2006 ist das Jahr des Fußballs. Da können sich die Geburtstage von Mozart (250) und Rembrandt (400) noch so oft jähren – dank der bevorstehenden Weltmeisterschaft im eigenen Land gibt es nur einen, der regiert: König Fußball. Auch wenn die deutsche Fußball-Seele nach den italienischen Wochen im Frühjahr arg gebeutelt ist, tut dies der Vorfreude keinen Abbruch. Einen solchen Event der Superlative wird es in Deutschland auf lange Zeit nicht mehr geben. Klar, dass auch die Filmindustrie eine Scheibe vom großen Kuchen abhaben möchte. Den besten Beleg, wie man es dabei besser nicht machen sollte, liefert Ute Wieland mit der kläglich gescheiterten Fußball-Komödie „FC Venus“.
Paul (Christian Ulmen, Elementarteilchen) und seine Freundin Anna (Nora Tschirner, Soloalbum) führen ein glückliches Leben in Deutschlands Vorzeigemetropole Berlin. Bis Paul eines Tages einen unerwarteten Anruf aus seinem Heimatdorf Imma erhält. Am anderen Ende der Leitung ist sein alter Freund Steffen (Florian Lukas, Liegen lernen), mit dem er vor rund zehn Jahren den Fußball-Verein Eintracht Imma 95 gegründet hat. Der Verein steht am Abgrund, nur Pauls Fähigkeiten als Knipser können den drohenden Abstieg noch verhindern. Mit einigen Lügen und Halbwahrheiten gelingt es Paul tatsächlich, Anna davon zu überzeugen, das lieb gewonnene Großstadtleben hinter sich zu lassen und einen neuen Anfang zu wagen. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Anna findet heraus, dass Paul nur wegen des Fußballs in seine Heimat zurück wollte. Gemeinsam mit den anderen, ebenfalls verbitterten Spielerfrauen, schlägt sie den Männern eine Wette vor: Ein Fußballspiel Männlein gegen Weiblein. Gewinnen die Männer, werden die Frauen nie wieder nörgeln, wenn die Gatten ihrem Hobby nachgehen. Gewinnen die Frauen, ist für die Männer ein für alle mal Schluss mit Fußball. Dumm nur, dass keine der Frauen je gegen einen Ball getreten hat…
Im Mittelpunkt von „FC Venus“ steht ganz eindeutig der Kampf der Geschlechter, bei dem auch wirklich kein einziges Klischee ausgelassen wird. Die einzige Bedingung für eine Aufnahme ins Frauenteam ist, im letzten Jahr mit einem Imma-Spieler im Bett gewesen zu sein. Und da Männer nur an das Eine denken, ist es kein all zu großes Problem, dass die amtierende deutsche Nationaltorhüterin (!) Kim (Anneke Kim Sarnau) der FC Venus durch einen beherzten One-Night-Stand zur Hilfe eilen kann. Und dass sich einer der Spieler der Eintracht Imma als schwul entpuppt, erweist sich auch als Vorteil für die Frauenmannschaft. So richtig blöd wird es allerdings dann, als sich plötzlich und seltsam unmotiviert herausstellt, dass Anna eine ehemalige U16-Nationalspielerin und ihr Vater der Bundesliga-Star-Trainer Laurenz Schmidt (Heinz Hoenig, Antikörper) ist. Manche dieser „Ach, übrigens…“-Wendungen sind dermaßen dämlich, dass man am liebsten lauthals schreiend das Kino verlassen möchte. Was Ute Wieland und Drehbuchautor Jan Berger (Kebab Connection, Back To Gaya) ihrem Publikum zumuten, ist mehr als nur einmal hart an der Grenze zum gerade noch Ertragbaren und schießt diverse Male weit darüber hinaus.
Das alles wäre ja noch halbwegs ertragbar, wenn wenigstens das Drumherum stimmen würde. Denn seinen wir ehrlich: So ausgelutscht die Idee auch sei mag – ein Rudel unbedarfter Hausfrauen ohne jedwede Feinmotorik auf einen wehrlosen Ball loszulassen, ist ein durchaus amüsanter Gedanke. Lange Zeit lebt der Zuschauer nur von einer Hoffnung: Vielleicht wird es mit dem großen Spiel am Ende ja besser. Aber denkste! Alles ist vollkommen überzeichnet und dabei wenig sympathisch. Bei einem Schuss wird Torfrau Kim von der Wucht des Balles fast hinter die Torlinie gedrückt, beim nächsten Versuch klärt sie dann nach einem Rückwärts-Salto (!) mit der Hacke (!!). Und gewalttätig wird es auf dem Feld der Ehre auch noch: Nach einem Ellenbogencheck spritzt das Blut wie nach einem Kopfschuss mit einer 45er Magnum und nach einer Grätsche meint der Zuschauer beinahe die Kniescheiben der armen Verteidigerin sehen zu können. Falls dies satirisch gemeint sein sollte: So kommt es nicht rüber…
Wenn die großen Namen nicht wären (allen voran Christian Ulmen und Heinz Hoenig), wäre der Film bestens im Mittwochabend-Programm eines x-beliebigen Privatsenders aufgehoben. „FC Venus“ fühlt sich jedenfalls wie eine solche TV-Produktion an. Passsenderweise finden sich in der Vita von Regiefrau Ute Wieland Gassenhauer Filme wie „Italiener und andere Süßigkeiten“, „Eiskalte Freunde“ und „Wie angelt man sich seinen Chef?“. Bitter ist, dass ab und an tatsächlich angedeutet wird, was hier möglich gewesen wäre. So winkt als Belohnung für alle, die tatsächlich bis zum Ende durchhalten, die wohl erotischste Interpretation des Gerd-Müller-Ulk-Songs „Dann macht es bumm!“ und einige wirklich gelungene One-Liner (“Astrid, Du bist Abseits!“ – „Warum? Ich denke ich bin Libero?!“). Trotzdem ist „FC Venus“ unnötig wie ein Kropf. Wer dem Spiel mit den Klischees zugetan ist, greift lieber zu Männer wie wir, Frauen werden am ehesten mit Kick It Like Beckham glücklich und für Männer, bei denen es wirklich nur um Fußball gehen soll, ist Goal! die richtige Wahl. Auch dies sind allesamt keine wirklich überragenden Filme, aber trotzdem sind sie allemal besser, als diese Venus…