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    Scared
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Scared
    Von Björn Becher

    Wenn man an Horror aus Asien denkt, dann fallen einem sofort die Mädchen mit dem bleichen Gesicht und den langen schwarzen Haaren ein, die seit dem Erfolg von Ringu durch japanische, koreanische und auch thailändische Genrebeiträge geistern. Auch „Shutter“, zu sehen gewesen auf dem „Fantasy Filmfest 2005“, hat diese Formel kopiert und das Ergebnis fiel aufgrund der gut gesetzten Gruselszenen überraschend positiv aus. Pakphum Wonjindas „Scared“, der neueste thailändische Horrorbeitrag, zu sehen auf dem „Fantasy Filmfest 2006“, macht recht schnell klar, dass er mit Ringu und Konsorten nichts zu tun halben will. Gleich am Anfang taucht ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und bleichem Gesicht auf und während man noch am Aufstöhnen über den x-ten Klon ist, entpuppt sich die Szenerie als Scherz unter Freundinnen. So ist „Scared“ zwar eindeutig keine lahme Ringu-Kopie, hat aber leider einige andere Schwächen. Und ein offensichtliches Vorbild unter den Horrorerfolgen der vergangenen Jahre hat „Scared“ dennoch. Bevor man dieses erkennen kann, muss aber erst einmal das Setting geschaffen werden.

    „Scared“ gibt sich hier erfrischend wenig Mühe, eine tiefgründige Geschichte zu erfinden. Statt viel Zeit mit Charakterentwicklung zu vertrödeln, gibt es eine kurze Einleitung, die dem Zuschauer zeigt, mit welchen Personen er mitfiebern darf und warum diese in eine missliche Lage geraten sind. Die Personen sind eine Gruppe von Studenten, hauptsächlich Erstsemester, die zur Studiumseinführung eine Reihe von Mutproben von den älteren Semestern auferlegt bekommen haben. Am Schluss dieser Prüfungen steht ein Ausflug in ein Naturreservat. Da dieses aufgrund eines Unwetters gesperrt ist, droht der Trip ins Wasser zu fallen. Doch ein geheimnisvoller Fremder weist der Gruppe einen alten versteckten Weg an den Wachen vorbei. Die Fahrt auf dem alten Pfad geht nicht lange gut, eine morsche Holzbrücke wird der Reisegruppe zum Verhängnis. Der Bus stürzt in die Tiefe, was ein Großteil der jungen Menschen mit dem Leben bezahlen muss. Der Rest kommt erst einmal mit dem Schrecken davon, doch der nimmt bald erst richtig seinen Lauf. Denn während sie durch die Wildnis irren, schlägt der Tod schnell wieder zu. Einer wird gepfählt, ein anderer bekommt einen Baumstamm durch den Kopf. Sind das alles Unfälle? Wirken unheimliche Naturgeister? Oder geht etwas ein nach Blut dürstender Killer um?

    Leider wird diese Frage für den Zuschauer schon sehr früh geklärt, was „Scared“ einen Teil seines Spannungspotentials raubt. Als zweiter Spannungskiller entpuppt sich zeitweise die Inszenierung von Regisseur Pakphum Wonjinda. Der scheint sich nicht ganz entscheiden zu können, ob er für Gruselatmosphäre sorgen will oder doch eher einen Funsplatter im Sinn hat. Der Film bietet schließlich keines von beiden voll zufrieden stellend und schon gar keinen gelungenen Mix. Für das richtige Erzeugen einer Gruselatmosphäre verfällt er zu oft in die immer gleichen Standardszenen. Die Momente, die „Scared“ für kurze Zeit zu einem Funsplatter werden lassen (am deutlichsten sticht hier die bereits oben angesprochene „Baumstamm durch den Kopf“-Szene hervor) sind viel zu rar gesät, um den Film in dieses Genre zu hieven.

    Spattern lässt es Wonjinda in „Scared“ aber trotzdem ordentlich und hier wird man sich schnell auch seines Vorbilds bewusst. 2003 feierte der Franzose Alexandre Aja mit seinem Horrorfilm High Tension seinen Durchbruch und begeisterte auch 2004 auf dem „Fantasy Filmfest“ einen Großteil des Publikums. In vielen Ländern der Welt feierte der Film Erfolge und in Thailand soll er – wie man hört – besonders gut aufgenommen worden sein. Dass Pakphum Wonjinda, der „Scared“ nicht nur inszenierte, sondern auch das Drehbuch schrieb, Ajas Film gesehen hat, ist nicht schwer zu erraten. Auch wenn es glücklicherweise vermeidet die Story zu kopieren, so finden sich doch zahlreiche Elemente aus dem Vorbild in „Scared“ wieder. Gerade die Verwendung von zwei identischen Schauplätzen fällt hier ebenso auf, wie die doch sehr starke Anlehnung einiger Szenen.

    Dummerweise ließ es sich Wonjinda nicht nehmen, auch die Idee für einen Endtwist aus High Tension zu übernehmen. Scheinbar sehr darauf bedacht, das Vorbild wirklich nicht eins zu eins zu kopieren, fällt der zwar ganz anders aus (es werden eher Erinnerungen an „Battle Royale“ und einen Peter-Weir-Film wach), doch das macht ihn nicht besser. Vor allem schafft es Wonjinda hier nicht rechtzeitig, seinen Film zum Abschluss zu bringen, lässt mit ein paar kleineren Twists davor den Zuschauer noch zappeln und braucht auch danach noch zu lange, bis er endlich die End Credits starten lässt.

    Das schadet „Scared“ noch einmal deutlich. Denn trotz aller kritischen Worte hat der Film seine vielen Momente, die ihn eigentlich zur soliden Genrekost hätten werden lassen können. Wunderbar, wie wenig hier um eine vernünftige Story geschert wird oder auch die Charaktere kaum eingeführt werden (ein paar haben ein paar kurze Szenen, die ihnen eine Art Pseudo-Hintergrund geben). Stattdessen geht es nach der Einführung wirklich Schlag auf Schlag und es wird ein großes Register von unterschiedlichen Todesarten aufgefahren, die teilweise zwar aus anderen Filmen kopiert sind (neben High Tension ist Final Destination 2 das offensichtlichste Vorbild), aber teilweise auch richtig kreativ (Autoabgase + Telefonzelle) ausfallen. Da ist man geneigt, dem Regisseur auch kleine Holprigkeiten zu verzeihen (Warum folgt die Gruppe, als sie eine Straße entdeckt, auf der an ihnen auch ein Auto vorbeirast, nicht dieser Straße, die ja irgendwo hin führen muss, sondern befindet sich ohne Erklärung nach dem nächsten Schnitt wieder mitten im „Urwald“?). Auch ist man bereit, über die eher nervend als talentiert agierenden Darsteller hinwegzusehen, die wohl sowieso (sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Seite) größtenteils nach ihrem Aussehen gecastet wurden. Für das unentschuldbare aufgesetzte Ende, bei dem man dann noch unnötig versucht, den Film mit Inhalt und einer medienkritischen Botschaft aufzufüllen, gibt es aber leider einen klaren Punktabzug.

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