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    Tarzan 3D
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Tarzan 3D
    Von Christoph Petersen

    Edgar Rice Burroughs‘ Dschungelabenteuer „Tarzan“ und seine zahlreichen Fortsetzungen gehören zu den am häufigsten verfilmten Stoffen der Literaturgeschichte. Angesichts der bereits über 100 verschiedenen Tarzan-Filme sollte man also besser einen guten Grund haben, die Story des bei einer Affenfamilie aufgewachsenen Menschenjungen noch ein weiteres Mal auf die Leinwand zu bringen. Einen solchen hat Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Reinhard Klooss durchaus: Nachdem er sich bereits mit „Urmel aus dem Eis“ (der erst zweite deutsche computeranimierte Film) und mit „Konferenz der Tiere“ (die allererste europäische Produktion in stereoskopischem 3D) als Technik-Pionier versucht hat, will er das hiesige Animationskino mit der weltweit berühmten Geschichte vom Dschungelhelden samt ihrer exotischen Kulissen international noch weiter nach vorne bringen. „Tarzan 3D“ wurde wie Steven Spielbergs „Die Abenteuer von Tim und Struppi“ mithilfe eines aufwändigen Motion-Capture-Verfahrens animiert und ist zudem die erste deutsche Großproduktion, deren Ton in Dolby Atmos abgemischt wurde (wer etwa „Gravity“ in diesem Format „gehört“ hat, wird dieses Erlebnis so schnell ganz sicher nicht vergessen). Unter rein technischen Gesichtspunkten betrachtet ist Klooss‘ Familien- und Abenteuerfilm dann auch tatsächlich recht eindrucksvoll, aber blöderweise bleibt das Geschichtenerzählen dabei ziemlich schnell auf der Strecke.

    Auf der Suche nach einem Millionen von Jahren alten Meteoriten, der genug Energie in sich bergen soll, um die Menschheit auf absehbare Zeit vollständig mit Strom zu versorgen, stürzen der Unternehmer John Greystoke und seine Familie mit ihrem Hubschrauber im afrikanischen Dschungel ab. Während seine Eltern bei dem Unglück ums Leben kommen, wird der neunjährige John Jr., der sich fortan Tarzan (= Junge ohne Fell) nennt, von der Gorilladame Kala in ihre Obhut genommen. In den kommenden zehn Jahren wächst Tarzan (gespielt von Kellan Lutz, gesprochen von Alexander Fehling) zum stattlichen jungen Mann heran, der sich perfekt an die Herausforderungen des Dschungels angepasst, darüber aber seine eigene Vergangenheit längst verdrängt hat. Erst als die gutmütig-hübsche Naturschützerin Jane (Spencer Locke, Lena-Meyer-Landrut) gemeinsam mit dem verschlagenen Geschäftsmann Clayton (Trevor St. John, Kai Wiesinger) im Dschungel auftaucht, um den Meteoriten doch noch zu finden, erinnert sich Tarzan langsam wieder an seine menschliche Abstammung…

    Während die anderen menschlichen Figuren äußerlich gelegentlich an dürftig animierte Zwischensequenzen aus einem PC-Abenteuerspiel erinnern, ist Tarzan selbst erstaunlich gut gelungen – und dass, obwohl er mit seinen entblößten Muskeln eigentlich die größte Herausforderung für die Animationskünstler darstellt. Gerade wenn der Herr des Dschungels rasant von Liane zu Liane schwingt oder sich gekonnt an Felsvorsprüngen heraufzieht, muss „Tarzan 3D“ selbst den gefürchteten Vergleich mit der finanziell natürlich weit großzügiger ausgestatteten US-Konkurrenz keinesfalls scheuen. Noch überzeugender als Tarzan ist allerdings die Fauna des Dschungels geraten, vor allem die eingestreuten Scharmützel mit nahezu fotorealistischen Schlangen und Krokodilen jagen selbst den erwachsenen Zuschauern kurze Schauer über den Rücken (wir empfehlen den Kinobesuch ab acht Jahre). Zudem sorgt der präzise Einsatz der 3D-Technik vom eröffnenden Meteoritenflug durchs Weltall bis zum finalen Vulkanausbruch dafür, dass man sich nicht wie zuletzt bei vielen anderen Filmen um seinen ja durchaus happigen 3D-Zuschlag betrogen fühlen muss.

    Aber „Tarzan 3D“ ist kein Showreel zur Werbung für die neuesten technischen Errungenschaften, sondern ein Kinofilm, bei dem das Erzählen einer Geschichte im Zentrum stehen sollte – und bei letzterem verzettelt sich Regisseur Klooss, der auch das Drehbuch selbst verfasste, direkt zum Auftakt: Er erzählt parallel die Vorgeschichten der Greystokes und der Gorillafamilie und geht dabei so umständlich vor, dass nicht nur kleine Kinogänger die Übersicht zu verlieren drohen. Apropos junge Zuschauer: Warum sich Klooss ausgerechnet die Themen „Energieprobleme der US-Ostküste“ und „Gier von Großkonzernen“ zur Anreicherung seiner „Tarzan“-Neuinterpretation ausgesucht hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben – an den Interessen seines kindlichen Zielpublikums gehen sie zumindest völlig vorbei. Und auch den völlig unmotivierten, etwa zehnminütigen Abstecher ins Fantasy-Genre (die Strahlung des Meteoriten verursacht einige monströse Mutationen) hätte man sich besser ganz gespart. Stattdessen haben die Macher bewusst darauf verzichtet, „Tarzan 3D“ wie etwa Disneys Zeichentrick-Variante von 1999 mit vielen kleinen Gags am Rande anzureichern, um sich auf die (trotzdem nur halbgare) Coming-of-Age-Geschichte zu konzentrieren – dabei haben ein wenig Charme und Humor noch keinem Animationsfilm geschadet.

    Fazit: Überzeugend animiertes, aber weitgehend lieblos erzähltes Dschungel-Abenteuer.

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