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    Aushilfsgangster
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Aushilfsgangster
    Von Christoph Petersen

    Wenn Filme davon handeln, dass eine Truppe von Gaunern einen möglichst ausgefeilten Raub ausheckt, ergibt ihr Plan am Ende doch meistens wenig Sinn. Das ist in Jules Dassins Klassiker „Rififi" nicht anders als in Steven Soderberghs stargespickter „Ocean's Eleven"-Trilogie. Die Aufgabe der Filmemacher ist es dann, den Zuschauer von den Löchern des Coups möglichst geschickt abzulenken. Das geht mit einer eleganten Inszenierung ebenso gut wie mit starken Figuren oder viel Humor. In der Finanzkrisen-Komödie „Aushilfsgangster" haben die Drehbuchautoren Ted Griffin und Jeff Nathanson nun gefühlt keine Sekunde darauf verschwendet, über Sinn oder Unsinn des Plans zum Einstieg in das Penthouse eines luxuriösen New Yorker Wolkenkratzers nachzudenken. Deshalb hätte sich Regisseur Brett Ratner („Rush Hour", „Family Man") eigentlich doppelt anstrengen müssen, um das Publikum für andere Dinge als den finalen Coup zu interessieren. Trotzdem ist seine Inszenierung aber weder elegant, noch ist der Film sonderlich lustig. So sitzt man nun kopfschüttelnd im Kino und fragt sich, was die da auf der Leinwand eigentlich anstellen, wobei man gerade angesichts der namhaften Besetzung überraschend selten von einem gelungenen Gag aus seinen eher trüben Gedanken gerissen wird.

    Josh Kovacs (Ben Stiller) sorgt als Manager im Tower, einem der luxuriösesten Wolkenkratzer Manhattans, für den reibungslosen Ablauf. Um seine Angestellten kümmert er sich dabei ebenso fürsorglich wie um die millionenschweren Mieter. Doch dann wird Arthur Shaw (Alan Alda), der mit Abstand reichste Bewohner des Towers, wegen Finanzverbrechen angeklagt und vom FBI in seinem Penthouse unter Hausarrest gestellt. Dummerweise gehören zu den Opfern des Milliardenbetrügers aber nicht nur selbst schwerreiche Anleger, die jetzt ihr Taschengeld verspielt haben, sondern auch alle einfachen Angestellten des Gebäudes, denn Josh hat ihren gesamten Pensionsfond bei dem windigen Finanzmogul investiert. Als sich einer der Betrogenen im Angesicht des finanziellen Ruins das Leben zu nehmen versucht, platzt Josh endgültig der Kragen und er geht mit einem Golfschläger auf den im Wohnzimmer geparkten Ferrari von Shaw los – wofür er natürlich prompt gefeuert wird. Doch dann erfährt Josh von der ihm wohlgesonnenen FBI-Agentin Claire (Tea Leoni), dass Shaw irgendwo in seinem Apartment noch ein paar versteckte Millionen für den Notfall aufbewahren muss. Also fasst er den folgenschweren Entschluss, sich eine schlagfertige Truppe zusammenzustellen, sein Insiderwissen zu nutzen und in den mit einem der lückenlosesten Sicherheitssysteme der Welt ausgestatteten Tower einzubrechen...

    Brett Ratner hat sich ein Vorbild an der unter anderem von George Clooney, Brad Pitt und Matt Damon bevölkerten „Ocean's Eleven"-Reihe genommen und für seine Heist-Komödie einen regelrechten All-Star-Cast um sich versammelt. Allerdings kommt von den Comedy-Größen niemand außer Ben Stiller („Nachts im Museum"), der routiniert seine Paraderolle als über sich hinauswachsender kleiner Mann abspult, an seine übliche Normalform heran. Ob Eddie Murphy („Beverly Hills Cop") als groß aufschwatzender Möchtegern-Ghetto-Gangster, Matthew Broderick („The Producers") als Wall-Street-Loser oder Casey Affleck („Gone Baby Gone") als werdenden Vater, der mit seinen Nerven längst am Ende ist – sie alle holen aus ihren austauschbaren Rollen erschreckend wenige brauchbare Gags heraus. Und mit Ausnahme von Eddie Murphys Charakter, der als krimineller Berater fungiert, wird bei den anderen noch nicht einmal ihre Funktion für den Coup wirklich deutlich. Da drängt sich dann doch der Verdacht auf, dass man hier auf Kosten eines stimmigen Skripts unbedingt mit „Ocean's Eleven" mithalten wollte, auch wenn für noch einen Star mehr im Plot eigentlich gar kein Platz mehr gewesen ist.

    Wenn in Kritiken zu Hollywood-Komödien angefangen wird, über die „Aussage" zu diskutieren, ist das in der Regel ein guter Zeitpunkt, um das Weiterlesen einzustellen. Aber „Aushilfsgangster" reibt dem Zuschauer seine Banker-Schelte dermaßen penetrant unter die Nase, dass man einfach nicht drum herum kommt, sie zu erwähnen. Schauspiel-Schwergewicht Alan Alda (Oscar-Nominierung für „Aviator") gibt Arthur Shaw als herrlich schmierigen Milliardär, der sich gerne als einfacher Mann aus dem Volk inszeniert, aber insgeheim nicht einmal ein Problem damit hat, seinem treuen Portier kurz vor dessen Pensionierung seine gesamten Lebensersparnisse abzunehmen. Trotz Aldas unbestreitbarer schauspielerischen Klasse (er stiehlt jede Szene, in der er auftritt), gerät dieses Element der Story aber schnell zum platten Banker-Bashing. Statt das System an sich anzuzählen, wird die Schuld auf einen einzelnen diabolischen Finanzjongleur abgewälzt und ansonsten mit populistischen Allgemeinplätzen auf Nachmittagstalkshowniveau um sich geworfen. Wo „Aushilfsgangster" also eigentlich genau den Zeitgeist von Occupy Wall Street & Co. treffen müsste, verpufft diese Seite des Films vollkommen wirkungslos.

    Fazit: Ein zerfahrener, selbst nach Komödienmaßstäben unglaubhafter Plot und ein ganzer Haufen unfertig wirkender Charaktere – am Ende von „Aushilfsgangster" ist man sich beinahe sicher, dass da mittendrin doch irgendwo 20 Minuten gefehlt haben müssen. Da hilft auch die individuelle Klasse der zusammengewürfelten Comedy-Stars von Ben Stiller bis Eddie Murphy nur wenig.

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