Das war sie also, die Fortsetzung des Films, der "style over content" so exzessiv zelebrierte wie kein Anderer vor ihm und damit für reichlich Kontroversen sorgte. Was erwartet also ein Publikum, das den ersten Teil feierte? Folgerichtig: MEHR DAVON! Und dieser Prämisse wird der Film in vielerlei hinsicht gerecht.
Zur Story:
Zeitgleich zur Schlacht bei den Thermopylen findet auf See unter der Führung des Atheners Themistokles eine Schlacht der Athener gegen die persische Flotte statt. Und das war's!
Der zweite Metzelfilm kommt deutlich actionlastiger daher als sein Vorgänger, Dialoge und Story wurden auf ein absolutes Minimum reduziert (Wobei: "The Raid" war da noch konsequenter), dennoch gibt es ein paar gut umgesetzte Rückblenden, die Motivationen oder Entwicklungen der Protagonisten veranschaulichen. Jedoch merkt man auch hier, dass der Streifen den Kinogägnern selbst das Verständnis einiger Zusammenhänge dieser lachhaft dünnen Erzählung nicht zutraut, weshalb sich einige völlig unangebrachte oder überflüssige Flashbacks und Zeigegesten ins Skript eingeschlichen haben. Da der Film anders als im Vorgänger nicht nur aus Sicht der Griechen erzählt, bekommt der Zuschauer hier deutlich mehr und deutlich opulentere Schauplätze zu sehen, die allesamt überaus atmosphärisch in Szene gesetzt wurden. Zu den Nahkämpfen, die in ihrer Choreograaphie und Style-Faktor dem Vorgänger in nichts nachstehen, gesellen sich nun auch ein paar Seeschlacht-Szenen, die zwar für einige der atemberaubendsten Bilder sorgen, sich aber nicht völlig in das Konzept des Films einfügen können. Die Sexszenen des Films sind sehr explizit, es gibt viel nackte Haut zu sehen und auch der Gewaltgrad wurde deutlich angeschraubt; hier werden Köpfe zertreten, Menschen zerstückelt und selbst die Blutmenge wurde mindestens verdoppelt. Dies ist jedoch auch ein negatives Beispiel der Überstilisierung, da das animierte Blut durch seine Menge, seine unnatürlich zähflüssig wirkende Konsistenz und seine Eigenschaft, leider in manchen Szenen nicht korrekt an Oberflächen haften zu bleiben, sehr an Realismus verliert.
Dennoch muss man dem Film alles in allem eine positive Steigerung in Sachen Action und deren Visualisierung zusprechen. Wenn sich in Super-Slow Motion in den Augen eines aufschreckenden Pferdes ein Blitz spiegelt, der sich langsam seinen Weg aus den Wolken auf die Erde bahnt, wenn sich beim ersten Angriff der persichen Flotte die feindlichen Schiffe durch einen riesigen Wellenberg vor den Griechen ausbreiten, wenn die Kamera unter Wasser atemberaubende Trümmer-Panoramen offenbart, dann sind das für manch einen Gänsehaut- Momente, die den Kinobesuch mehr als lohnenswert machen.
Dafür hat die Forsetzung andere Defizite:
Mit Themistokles versuchen die Macher eine Figur zu etablieren, die ähnlich gestrickt ist wie Gerald Butlers Leonidas und versuchen auch, diese damalig den Film auszeichnende Leinwandpräsenz zu halten. Dies gelingt jedoch nur selten dank eines eher suboptimalen Drehbuchs, welches ihm keinen memorablen Oneliner zugesteht und auch in seinen Schlacht- und Motivationsreden erreicht er nicht ganz Leonidas' "Sympathie". Auch andere Nebenfiguren, die der Zuschauer im ersten Film durchaus wahrgenommen hat, wie beispielsweise die Figur von Michael Fassbender, vermisst man in Teil 2 schmerzlich. Es gibt sie zwar, sie sind jedoch vollkommen blass geraten und weder für den Kampf noch für die Story von Bedeutung. Die Konsequenz daraus: Es kommt nicht einmal ein Hauch von interner Dynamik zwischen den Kriegern auf, weshalb einem die komplette Armee der Griechen und deren Schicksal herzlich egal ist.
Wenigstens hat Teil 2 einen etwas greifbareren und präsenteren Bösewicht als Xerxes selbst, jedoch darf Eva Green auch einfach nur so böse wie möglich sein und dabei gut aussehen.
Leider nimmt sich der Film durch diese Negativpunkte jeglichen Kultstatus; eine "This is Sparta!"- Konkurrenzszene gibt es nichtmal ansatzweise.
Zu guter Letzt will ich noch einen Punkt ansprechen, mit dem ich so überhaupt nicht gerechnet hätte:
300: Rise of an Empire hat einen überdurchnittlich guten Soundtrack! Hier werden absolut epische, aber auch bedrohliche oder leise Stücke geboten, die mich in ihrer Qualität vollkommen überrascht haben. Beachtlich und definitiv hörenswert.
FAZIT:
Mal ehrlich: Was will man sehen, wenn man sich 300: Rise of an Empire anschaut? Viele Menschen, die sich gegenseitig mit viel Zeitlupe, viel Pathos und in überstilisierter Optik niedermetzeln. Und genau das bekommt der Zuschauer in dieser Fortsetzung. Die Kämpfe werden durch die Seeschlachten opulenter und größer dimensioniert, durch Flashbacks und eine etwas freiere Erzählstruktur bekommen wir auch mehr Schauplätze zu Gesicht - so muss es laufen!
Da stört es auch wenig, dass man am Ende garnicht mehr so recht weiß, wem man da eigentlich die ganze Zeit zugeschaut hat.