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    Die Helden aus der Nachbarschaft
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Die Helden aus der Nachbarschaft
    Von Christoph Petersen

    In Jovan Arsenics „Die Helden aus der Nachbarschaft“ soll der Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg eine wichtige Rolle spielen. Doch das einzige, was der Zuschauer über Berlin erfährt, ist, dass in der Hauptstadt Berliner nicht Berliner, sondern Pfannkuchen heißen. Ansonsten tummeln sich in dem Ensembledrama mal wieder all die Charaktere, die man im deutschen Problemkino an jeder Straßenecke findet. Das hat nichts mehr damit zu tun, ganz nah am wahren Leben zu sein, hier schreibt der deutsche Regienachwuchs einfach nur noch voneinander ab. Deshalb ist „Die Helden aus der Nachbarschaft“ auch nicht wirklich ein Film über den Prenzlauer Berg, sondern erinnert eher an eine mit Wackelkamera gedrehte Version der „Lindenstraße“. Schließlich ist das ach so „wahre Leben“ in der „Lindenstraße“ auch nur eine irreale Soap-Welt – genau wie die Episoden in Arsenics Film allein den Gesetzen des Ensemblekinos gehorchen, statt ernsthaft etwas über das reale Leben auszusagen.

    Berlin, Prenzlauer Berg: Sabine (Myriam Schröder) macht mit Attila (Marc Zwinz) Schluss, weil sie Fernsehmoderatorin werden will. Erika (Nina Hoger) ist bereits Moderatorin und macht für einen privaten Fernsehsender die Show „Die Helden aus der Nachbarschaft“. Sie entdeckt Feuerwehrmann Attila als Star für ihre nächste Sendung – er kann besonders starke Magensäure produzieren und deshalb Glas und sogar Metall verdauen. Erikas Mann Ulf (Christopher Buchholz, Lady Blood) ist Psychologe und in seiner Ehe nicht mehr glücklich. Er hat ein Verhältnis mit Sabine. Außerdem behandelt er in seiner Praxis die scheue, fernsehsüchtige Bäckerin Rosine (Eva Löbau), die in jungen Jahren gemeinsam mit ihrem verstorbenen Vater den größten Pfannkuchen/Berliner der Welt gebraten hat. In der gigantischen Pfanne, die noch immer im Hinterhof steht, kommt es auch zur ersten vorsichtigen Annäherung zwischen Rosine und Attila...

    Das Rezept ist simpel: Man nehme eine beliebige Anzahl von Charakteren, verpasse jedem ein bis zwei auffällige bis kuriose Eigenschaften und schmecke das Ganze dann noch mit möglichst vielen Querverbindungen zwischen den Figuren ordentlich ab. Fertig ist der Ensemblefilm. Damit das Konzept aufgeht, bedarf es aber noch besonderer Zutaten, die jeder Regisseur für sich selbst entdecken muss. Etwa einen besonderen Stil, eine bestimmte Aussage, eine spezielle Atmosphäre. Robert Altman (Short Cuts) und Paul Thomas Anderson (Boogie Nights, Magnolia) haben in den 90er Jahren vorgemacht, wie es funktioniert. „Nachbarschaft war früher irgendwie besser“, ist nun offenbar das einzige, was Jovan Arsenic zu sagen hat. Das ist ein bisschen wenig für 90 Minuten. Auch der beliebige DV-Stil reißt niemanden vom Hocker. Ansonsten begräbt das schiere Konstrukt, jeder der sechs Charaktere steht mit jedem irgendwie in Beziehung, jeden Ansatz von Wahrhaftigkeit im Kern.

    Ensemblefilme sind aufgrund der komprimierten Beziehungsgeflechte quasi per Definition hochgradig artifiziell. Altman und Anderson haben das verstanden und sich darauf eingelassen. Arsenic versucht hingegen, mit „Die Helden aus der Nachbarschaft“ den Duft des wahren Lebens zu versprühen. Ein Unternehmen, das eben von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Daran ändert auch der zum Teil überzeugende Cast nichts. Marc Zwinz (So glücklich war ich noch nie) ist als herzensguter, Metall verdauender Knuddelbär zwar nicht sonderlich vieldimensional, aber zumindest sympathisch. Und Eva Löbau überzeugt einmal mehr als die Schüchternheit in Person, wobei sie nach ihren ähnlich gelagerten Rollen in Der Wald vor lauter Bäumen und Hotel Very Welcome langsam aufpassen muss, dass sie nicht auf Dauer in der Schublade „Duckmäuschen“ einsortiert wird.

    Fazit: Nichts Neues von der Ensemble-Front. „Die Helden aus der Nachbarschaft“ versinkt bereits in den ersten Minuten in einem Sumpf aus Klischees, aus dem er bis zum Rollen des Abspanns nicht mehr herauskommt.

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