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    Momentum
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Momentum
    Von Björn Becher

    Telekinese gehört sicherlich zu den interessantesten Fähigkeiten des Menschen, über deren Existenz und Möglichkeit gestritten wird. Viele halten es noch für Humbug, dass Menschen nur mit der Kraft ihrer Gedanken Gegenstände bewegen können, während immer mehr Menschen glauben, dass telekinetische Begabungen in jedem stecken und es immer wieder solche Phänomene gibt (die sich aber oftmals bei näherer Prüfung nicht haben verifizieren lassen, sondern als Betrug entlarvt wurden). Es ist mittlerweile bekannt, dass während der Hochzeiten des Kalten Krieges sowohl die Geheimdienste der USA als auch die der Sowjetunion Experimente in dieser Hinsicht durchführten, wenn auch mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl ohne Erfolg. Da es aber Geheimdienste waren, dazu die Blütezeit des Kalten Krieges, in der alles noch geheimer war, ist so gut wie nichts darüber bekannt und so ist diese Thematik ein gefundenes Fressen für Verschwörungstheoretiker und wo diese ihre Theorien aufstellen, sind die Filmemacher nicht mehr weit. So behandelt James Seales Thriller „Momentum“ eben jenes Thema.

    In den Siebzigern hat der Geheimdienst unter der Federführung von Raymond Addison (Louis Gossett Jr.) Experimente mit Telekinese betrieben, doch deutlich erfolgreicher als in der Realität. Wahre Superkrieger sind daraus entstanden, die Addison zu heikel wurden. Er ließ sie töten, nur wenige konnten entkommen. Unter der Führung von Adrian Geiger (Michael Massee), dem „Mächtigsten“ dieser Begabten, sind sie nun wieder aktiv und überfallen Geldtransporter oder rauben Banken aus. Um herauszufinden, wo sich Geiger und seine Leute befinden, will Addison den unbescholtenen Physikprofessor Zachary Shefford (Grayson McCouch) in die Gruppe einschleusen. Auch dieser verfügt über die Fähigkeiten, versucht sie allerdings zu verheimlichen. Da Addison ihn zum einen erpresst und zum anderen nur die halbe Wahrheit erzählt, lässt sich Shefford auf den Deal ein, um bald herauszufinden, dass er zwischen die Fronten zweier Psychopathen geraten ist. Dort ist er nicht allein, denn die FBI-Agentin Jordan Ripps (Teri Hatcher), die die ungewöhnlichen Überfälle aufklären soll, gerät ebenfalls recht schnell in den Fokus von Regierung und Terroristen.

    Man nehme ein bisschen Science-Fiction, einiges an Thriller und dazu ein paar Dramaelemente, die sich vor allem aus der Psychostudie von Protagonist Shefford rekrutieren, und schon könnte man einen interessanten Filmcocktail erhalten. Die Betonung liegt allerdings auf „könnte“, denn „Momentum“ ist weder sonderlich interessant, noch spannend und schon gar nicht gelingt dem Film eine ausgefeilte Psychostudie.

    Beim letzten Punkt hat man sich merklich bei den X-Men bedient und Kennern der Comics oder Filme wird einiges bekannt vorkommen. Es stehen Menschen mit einer außergewöhnlichen Begabung im Mittelpunkt, die aber gerade jene Talente vor ihrer Umwelt verstecken müssen. Die einen wollen weiter friedlich Seite an Seite mit den „unbegabten“ Menschen leben und hoffen, dass sie eines Tages offener mit ihren Fähigkeiten umgehen können, die anderen sehen dagegen mit ihren Fähigkeiten einen Machtanspruch verbunden. Der Film bleibt hier allerdings so gut wie jederzeit an der Oberfläche. Die Protagonisten sind entweder gut oder sie sind böse, Grauzonen gibt es überhaupt keine, niemand schwankt in seinen Ansichten, selbst die zentrale Gestalt Shefford macht dies nur ganz kurze Zeit und nur scheinbar. Hier verschenkt der Film schon viel Potential.

    Des Weiteren tröpfelt die Handlung oftmals nur so vor sich hin. Richtige Höhepunkte sind mehr als rar gesät, ein gelungener Spannungsaufbau findet selten statt. Der Film klaubt sich seine einzelnen Bestandteile einfach überall zusammen, ohne dabei eine eigene Linie zu entwickeln und selbstständig zu wirken. Dabei merkt man der amerikanischen TV-Produktion jederzeit ihr begrenztes Budget an. Die „Effekte“ sind größtenteils lächerlich und sorgen wenigstens hin und wieder für unfreiwillige Komik und damit begrenzte Unterhaltung beim Zuschauer. Wenn die Autos durch die Gegend fliegen, muss man doch aber meistens den Kopf schütteln, ob der dilettantischen Inszenierung.

    Bei der Darstellerriege tummeln sich dann aber unerwarteterweise ein paar größere Namen. In einer wichtigen Nebenrolle ist Oscarpreisträger Louis Gossett Jr. (Daddy´s Little Girls) zu sehen. Teri Hatcher dürfte vielen deutschen Fernsehzuschauern am ehesten als Lois Lane aus der Superman-Serie und als Susan Mayer aus „Desperate Housewives“ bekannt sein. Doch diese Namen sind keine Qualitätsgaranten. Gossett Jr. hat in den vergangenen Jahren fast nur noch in B-Movies und TV-Filmen mitgewirkt und dabei fast ausschließlich Schrott produziert und Teri Hatcher hatte schon einige miserable Filmauftritte (in besonders schlechter Erinnerung ihr Auftritt in James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie). Daneben geben sich Schauspieler aus dem hinteren Feld ein Stelldichein. Michael Massee machte mal von sich Reden, als er bei den Dreharbeiten zu The Crow den Abzug der Waffe drückte, der schließlich zum (Unfall-)Tode von Hauptdarsteller Brandon Lee führte. Er müht sich wenigstens redlich, seinem Terroristenführer eine diabolische Aura zu geben. Bei Hauptdarsteller Grayson McCouch (Armageddon) ist ein solches Bemühen nur selten festzustellen. Bei den Schauspielern sollte man aber die geringste Schuld suchen. Das Drehbuch ist über weite Stellen einfach so dämlich und bietet den Darstellern so wenige Möglichkeiten zu brillieren, dass selbst die Besten dieses Faches kläglich gescheitert wären. So bleibt positiv fast nur eins festzustellen: „Momentum“ ist ein Post-9/11-Thriller, der es sich traut, seine Terroristen fließend amerikanisch sprechen zu lassen und mit einem ebensolchen Pass auszustatten.

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