Bevor im Sommer dieses Kinojahres unter der Regie von Jon Favreau im Wilden Westen eine außerirdische Rasse einfällt („Cowboys & Aliens"), besinnt sich auch die japanische Filmindustrie mal wieder auf das Potential des im Land der aufgehenden Sonne fast schon legendären „Versus"-Films und schickt ebenfalls Wesen aus dem Weltraum ins Rennen. „Alien vs. Ninja" bietet dabei genau das, was der Titel verspricht - aber leider nicht genug davon.
Nachdem eine Gruppe Ninjas um den tapferen Yamata (Masanori Mimoto) und den feigen Gagdet-Entwickler Nezumi (Donpei Tsuchihira) im Wald eine Auseinandersetzung mit einem feindlichen Clan gemeistert hat, sehen die Kämpfer einen Feuerball am Himmel, der im Wald abstürzt. Ihr Meister (Ben Hiura) weist sie an, den Vorfall zu untersuchen. Gemeinsam mit der schönen Kämpferin Rin (Mika Hijii) und einigen weiteren Getreuen machen sie sich auf den Weg zur Absturzstelle. Unweit davon treffen sie auf den verstörten Nishi (Yûki Ogoe), dessen ganzes Dorf von mysteriösen Kreaturen gemeuchelt wurde. Schnell haben auch die Ninjas ihre erste Begegnung mit dem unheimlichen Feind, der nicht von dieser Welt ist und ihnen schwere Verluste zufügt. Yamata und Rin ist klar, dass nicht nur das Wohl ihrer Gemeinschaft, sondern vielleicht der ganzen Menschheit in ihren Händen liegt...
2009 gründete das japanische Filmstudio Nikkatsu unter Führung des Produzenten Yoshinori Chiba („Fudoh: The New Generation", „Yatterman") ein neues Sub-Label namens Sushi Typhoon, das sich ausschließlich „auf brutale Massenfilme, wie sie nur das japanische Kino hervorbringt" - so die damalige Pressemitteilung - konzentrieren soll. Die vollmundige Label-Ankündigung fuhr große Namen auf, etwa Sion Sono („Love Exposure") und Takashi Miike („Audition"). Die allererste Sushi-Typhoon-Produktion „Alien vs. Ninja", die nun auf DVD den Weg nach Deutschland findet, hat dagegen nur glühenden Anhängern des japanischen Genre-Kinos vertraute Namen hinter der Kamera zu bieten. Der bislang wenig erfahrene Regisseur Seiji Chiba wird dabei mit Yuji Shimomura („Death Trance") und Stunt-Spezialist Kensuke Sonomura („Resident Evil: Degeneration", „The Machine Girl") gleich von zwei Action-Regisseuren unterstützt.
Dazu kommt Special-Effects-Macher Tsuyoshi Kazuno („Tokyo Gore Police"), ein Experte für herumfliegende Körperteile und Blutfontänen. Auf dem Papier bilden diese Namen, dazu die versprochene Auseinandersetzung von Aliens und Ninjas, genau den richtigen Mix für ein bierseliges Vergnügen. Leider geht das Konzept aber nur am Anfang und am Ende auf. Dabei hätte „Alien vs. Ninja" eine spaßige Trash-Granate werden können, ja, müssen. Schon der Einstieg mit der Auseinandersetzung zweier verfeindeter Ninja-Clans offenbart das Potential des Films und lässt gleichzeitig die nötige Luft nach oben, die einen Appetizer auszeichnet. Die Action-Sequenz zeigt gleichermaßen, dass hier Talent am Werk ist, dass dies aber noch lange nicht alles war. Das hier abgelieferte Versprechen wird tatsächlich bloß einmal eingelöst. Das große Finale ist ein echtes Highlight, eine Rechtfertigung für das bis dahin erlittene Alien- und Ninja-Ringen um eine Platzierung im Genre-Mittelmaß.
Um dabei endlich wieder spannende, gut choreographierte Schwertkämpfe bieten zu können, greifen die Macher zu einem narrativen Trick: Die Aliens setzen sich als Parasiten in getöteten Ninjas fest. So ist der Endfight eher eine Auseinandersetzung zwischen untoten und lebendigen Ninjas – die Konfrontation der Alien-Monster ist dabei der deutlich schwächere Part. Das große Problem von „Alien vs. Ninja" ist der ganze Käse zwischen Eröffnung und Finale. Ja, sicher, dazwischen fliegen Gliedmaßen im Minutentakt durch die Wälder und blutrünstig ist das alles auch. Die Aufeinandertreffen mit dem Alien, einer Mischung aus Flugsaurier und Flippers bösem Bruder, sind jedoch furchtbar ideenarm inszeniert. Die ständigen Versuche, das wilde Treiben witzig zu gestalten – na super, die Aliens sind Titten-Grapscher - scheitert, da die Stereotypen arrogant-tougher und feige-trotteliger Ninjas dazu nicht taugen.
Zudem befremdet der berüchtigte japanische Humor: Eine völlig überflüssige Zwischensequenz dient etwa bloß dazu, die verkappt-homosexuellen Neigungen einer Figur zur Belustigung auszustellen. Dass Setting und Schauspieler mehr als einmal den Eindruck erwecken, als hätten sich hier ein paar japanische Live-Action-Rollenspieler im nächstbesten Wald getroffen und dabei eine Kamera mitlaufen lassen, macht „Alien vs. Ninja" nicht einen Deut lustiger. Sushi Typhoon hat bereits weitere Trash-Filme produziert - klangvolle Titel wie „Mutant Girls Squad", „Helldriver" und „Karate-Robo Zaborgar" sind bereits gestartet oder stehen in den Startlöchern. Bleibt zu hoffen, dass „Alien vs. Ninja" nur die Fingerübung zum Auftakt war und diese neuen Produktionen noch eine Schippe drauflegen. Japan-Trash kann deutlich mehr Spaß machen!