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    Väter und andere Katastrophen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Väter und andere Katastrophen
    Von Asokan Nirmalarajah

    Manchmal sagen die internationalen Verleihtitel eines Films mehr aus, als den Machern lieb sein kann. Die dritte Kinoproduktion des französischen Regisseurs Martin Valente (nach „Die Amateure", 2003, und „Fragile(s)", 2007) ist so ein Fall: Die Buddy-Komödie erreicht uns unter dem eher abschreckenden Titel „Väter und andere Katastrophen". Was nach einer klischeehaften Familienklamotte klingt, hieß im französischen Original noch „Un jour mon père viendra", was übersetzt soviel bedeutet wie: „Eines Tages wird mein Vater kommen". Der Clou hinter dem sentimental-poetischen Titel besteht darin, dass es sich dabei um den Kindheitswunsch einer jungen Frau handelt, die aufgrund unzureichender Vaterfiguren in ihrem Leben beschließt, für ihre Hochzeit einen Schauspieler als Vater der Braut zu engagieren. Die arg konstruierte Ausgangssituation dieser gefälligen, durchwachsenen Verwechslungskomödie will es aber so, dass es sich dabei tatsächlich um ihren lange abwesenden biologischen Erzeuger handelt. Die hieraus folgenden Slapstick-Turbulenzen und Situationskomik sind trotz aller Klischees und gelegentlicher Rohrkrepier beherzt in sonnigen Kulissen umgesetzt und mit großer Spielfreude aufgeführt.

    Der wohlhabende Großindustrielle Bernard (François Berléand) hat eben erst seine schottische Frau zu Grabe getragen, da macht er eine kuriose Entdeckung. In einer alten Kiste der Verblichenen findet der kinderlose Zwangsneurotiker die Briefe der Tochter, von der er zuvor nichts wusste. Die aus seiner früheren Jugendromanze zu der Französin Barbara hervorgegangene Chloé hatte ihm vor Jahren Kinderbriefe geschrieben, die von seiner Ehefrau abgefangen wurden. Bernard sucht im hohen Alter die Bekanntschaft seiner erwachsenen Tochter (Olivia Ruiz) in Frankreich und lernt dort stattdessen ihren naiven Ziehvater Gustave (Gérard Jugnot), einen arbeitslosen, alkoholsüchtigen Koch kennen. Barbaras Witwer glaubt in Bernard einen Freund gefunden zu haben und reist mit ihm nach Bourdeaux, wo Chloé bereits die Hochzeit mit dem Ex-Tennisprofi Stephen (Jamie Bamber) plant und dafür nach einem Schauspieler Ausschau hält, der ihrem Traummann den Vater ihrer Träume vorspielt. Durch eine Verkettung von Ereignissen findet sich Bernard in der Rolle des falschen Vaters wieder, während sich Gustave in der Küche von Stephens Anwesen breit macht. Beide Väter buhlen so um die Liebe ihrer ahnungslosen Tochter...

    Die mit dem ausdrucksstarken, gekonnt zwischen Komik und Pathos wandelnden Schauspielerduo François Berléand (bekannt als tapsiger Vertrauter von Jason Statham aus den „Transporter"-Filmen) und Gérard Jugnot („Die Kinder des Monsieur Mathieu") exzellent besetzte Produktion lässt sich nur oberflächlich als Hochzeitskomödie beschreiben. Zwar wird der Film hierzulande in Kooperation mit hochzeit.de präsentiert, während sich die Handlung um die Hochzeitsvorbereitungen der angespannten Chloé drehen mag, doch der Fokus der Geschichte liegt ungeachtet seines französischen Originaltitels nicht auf der Tochter, sondern gemäß des deutschen Titels auf ihren trotteligen Vätern. Das ist durchaus begrüßenswert, da die Pop-Sängerin Olivia Ruiz trotz ihrer engagierten Vorstellung in einer unsympathischen Rolle das schwache Glied in der durchweg guten Besetzung bildet. Indes brillieren Valentes Stammschauspieler Berléand, dem er das Skript auf den Leib schrieb, und Jugnot als gänzlich gegensätzliche Karikaturen eines übersensiblen Intellektuellen und eines aggressiven Proletariers. Ihr subtiles, charmantes Spiel hilft über die zuweilen allzu konstruierten Gags und weniger inspirierten Momente des Skripts hinweg.

    Damit steht der Film auch in der französischen Tradition von Francis Vebers kultigen Buddy-Komödien „Der Der Hornochse und sein Zugpferd" (1981) und „Zwei irre Typen auf der Flucht" (1986), in denen einst Gérard Depardieu und Pierre Richard als ungleiches, seltsames Paar à la Walter Matthau und Jack Lemmon absurde Slapstick-Abenteuer erlebten. Und auch wenn es hier gelegentliche Durchhänger in Sachen Tempo und Witz zu verzeichnen gibt, ganz zu schweigen von Lauren Arne in einer anstrengenden, überflüssigen Nebenhandlung als die männerhungrige Freundin der Braut – das spaßige Spiel mit den verschiedenen Realitätsebenen dieser Hochzeitsfarce und die hübschen, eleganten Cinemascope-Bilder gleichen diese Mängel fast wieder aus. Sehenswert ist der Film aber vor allem wegen des amerikanischen TV-Darstellers Jamie Bamber („Battlestar Galactica"), der als scheinbar selbstbewusster, charismatischer Sonnyboy mit Minderwertigkeitskomplexen allen die Schau stiehlt. Wie er sich darum bemüht, die Anerkennung seines Schwiegervaters zu erringen und in dem fremden Mann einen Ersatz für seinen eigenen kaltherzigen Manager-Vater zu finden, ist so amüsant wie bewegend.

    Fazit: „Väter und andere Katastrophen" ist eine nette, unterhaltsame Familienkomödie mit einigen Stärken (die toll aufgelegten, liebenswerten Schauspieler) und Schwächen (ein wenig originelles Drehbuch mit mitunter sehr flachen Witzen). Für eine Empfehlung fehlt dann doch der letzte Pfiff, aber die positive Grundstimmung des Films und sein drolliger Abschlussgag entlassen dann doch noch mit einem breiten Grinsen.

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