Wie macht man dem Zuschauer deutlich, dass er gerade eine Agentenfilm-Parodie schaut? Man beginnt am besten gleich mit einer verfremdeten Version des berühmten Vorspanns der James-Bond-Filme, setzt immer wieder den mittlerweile ebenfalls zum popkulturellen Allgemeingut gehörenden einprägsamen Klingelton der Agenten-Serie „24" ein und lässt die Hauptfigur wiederholt die kultige „Mission: Impossible"-Melodie vor sich hinsingen. Ja, das sind offensichtliche Hinweise, mit denen jeder Zuschauer etwas anfangen kann. Aber das Ganze soll ja auch noch lustig sein, es müssen also ein paar Ideen her, um diese bekannten Elemente in eine amüsante Handlung einzubauen. Doch genau dort liegt das Problem von „Agent Ranjid rettet die Welt", dem ersten Kinoausflug des erfolgreichen Bühnen- und Fernsehkomikers Kaya Yanar. Die genannten offensichtlichen Verweise verpuffen genauso wie die meisten anderen Einfälle, es fehlt allzu oft die Einbindung in einen zündenden Gag. Ob es um das Spiel mit Klischees über Inder, Türken, Griechen oder Holländer geht oder darum, Agenten- und Superheldenfilme aufs Korn zu nehmen: die nötigen Zutaten sind da, aber fast alles bleibt im Ansatz stecken. So ist der von Michael Karen („Der Tod kommt krass") inszenierte „Agent Ranjid" dann auch nur sehr selten wirklich lustig, daran kann auch „Blade Runner"-Star und Hollands Hollywood-Export Nr. 1 Rutger Hauer in einer Nebenrolle nichts ändern.
Der Holländer Freek van Dyk (Rutger Hauer) hat sich gemeinsam mit seiner rechten Hand, der kurvigen Schönheit Viagra van de Hupen (Birte Glang), und seiner linkem Hand, dem trotteligen Reppe (Gode Benedix), ein Handy gesichert, mit dem sich Gedanken kontrollieren lassen. Damit will er die ganze Welt zu Holländern machen. Er muss nur noch einen Satelliten ins All schießen und sein teuflischer Plan ist vollendet. Scheinbar kann ihn niemand mehr stoppen, denn er hat alle Agenten ausgeschaltet. Besser gesagt fast alle, denn der türkische Ayran Secret Service, kurz ASS, ist noch aktiv und wird von der deutschen Kanzlerin Bundesmerkel (Antonia von Romatowksi) um Hilfe gebeten. Doch van Dyk und seiner Hooligan-Truppe gelingt es die beiden ASS-Süperagenten, den Ex-Türsteher Hakan (Kaya Yanar) und den Streitschlichter Sirtakimann (ebenfalls Kaya Yanar), auszuschalten. Letzte Hoffnung der Menschheit ist nun die trottelige Putzkraft Ranjid (auch Kaya Yanar), die von ASS-Chef Süleyman (Vedat Erincin) kurzerhand zum Süperagenten bestimmt wird. Da Ranjid ohnehin gerade Geld für die Behandlung seiner kranken Kuh Benytha braucht, nimmt er den Auftrag an und stellt sich dem gefährlichen Holländer entgegen...
Die Kinoausflüge von Komikern wie Mario Barth („Männersache") oder Ausbilder Schmidt („Morgen, ihr Luschen!"), die insgesamt ähnlich missraten sind, konnten im Gegensatz zu „Agent Ranjid" noch mit ein paar lustigen Gastauftritten punkten. Da stolperten dann etwa Jürgen Vogel („Die Welle", „Gnade") als zugekiffter Paranoider oder Ingo Appelt als schwuler Soldat durchs Bild. Perfektioniert hat dieses System der augenzwinkernden Cameos Otto Waalkes mit seinen „7 Zwerge"-Filmen, in denen fast im Minutentakt mehr oder weniger bekannte Gesichter zu entdecken sind. Da ist dann am Ende für jeden Geschmack jemand dabei, über den man lachen kann. Und Kaya Yanar? Der setzt in allererster Linie auf sich selbst und spielt gleich sechs Rollen. Diese Dauerpräsenz dürfte aber selbst seinen überzeugtesten Fans irgendwann zu viel werden, denn er wiederholt immer nur die gleichen Gags. Und wenn dann doch einmal ein Gaststar auftaucht, dann ist die Trefferquote auch nicht gerade hoch. So ist Tom Gerhardts („Hausmeister Krause") Darstellung eines Tierarztes, der nur die Pumpgun als Behandlungsinstrument kennt, viel zu zahm geraten. Eine der wenigen halbwegs amüsanten Szenen ist dagegen diejenige, in der Ex-„Alarm für Cobra 11"-Autobahnpolizist Mark Keller in einer Parodie auf TV-Survival-Ratgeber seine nächste Sendung ankündigt. Das Thema: So schaffen sie Frieden im Nahen Osten nur mit Haushaltsgeräten.
Kaya Yanar setzt in erster Linie auf den Wiedererkennungswert der aus seiner prämierten TV-Show „Was guckst Du?" bekannten und von ihm selbst gespielten Figuren, wobei er sich weitgehend auf lieblos platzierte Gimmicks (Döner-Spieß, Bollywood-Musical, Sirtaki-Tanzen) beschränkt. Dabei ist mit der Verpflichtung von Rutger Hauer ein regelrechter Casting-Coup gelungen, doch der weltbekannte Star darf als Bösewicht van Dyk dem Affen nicht richtig Zucker geben und bleibt ungewohnt blass. Irgendwie wirkt es, als hätte man einfach irgendeinen prominenten Holländer gebraucht, um die Marotten unserer Nachbarn aufs Korn nehmen zu können. Immerhin sind diese Anspielungen wenigstens hin und wieder auch vernünftig in einen Witz eingepackt. Da trägt Freek van Dyk dann nicht nur Holzschuhe und isst Käse, sondern es gibt auch einen mehr oder weniger flotten Spruch dazu. Szenen zum Schmunzeln sind trotzdem rar. Wenn beim Schurkentreffen nicht nur die üblichen Verdächtigen aus Nordkorea und Afrika, sondern auch „die übrigen Bösewichte aus Film, Funk und Fernsehen" (nämlich: Batman-Erzfeind Joker, ein Vatikan-Abgesandter und Bunga-Bunga-Berlusconi) am Tisch sitzen, ist das neben dem Abspann-Gag nicht nur eine der wenigen politischen Spitzen, sondern einer der besten Einfälle von Kaya Yanar und seinen Co-Drehbuchautoren Dieter Tappert (alias Paul Panzer) und „Bernd, das Brot"-Mit-Erfinder Norman Cöster.
Fazit: „Agent Ranjid" ist eine zusammengestückelt wirkende Abfolge von Auftritten der beim Publikum beliebtesten Figuren des Komikers Kaya Yanar, bei der gelungene Gags eine Seltenheit bleiben.