Mein Konto
    Der Meister mit den gebrochenen Händen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Der Meister mit den gebrochenen Händen
    Von Christoph Petersen

    Jackie Chan ist mit seiner einzigartigen Mischung aus Kampfkunst und humorvollen Einlagen mittlerweile zum neben Bruce Lee bekanntesten Martial-Arts-Darsteller der Filmgeschichte aufgestiegen. Angefangen mit herkömmlichen Kung-Fu-Streifen wie „Die Schlange im Schatten des Adlers“ oder „Sie nannten ihn Knochenbrecher“ („Drunken Master“), wechselte er Ende der 80er zunächst mit „Police Story“, „Rumble in the Bronx“ und Mr. Nice Guy in ein stärker amerikanisiertes Actionfach, bevor er mit „Rush Hour“ seine erste echte US-Hauptrolle ergattern konnte. Aber die amerikanischen Produzenten setzten mehr Wert auf Chans komödiantische Talente als seine Kampfkunst, so dass seine folgenden US-Filme „Shanghai Noon“ und The Tuxedo immer weniger mit seinen Martial-Arts-Wurzeln zu tun hatten. Mit dem unterirdischen In 80 Tagen um die Welt versuchte sich Chan sogar zuletzt relativ erfolglos im Kinderfilmfach. Aber wie fast jede große Karriere, hat auch die von Jackie Chan einmal ganz klein angefangen. Nach zwei Auftritten als Kind, konnte Chan in dem Low-Budget-Martial-Arts „Der Meister mit den gebrochenen Händen“ seine erste richtige Rolle ergattern. Aber auch, wenn gewisse Chan-typische Qualitäten schon hier erkennbar waren, konnte er sich einfach nicht gegen den abgrundtief schlechten Rest des Streifens durchsetzen.

    Weil er sich weigert, wehrlose Dorfbewohner zu töten, wird Jackies Vater vom Anführer der „Organisation“ (Yeong-mun Kwon) im Zweikampf getötet. Jackie (Jackie Chan; Rush Hour 2, Shanghai Knights) wird fortan von seinem Onkel (Feng Tien) erzogen, der jede Art von Gewalt ablehnt. Aber Jackie will seinen Vater unbedingt rächen und versucht deshalb in der örtlichen Kung-Fu-Schule mitzutrainieren, die er aber nicht bezahlen kann. Auf dem Weg nach Hause begegnet er einem Bettler (Siu Tien Yuen), den er zunächst auslacht, der sich dann aber als großer Kung-Fu-Meister entpuppt und Jackie unter seine Fittiche nimmt. Als Jackies Onkel von dem Kampftraining erfährt, zwingt er seinen Ziehsohn seine Hände in Glasscherben zu stoßen. Aber Jackie setzt seinen Weg unbeirrt fort und steht schließlich dem Boss der „Organisation“ im Kampf auf Leben und Tod gegenüber…

    Die eigentliche Geschichte von „Der Meister mit den gebrochenen Händen“ ist mit ihrer formelhaften Demütigung-und-Rache-Dramatik ziemlich 08-15, ohne dass er ihr in irgendeiner Weise neue Elemente abgewinnen könnte. Dafür sind die hanebüchenen Umwege, die der Film einschlägt, um seine Martial-Arts-Sequenzen unterzubringen, umso absurder. Das Training des jungen Jackie, der in einen mit Schlangen gefüllten Sack steigen muss oder beim vorsichtigen Halten eines Eis zwischen den Knien ausversehen ein Kücken ausbrütet, ist noch recht unterhaltsam-ansehnlich. Zum Ende hin werden die Szenen – selbst in der ungeschnittenen Fassung – aber so unzusammenhängend aneinandergereiht, um möglichst schnell alle Story-Elemente auf dem Weg zum Haupt-Fight abzuhaken, dass man als Zuschauer überhaupt nichts mehr wirklich nachvollziehen kann. Erst wenn sich Jackie und der Big Boss im Showdown gegenüberstehen, weiß man wieder, worum es eigentlich gerade geht. Nervig ist auch, dass Regisseur Chu Mu jedes Mal, wenn er von einer lustigen zu einer ernsteren Sequenz wechseln will, eine Vergewaltigungsszene zur Dramatisierung einfügt – ist zwar im Rahmen der Martial-Arts-Exploitation-Welle nicht unüblich, aber hier doch sehr unpassend und einmal wäre auf jeden Fall genug gewesen.

    Natürlich sieht man sich alte Jackie-Chan-Streifen nicht unbedingt wegen der komplexen Story an, aber auch die Martial-Arts-Sequenzen kommen hier relativ saft- und kraftlos daher, fangen in ihrem immer gleichen Aufbau sogar trotz zwei, drei amüsanter Einfälle schon relativ bald an, den Zuschauer zu langweilen. Wenn zu Beginn eines Fights das altbekannte Popeye-Theme erklingt oder Jackies Meister seinem Gegner mit seiner Pfeife schöne Muster in die Brust einbrennt, sind das nur kurze Lichtblicke in einer insgesamt uninspiriert-billigen Kampfchoreographie, die es nicht im geringsten schafft, den Mangel an Geld und Material durch Einfallsreichtum zu übertrumpfen. So ist Chans Debüt nur den allerhärtesten Fans zu empfehlen und selbst den nur zur Vervollständigung der Filmographie – denn „Der Meister mit den gebrochenen Händen“ ist weder ein erträglicher Film, noch kann er mit auch nur ansatzweise interessanten Martial-Arts-Sequenzen aufwarten.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top