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    Xmas Tale
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Xmas Tale
    Von Deike Stagge

    Weihnachten muss nicht immer romantisch-kitschige Feststimmung sein. Auch filmisch gibt es da interessante Ausnahmen. Aus Spanien kommt direkt auf DVD veröffentlicht „Películas Para No Dormir - Cuento De Navidad”, was so viel heißt wie: „Filme, die wach halten - eine Weihnachtsgeschichte“. Und fröhliche Weihnachten sehen definitiv anders aus. Von 1967 bis 1982 drehte der Regisseur Narciso Ibáñez-Serrador sieben kurze Horror-Episoden unter dem Stichwort „Geschichten, die wach halten“. Im Jahr 2005 griffen die Spanier unter seiner Obhut die Episodenreihe wieder auf und erweiterten die Reihe um sechs neue Titel - einer davon ist „Xmas Tale“.

    Die „Xmas Tale“ entführt uns zurück an den Anfang der 80er Jahre. Die Clique der um die zwölf Jahre alten Kids Peti (Roger Babia), Moni (Ivana Baquero), Tito (Pau Poch), Eugenio (Daniel Casadellà) und Koldo (Christian Casas) versucht, die Abenteuer ihrer Filmhelden nachzuleben. Als Moni kurz vor Heiligabend in einem Loch im Wald die verletzte Rebeca (Maru Valdivielso) entdeckt, wittern die Teens ein neues Abenteuer. Doch auf der Polizeistation, wo er das Unglück melden will, sieht Koldo ein Fahndungsfoto, welches Rebeca als bewaffnete Räuberin identifiziert. Ohne Meldung zu machen, hastet Koldo zurück, um seine Freunde zu warnen. Die Kids wandeln sich allzu hastig von Helfern zu Gefängniswärtern und beschließen, Rebeca so lange hungrig in ihrem Loch zu lassen, bis sie ihnen das Versteck der Beute ihres letzten Raubzugs verrät. Nur Moni hat Zweifel am kompromisslosen Vorgehen ihrer Freunde und schmuggelt hin und wieder Essen zur Gefangenen. Doch mit dem vermeintlichen Opfer hat sich die Clique mehr aufgeladen, als sie ahnt - denn plötzlich bringt ein altes Zombieritual Bewegung in die Geschichte…

    Das klingt ganz schön abgefahren. Die letzten 20 Minuten des Kinder-Abenteuers schlagen in einen Zombiefilm um? Ja, das kann man machen, wenn man so an die Sache herangeht, wie Fransisco Plaza. Nur 71 Minuten braucht der spanische Regisseur für seine Weihnachtsgeschichte, in der er die Stimmung der Achtziger vollständig wieder heraufbeschwört: Die Teenager stehen auf „Karate Kid“, das „A-Team“ und billig produzierte Zombiefilme à la „Braindead“. Eine hohe Anzahl von Popkultur-Referenzen aus der Zeit lässt das Zuschauerherz höher schlagen. Da werden noch Funkgeräte zum Kommunizieren untereinander benutzt und zum Bauwagen, dem Treffpunkt der Bande, werden Vorzeige-Kinderräder aus der Zeit gefahren. Alles wirkt wie ein idealisiertes Abziehbild des jugendlichen Abenteuersinns. Optisch kopiert Plaza die einschlägigen Teeniefilme wie „Die Goonies“ oder eben „Karate Kid“, verändert aber böse den Kontext dieser Referenzen.

    Denn in „Xmas Tale“ sind es die Kids, die abgezockt und gnadenlos gegen die Erwachsenenwelt vorgehen. Um die Beute aus Rebecas Raubzug zu kassieren, setzen sie die offensichtlich schwer Verletzte massiv unter Druck - Unrechtsbewusstsein oder Helfersyndrom sind hier Fehlanzeige, sobald die fünf Kinder ihren eigenen Vorteil sehen. Zwar führt das auch zu Spannungen in der Gruppe, aber letztendlich ziehen doch alle an einem Strang, um ihre Taten zu decken und entwickeln ein perfides Maß an verbrecherischer Kreativität.

    In diese sozial angelegte Fabel übers Erwachsenwerden stopft Plaza seine Zombie-Elemente anhand einer fiktiven Filmreihe, die er szenisch immer wieder zwischen die Handlung setzt - was zunächst beim Publikum eher für Verwirrung sorgt. Vor allem Peti und Enrique sind Fans der Zombiekultur und setzen sich und ihre Freunde durch ihren Hang zum Nachspielen der filmischen Vorbilder großer Gefahr aus. Auch hier brilliert das Art Design der Produktion mit einem schmuddeligen Billig-Look, der neben den 80er-Jahre-Kostümen der Protagonistinnen hervorsticht. Leider kann die künstlerische Umsetzung hier nicht immer mithalten. Einige der Szenen sind ziemlich schlecht gespielt, die jungen Darsteller, besonders Ivana Baquero als Moni, können nicht durchgehend überzeugen. Die Idee zu „Xmas Tale“ überzeugt, das Thema ist sicher spannend, aber die handwerkliche Umsetzung lässt hier und da zu wünschen übrig.

    Auch schienen sich die Macher nicht ganz im Klaren über ihre Zielgruppe zu sein. „Xmas Tale“ ist relativ unblutig und lebt vom Schauergefühl der Kids. Was an Blutzoll gezahlt werden muss, fällt größtenteils einem deutlichen Schnitt bzw. Ausblenden zum Opfer. In dieser Hinsicht hält das Produkt mit seinem Titel-Versprechen einer „Horror Anthology“ leider nicht mit. Wer Lust auf alternative Weihnachten oder ein Revival von Mainstream-Kulturelementen der Zeit hat, ist mit der einstündigen „Xmas Tale“ gut beraten. Eine perfekte Inszenierung des Streifens darf man jedoch nicht erwarten, die Enttäuschungsgefahr ist groß. Bei Fransisco Plaza macht die Idee die Stimmung aus.

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