Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr. Die Römer sind schon lange aus Gallien wieder abgezogen. Dafür haben Caesars Comic-Widersacher im Gegenzug weite Teile der Welt erobert. Seit dem Erscheinen des ersten (1961) von bislang 35 „Asterix“-Bänden wurde die Reihe in mehr als 100 Sprachen übersetzt, etwa 355 Millionen Alben wurden verkauft. Längst haben es der kleine Gallier und sein die ihm eigene Korpulenz beharrlich negierender Kumpel Obelix („Ich bin nicht dick!“) auch zu Leinwandhelden gebracht. Davon zeugen acht Zeichentrick- und vier Realfilme. Mit „Asterix und die Stadt der Götter“ kommt nun das erste komplett computeranimierte Werk um die rauflustigen Römervermöbler ins Kino. Und wie das für solche Produktionen zumindest im Mainstream-Bereich mittlerweile Usus zu sein scheint, natürlich auch in 3D. Nun, die dritte Dimension erweist sich in diesem Falle als entbehrlich. Inhaltlich dagegen lässt die Adaption von „Die Trabantenstadt“, dem 17. Band der von Zeichner Albert Uderzo und dem bereits 1977 verstorbenen Texter René Goscinny begründeten Comic-Reihe, kaum etwas zu wünschen übrig.
Um die Widerstandsmoral der Bewohner des Gallierdorfs, die seinen Truppen so hartnäckig die Stirn bieten, zu zersetzen, beauftragt Caesar (deutsche Stimme: Martin Umbach) einen Architekten, nahe der Rebellenhochburg eine Luxuswohnanlage („Land der Götter“) zu errichten. Sein Kalkül: Hätten die Gallier erstmal die Reize römischer Lebensart dicht vor Augen, würde ihnen das Römerbashing von ganz allein vergehen. Zunächst gelingt es Asterix (Milan Peschel) und Obelix (Charly Hübner), die Arbeiten zu sabotieren. Doch das Vorhaben, den Bausklaven mittels Zaubertrankkraft zur Flucht zu verhelfen, scheitert, weil deren Anführer stattdessen lieber bessere Arbeitsbedingungen aushandelt. Irgendwann steht der erste Wohnpalast, die ersten Mieter ziehen ein – und gehen im Gallierdorf shoppen. Rasch zeigen sich dessen Bewohner empfänglich für die Verlockungen des schnellen Geldes und die Annehmlichkeiten des Luxus vor ihrer Haustür. Schon lacht sich der Imperator ins Fäustchen, mit dem er zum finalen Schlag gegen das Widerstandnest ausholen will. Aber er hat die Rechnung ohne Asterix gemacht...
Die Regisseure Louis Clichy, der auf Erfahrungen als Animator bei Pixar zurückblicken kann, und Alexandre Astier, der auch das Drehbuch verfasste und als Schauspieler u. a. bei „Asterix bei den Olympischen Spielen“ zu sehen war, haben sich bei der Story ein paar Freiheiten erlaubt. So führen sie etwa einen kleinen römischen Jungen ein, der sich mit Obelix anfreundet. Das hat zwar mit dem Comic wenig gemein, aber an den Knirps können insbesondere jüngere Zuschauern emotional gut andocken. Im Wesentlichen hält sich das Regie-Duo allerdings an die 1971 erschienene Vorlage. Das ist auch klug. Denn für die Geschichte von der Verteidigung der eigenen Lebensart und des eigenen Lebensraums gegen eine nunmehr am Kommerz orientierte Kultur lassen sich in den Zeiten von Globalisierung und Gentrifizierung leicht aktuelle Bezüge finden. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. So blieb der Sprechblasen-Dialogwitz der Comic-Quelle zum größten Teil erhalten.
Optisch gibt der Film allerdings nicht ganz so viel her. Es wird entschieden zu wenig mit den Möglichkeiten der 3D-Visualisierung gespielt. Der 3D-Effekt kommt hauptsächlich der räumlichen Tiefenwirkung zugute – allerdings nicht so stark, dass er unverzichtbar erscheint. Zudem muss man sich an das Design der Figuren erstmal gewöhnen. Doch hat man sich mit deren Plastik-Look (sowie Milan Peschels und Charly Hübners Synchronstimmen für Asterix und Obelix) erstmal angefreundet, geraten solche Betrachtungen in den Hintergrund. Zumal es Clichy und Astier verstehen, die Vorteile von bewegten Bildern gegenüber den statuarischen der Vorlage zu nutzen. Das macht sich insbesondere beim Verprügeln der bedauernswerten Soldaten des Caesar, das in puncto cartoonhafter Slapstick kaum zu toppen ist, aufs Lustigste bemerkbar.
Fazit: „Asterix im Land der Götter“ vereint den Witz und Geist seiner Vorlage mit den Möglichkeiten computeranimierter Bewegtbilder, reizt allerdings das Potenzial der 3D-Technik bei Weitem nicht aus.