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    Der Ritt nach Alamo
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Der Ritt nach Alamo
    Von Björn Becher

    Maria Bava ist wohl jedem Horrorfan ein Begriff. Der Italiener gilt als „Hitchcock des Horrorfilms“ und wichtigster Wegbereiter des Giallos (italienische Slasher). Sein Werk ist auch heute noch Vorbild und Inspiration für zahlreiche Regisseure. Filme wie „Blutige Seite“, sein Langfilmdebüt „Die Stunde wenn Dracula kommt“ oder „Die toten Augen des Dr. Dracula“ gehören zum Standardrepertoire jedes Genreinteressierten. Doch Bavas Name ist nicht nur mit dem Horrorfilm verbunden, er hat auch drei Italo-Western gedreht, den ersten und besten 1964: „Der Ritt nach Alamo“ entstand in der Frühphase des Spaghetti-Western-Booms und kam im selben Jahr wie Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar in die deutschen Kinos. Ohne die Experimentierfreude der meisten europäischen Western lieferte Bava einen überraschend konservativ inszenierten, stark an den klassischen US-Western angelehnten Film, der mit leisem Humor und subversiven Anklängen unterhält.

    Weil er seine Farm verloren hat, schließt sich der aufrechte Cowboy Bud Massedy (Ken Clark) einer Bande an. Mit einem von Massedy ausgeklügelten Plan wollen die Desperados als Soldaten verkleidet eine Bank ohne jede Gewaltanwendung ausnehmen. Doch einer der Ganoven reagiert über, mehrere Menschen sterben. Die Banditen entkommen zwar mit der Beute, doch anschließend gibt es Streit. Massedy und sein junger Freund Slim (Alberto Cevenini) werden von dem skrupellosen Carson (Michel Lemoine) überwältigt und gefesselt in der Wüste zurückgelassen. Zu ihrem Glück reiten echte Soldaten vorbei und lesen sie auf. Um dem Galgen zu entgehen, spielen die verkleideten Halunken ihr Spiel weiter und geben sich als Lt. John Smith und Sgt. Jim Kincaid aus. Doch das bringt schnell neue Probleme mit sich. Der starrsinnige Captain Hull (Antonio Gradoli) will eine Gruppe Offiziersfrauen und eine Gefangene (Adreina Paul) auf direktem Weg zum Ziel nach Alamo und damit mitten durch Indianerland führen. Während Massedy zunächst plant, sich bei der erstbesten Gelegenheit aus dem Staub zu machen, fühlt er sich bald verpflichtet, den Soldaten mit seiner Erfahrung beizustehen. Da kreuzt Carson ihren Weg…

    Bereits nach wenigen Minuten ist klar, dass „Der Ritt nach Alamo“ nicht den experimentell-exzessiven Weg vieler Italo-Western beschreitet, sondern sich eindeutig an US-Vorbildern orientiert. Die Musik von Piero Umiliani („Diebe haben´s schwer“) könnte eins zu eins auch aus John Fords Kavallerie-Trilogie („Bis zum letzten Mann“, Der Teufelshauptmann, „Rio Grande“) stammen. Und auch inhaltlich sind die Stars und Stripes allgegenwärtig: Ein aufrechter Cowboy in Soldatenuniform kämpft gegen Indianer, rettet eine Dame in Not und schnappt nebenbei auch noch die Banditen. Die Trompeten der Kavallerie ertönen, Ehre und Mut sind zentrale Motive. Klingt nach einem Western von der Stange, wie sie in Amerika dutzendweise und mit deutlich höheren Budgets in die Kinos kamen. Also nur etwas für Hardcorefans, die alles gesehen haben müssen? Weit gefehlt…

    Zum einen gelingt es Mario Bava (Baron Blood, Hatchet For The Honeymoon), sein limitiertes Budget sehr gut zu kaschieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Italo-Western sehen die Landschaften größtenteils tatsächlich nach Amerikas Westen aus, die Massenszenen mit den Indianern hauen hin, die Actioneinlagen sind ordentlich. Die Story ist packend und kurzweilig erzählt, auch wenn der Ausgang von vorneherein feststeht. Diese Qualitäten allein versprechen schon solide Unterhaltung, die Westernfans nette anderthalb Stunden beschert. Aber ein besonderer Zusatz hebt „Der Ritt nach Alamo“ auf der Zielgeraden sogar noch über den Genredurchschnitt.

    Auf unterhaltsam-subversive Weise werden die Glorifizierung von Armeen sowie der strikte Befehlsgehorsam der Kavallerie ins Lächerliche gezogen. Auch wenn der Film vordergründig vom Kampf der Soldaten gegen die Indianer handelt, steigert sich im Hintergrund der Konflikt zwischen dem falschen Offizier Massedy/Smith und Capt. Hull (wunderbar: Genreveteran Antonio Gradoli, „Sabata“), dem Kommandeur des Armee-Trecks. Während Massedy stets logische, der Situation angemessene Befehle erteilt, überstimmt ihn Hull dauernd, weil dieser streng nach Vorschrift vorgeht. Dabei ist es egal, ob es um die Route, den Schlafplatz der Ehefrau eines ranghohen Offiziers oder die Aufteilung der mitgeführten Munition auf die einzelnen Wagen geht – die zum Teil aberwitzigen Dispute sind immer wieder amüsant.

    Auch neben dem „Duell“ zwischen Massedy und Hull besitzt „Der Ritt nach Alamo“ noch einige weitere humorvolle Passagen. Immer wenn leichtere Töne angeschlagen werden, etwa wenn dem leichtlebigen Slim Armeedisziplin und Kleiderzwang zuwider sind oder Sgt. Warwick (Gustavo De Nardo) seine bauernschlauen Kommentare zum Besten gibt, gefällt der Film besonders. Das macht Bavas Ritt nach Alamo zu einem kurzweiligen Western-Vergnügen.

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