Safe House ist tatsächlich eine kleine Überraschung des Jahres. Nicht allerdings von der Story her, die läuft nach Schema X ab und liefert nicht neues. Dennoch schafft es der Film durchweg spannend zu sein. Das liegt hier auch daran, dass kaum ermittelt wird, sondern stetig was passiert und oft ist es unvorhersehbar, wenn plötzlich jemand brutal erschossen wird und er kaum ausgeredet hat. Safe House liefert im letzten Drittel auch eine gute Erklärung worum es eigentlich geht. Das Actiongeknalle von brutale Schüsse und Zerschrotung der Autos ist hoch, dass kann eigentlich weitestgehend ansprechen, einzig die Kamera wackelt bei den Actionszenen zu sehr, was er gar nicht nötigt hätte, denn Action gibt es ohne das Gewackel genug, dass verhindert einfach eine bessere Bewertung, was hier wirklich schade ist, denn der Film kann einen bis zum Schluss packen. Die Dialoge beschränken sich auf das wesendliche und sind deswegen interessant, es gibt hier also keine Ausschweifungen und die Laufzeit ist genau richtig gewählt. Die Schauplätze werden öfter gewachselt, so kommt sogar mitten vor einem großen Sportstadion in Südafrika richtig Stimmung auf. Der Film hat jedenfalls einige Überraschungen oder besser gesagt Schockszenen parat, auch wenn die Story vorhersehbar ist wird man wegen der Gewalt stetig ins staunen kommen. Die Darsteller machen ihre Sache im Schnitt gut. Der erfahrene Denzel Washington spielt seine Sache wieder gewohnt souverän, gegenüber ihm fällt Ryan Reynolds spürbar ab. Hollywood fehlt es Heute an jüngere Actionhelden die auch Charisma ausstrahlen, davon hat Reynolds leider auch überhaupt nichts parat, er schaut immer zu brav, auch wenn es den Film nicht runterzieht, da Washington in seinem stetigem Beisein stark spielt und zudem die Bösewichte absolut glaubhaft verkörpert werden. Einzig fehl am Platz ist hier Vera Farmiga (Junge im gestreiften Pyjama, Orphan, Source Code) in der Nebenrolle als Geliebte, ihr fehlt vielleicht auch die Spielzeit um wirklich ernst genommen zu werden. Das hier spürbar übertrieben wird und an jeder Ecke das meuchelnde Böse lauert, geht zwar auf Kosten der Glaubwürdigkeit, lässt den Film aber besonders spannend werden und den Titelzusatz „Niemand ist sicher“ Sinn ergeben. Das der Film trotz seiner Kamera-Hektik bei mir noch funktioniert hat, was eigentlich bei dem Wackel-Stil nicht üblich ist, liegt an den ruhigen Passagen, wo die Charaktere nicht irgend etwas ödes nuscheln oder eine Pause brauchen, so wie bei der Bourne Reihe, sondern dass sie ersichtlich über Moral und Beweggründe nachdenken und somit zu ihnen eine gewisse Charakterbindung entsteht und man den ganzen Film über an deren Charakterverhalten mehr interessiert ist als an die schockierenden und verwackelten Actioneinlagen. Sogar zu Reynolds gelingt die Charakterbindung, der an sich ja blass wirkt, aber solche ruhigen Passagen grübelnder Charaktere zu sehen, verleiht den Film seine Seele und erinnert an die 80er und 90er Actionfilm-Jahre.
Das Regisseur Daniel Espinosa zuvor in Schweden/Dänemark Filme gedreht hat, ist hier wohl doch etwas zu verspüren, der Stil von Safe House unterscheidet sich von vielen Hollywood Produktionen der letzten Jahre, er ist roher, verschwörender und anarchistischer, erinnert mich höchstens an die modernen Filme eines Tony Scott, die auch zuletzt noch in diese Richtung gehen, den ich ebenfalls mag und der bei den Kritiken hierzulande zuletzt nicht der beliebteste ist. Espinosas bisherigen Filme sind hierzulande bis dato unbekannt geblieben, vielleicht auch nicht ohne Grund, aber dieser Safe House ist ihm weitestgehend gelungen, mal von der Wackelkamera abgesehen, wo zu sehr mit übertrieben wird, was 2 Punkte Abzug bedeutet. Espinosa’s zuletzt gedrehtes schwedisches Werk Easy Money erscheint zudem parallel hierzu auf dem Videomarkt.
„Die Leute wollen die Wahrheit nicht, viel zu chaotisch, dass bringt sie um den Schlaf.“