Ein verfallenes Fußballstadion am Rande der nordirakischen Stadt Kirkuk ist der spannende Hauptschauplatz der Tragikomödie „Kick Off Kirkuk" von Shawkat Amin Korki („Crossing the Dust"). Der Ort könnte kaum passender gewählt sein, bildet er doch die ideale Kulisse für Korkis Geschichte, die von Flüchtlingen in einer trostlosen Lebenssituation handelt. Weil die Inszenierung aber mitunter zu unbeholfen ist, kommt „Kick Off" über das Niveau einer mäßig raffinierten, aber durchaus interessanten B-Produktion nicht hinaus.
Die jungen Männer Asu (Atug Asu) und Sako (Anwar Sako) sind beste Freunde. Beide leben mit rund 300 anderen Flüchtlingen, zumeist Kurden, in einem verlassenen Fußballstadion, da ihre Häuser, die sie unter dem Regime Saddam Husseins räumen mussten, nunmehr von anderen Menschen bewohnt werden. Um ein wenig Farbe in den tristen Alltag der Bewohner des Lagers zu bringen, will Asu, der sich auch um seinen kleinen Bruder Diyar (Hamed Diyar) kümmern muss, ein Fußballspiel zwischen den kurdischen, arabischen und türkischen Kindern des Lagers organisieren. Zudem verliebt er sich in Hilin (Hamajaga Hilin), findet aber keinen Mut, der attraktiven Frau seine Liebe zu gestehen...
Die Arbeit von Regisseur Shawkat Amin Korki, der mit „Kick Off Kirkuk" seinen zweiten Spielfilm vorlegt, glänzt vor allem durch den hervorragend ausgewählten und ausgestalteten Schauplatz: Das Fußballstadion, in dem – von einem Ausflug gegen Ende abgesehen – der vollständige Film spielt spiegelt die Befindlichkeiten der Figuren unmittelbar verständlich wider. Der Ort alleine reicht noch nicht, aber Korki findet im Stadion einige starke Bilder und gibt dem Platz dadurch eine zusätzliche Qualität: Etwa mit der Aufnahme eines reiterloses Pferds, das quer über die freie Fläche des Stadions trabt – ein treffendes, fast schon surreales Bild für die Situation der Flüchtlinge, die nicht weniger verloren scheinen als dieses Tier in der zweckentfremdeten Arena. Die entsättigten Farben, der viele Staub und Dreck, die Hubschrauber, die immer wieder unheilvoll über die Szenerie gen Kirkuk fliegen oder die Explosionen, die von der Stadt her zu hören sind – all das fügt sich in weiten Teilen zu einem atmosphärischen Ganzen.
Grundsätzlich nachvollziehbar ist auch Korkis Entscheidung, auf Laiendarsteller zurückzugreifen. Darin liegt aber letztlich ein Hauptproblem des Films, denn alle schauspielerischen Leistungen bewegen sich im unteren Mittelmaß und wirken oft hölzern. Gerade in Verbindung mit den einfachen Schuss-Gegenschuss-Montagen, der mitunter unglücklichen Wahl des Bildausschnitts und der teils müden Inszenierung entsteht der eingangs beschriebene Eindruck einer insgesamt fast amateurhaften Produktion. Den Laiendarstellern und vor allem den Statisten, die tatsächlich in dem Stadion leben, hat „Kick Off Kirkuk" jedoch auch seine stärksten Momente zu verdanken – jene Szenen nämlich, in denen die Kamera beinahe dokumentarisch abschweift und kleine, nebensächliche Handlungen der Anwohner zeigt: Kinder beim Spielen auf einem Autowrack, kartenspielende Männer, Frauen beim Teppiche klopfen. Hier zeigt „Kick Off Kirkuk" großes Potential, das Shawkat Amin Korki leider nur teilweise ausgeschöpft hat.