschen Muster sähe doch die Wäsche ohnehin besser aus! Als er dann noch beim Mittagessen alle guten Manieren vermissen lässt, muss der Übeltäter in sein Nest und darf nicht mehr mitspielen. Da jedoch von einem Kampf-Verbot nichts gesagt wurde, begeben sich Socke und Stulle zu einem spielerischen Duell auf den Staudamm am Waldrand – mit fatalen Folgen, die zunächst verheimlicht werden...

    Wer als Erwachsener einen an kleinere Kinder gerichteten Film sieht, der begibt sich ähnlich wie bei der Betrachtung eines Bilderbuches in eine andere Welt - eine Welt der Klarheit, der Langsamkeit und der Überschaubarkeit. Das gilt auch für den Wald des kleinen Raben und seiner Freunde. Die weitgehend behutsam erzählte Geschichte ist für die kleinen Zuschauer spannend und lehrreich: Socke löst einen Konflikt aus, wächst im Laufe der Handlung über sich hinaus und biegt am Ende alles wieder gerade. Der freche kleine Vogel durchlebt eine beispielhafte Wandlung, bei der weitgehend einfühlsam und nicht allzu aufdringlich Werte wie Freundschaft und Solidarität in den Vordergrund gestellt werden. Nur dass der Rabe dabei zwischendrin lieber das Leben der Waldbewohner aufs Spiel setzt als direkt seine Verfehlung einzugestehen, hinterlässt aus erwachsener Sicht einen kleinen unangenehmen Beigeschmack.

    Ihre Abenteuer führen Socke und seine Freunde über die Grenze des Waldes hinaus, wo neue Figuren hinzukommen, die sich nahtlos in das Socke-Universum einfügen. Sowohl Fans des Raben als auch Neulinge, denen mit einer geschickten Exposition der Einstieg leicht gemacht wird, werden bestens bedient. Auch die ebenfalls der Maxime Klarheit und Verständlichkeit folgende formale Umsetzung ist gut gelungen, auch wenn hier natürlich nicht das technische Niveau der sehr viel aufwändigeren und kostspieligeren amerikanischen Animationsfilme von Disney & Co. erreicht wird. Zumindest bei der Synchronisation muss „Der kleine Rabe Socke" allerdings kaum einen Vergleich scheuen: Als Stimme des gefiederten Protagonisten wurde der Sänger Jan Delay engagiert, der bereits in „Die Rotkäppchenverschwörung" und „Ich – Einfach unverbesserlich" als Synchronsprecher tätig war. Von wenigen Momenten abgesehen, meistert er auch diese Aufgabe souverän. Anna („Edelweißpiraten", „Sams im Glück") und Katharina Thalbach („Die Blechtrommel", „Der Mond und andere Liebhaber") als kleiner Dachs und Frau Dachs sowie die übrigen Sprecher sind ebenfalls höchst engagiert bei der Sache.

    Fazit: „Der kleine Rabe Socke" ist kein herausragender, aber ein ansprechender und liebevoll gemachter Animationsfilm für ein sehr junges Publikum.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top