Durchschnittliches B-Movie, dessen Daseinsberechtigung im Grunde nur durch seine Prämisse besteht. Die Idee, einen Film über die tollkühnen New Yorker Fahrradkuriere zu drehen, ist ziemlich reizvoll. Die Umsetzung besticht durch eben jene Szenen, in denen die Protagonisten auf den Fahrrädern sitzen und nur wenige Zentimeter an jedem Auto vorbei durch die Stadt rasen. Der Film fällt allerdings immer dann auf die Schnauze, wenn das Radeln zugunsten einer schrecklich öden und abgedroschenen Handlung unterbrochen wird. Die Story und vor allem die Charaktere sind extrem klischeebeladen und erzeugen keinerlei Interesse oder gar einen emotionalen Anker. Da gibt es den skrupellosen Cop mit Spielschulden, die hilfesuchende Asiatin und die Ex-Freundin, in der noch einmal alte Gefühle für den Protagonisten geweckt werden. Diese Passagen sind allesamt dröge inszeniert. Auch der Kniff, die Geschichte teilweise nicht chronologisch zu erzählen, macht die viel zu simple Handlung kein bisschen komplexer. Natürlich möchte Premium Rush auch keine hochwertige Geschichte erzählen, sondern lockere Unterhaltung mit leichtem Thrillfaktor bieten. Das ist natürlich auch völlig legitim. Nur sollte ein Film mit dieser Einstellung nicht so viel Zeit mit eben jenen Szenen verbringen. Erschwerend kommt hinzu, dass die schauspielerischen Leistungen eher ziemlich unterirdisch sind. Michael Shannons Performance als Bösewicht ist irgendwie ein wenig unausgegoren, seine Figur ist ohnehin oberflächlich, was im Übrigen auch auf alle anderen zutrifft. Nur Joseph Gorden-Levitt liefert eine respektable Performance ab. Man spürt zudem die ganze Zeit, dass seine Figur, wäre sie nur etwas ausgefeilter, deutlich mehr Tiefgang entwickeln könnte.
Was Premium Rush gut macht, sind vereinzelte Fahrradsequenzen. Wenn die Kamera in den Kopf einzelner Figuren geht und dem Zuschauer aus deren Perspektive zeigt, wie er seine Möglichkeiten überdenkt, ist das erstaunlich gut gemacht. Generell sind Kamera und Schnitt in den rasanten Verfolgungsjagden ziemlich gut. Trotz der vielen sich bewegenden Objekte verliert man selten die Übersicht. An diesen Sequenzen merkt man, welche Vision der Regisseur hier verfolgte. Allerdings reichen diese Lichtblicke nicht, um den Film auf ein überdurchschnittliches Niveau zu heben. Am Ende ist Premium Rush zwischenzeitlich leidlich unterhaltsam und kurzweilig - auch aufgrund der Lauflänge -, manchmal einfach nur ätzend und fast immer lässt er Potential ungenutzt. Als lange Verfolgungsjagd a là Mad Max wäre der Film eine Wucht gewesen.