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    5 vor 12
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    5 vor 12
    Von Jürgen Armbruster

    Seit mittlerweile 13 Jahren dreht das Team des kleinen Vereins Mania Pictures unter der Anleitung von Regisseur, Autor und Produzent Armin Schnürle Filme rund um das beschauliche Schwarzwaldstädtchen Calw. Calw? Nie gehört? Das ist in etwa so, wie bei Asterix & Obelix. Nur eben ohne Römer. Und Gallier gibt es auch nicht. Calw ist eine Stadt mitten im Nirgendwo, in der sich Hase und Fuchs noch gute Nacht sagen. Da gleicht es natürlich einer mittleren Sensation, wenn für Dreharbeiten das Jugendhaus in ein Bordell umgewandelt wird und Leichen aufgehängt an den Fassaden der Häuser baumeln.

    Das Konzept ist denkbar simpel. Überwiegend mit Laiendarstellern und einem gegen null tendierenden Budget wird größtenteils in der Freizeit (oder der Aufopferung des kostbaren Jahresurlaubs) aus dem verschlafenen Calw ein wahrer Sündenpfuhl gemacht. Dass sich der ganze Reiz dieser Projekte nur Ortsansässigen erschließt, liegt auf der Hand. Macht aber nichts. Die mittlerweile vier Teile umfassende „Tatort Calw“-Saga (2000: „Tatort Calw“; 2001: „Das zweite Gesicht“; 2003: „Opfer“; 2004: „Die Hollywood Morde“) ist in der Region ähnlich populär, wie Calws berühmtester Stadtsohn Hermann Hesse. Halbwegs professionellen Ansprüchen genügen die Produktionen mittlerweile ohnehin. Für den nötigen Gore-Gehalt sorgte zuletzt Splatter-Spezialist Olaf Ittenbach. Und der echte „Tatort“-Kommissar Uwe Senf ist auch regelmäßig bei den Produktionen von Mania Pictures mit an Bord.

    Nach nunmehr vier Teilen „Tatort Calw“ haben sich bei den Machern gewisse Verschleißerscheinungen eingestellt. Allen Beteiligten gierte es nach einer neuen Herausforderung. Und um nicht in Versuchung zu geraten, wurde mit „Die Hollywood Morde“ die alterwürdige Serie durch den Tod eines der Hauptcharaktere zu Grabe getragen. Ein Zurück gibt es folglich nicht mehr. Die Erwartungen an das neue Projekt von Mania Pictures wurden dadurch in der Region allerdings nicht geringer. Im Gegenteil. Der neue Film sollte, wenn möglich, noch etwas professioneller werden – aber dabei trotzdem seine sympathisch unprofessionelle Note beibehalten. Kein leichtes Erbe, das es anzutreten galt. Die Wahl von Armin Schnürle und seinem Team für das neueste Projekt mit dem Titel „5 vor 12“ fiel auf ein zeitgenössisches Remake des John-Wayne-Klassikers „Die vier Söhne der Katie Elder“.

    Die Geschwister Walter (Stefan Lörcher), Karl-Heinz (Markus Kiefer), Mona (Cathrin Di Stefano) und Frank (Frieder Pfeiffer) sind Kleinkriminelle, die wegen eines gescheiterten Juwelenraubs ihre Heimatstadt Calw vor Jahren Hals über Kopf verlassen mussten. Der mysteriöse Tod ihres jüngsten Bruder und dessen Beerdigung sorgt für eine tragische Familienzusammenkunft. Die Geschwister sind zerstritten, insbesondere Mona und Frank reden zunächst kein Wort miteinander. Doch als sie von Polizist Thomas (Eberhard Härtner) erfahren, dass der Tod ihres Bruders überhaupt kein Unfall sondern Mord war, beginnen sie wieder an einem Strang zu ziehen. Aber wer steckt hinter allem? Die Indizien deuten zunächst auf den Großgrundbesitzer Gottfried Schwarz (Rolf Kossbiel), der ganz Calw zu kontrollieren scheint…

    Eines vorneweg: „5 vor 12“ ist Trash. So, jetzt ist es gesagt. Aber eben ursympathischer Trash. Wer nicht aus Calw oder der näheren Umgebung stammt, wird mit alle dem nur wenig anfangen können. Aber das sollen sie auch nicht. Der gigantische, am Computer erschaffene Schwarz-Tower mitten in der Calwer Innenstadt? Das ist nun einmal nicht wirklich lustig – außer man kennt die Stadt mit all ihren Ecken und Kanten eben. Die Geschichte ist so vorhersehbar, wie sie eben nur sein kann. Referenzfilme werden munter zitiert (8 mm, "Kopfgeld") oder gar ganz dreist mit nahezu identischen Kameraeinstellungen nachgefilmt (Final Destination). Dazwischen gibt es immer wieder Anspielungen auf die bisherigen Filme von Mania Pictures. Nein, für Außenstehende ist dieser Film nichts.

    Die zahlreichen Laiendarsteller machen ihre Sache mittlerweile recht ordentlich, wobei insbesondere Gesichtsakrobat Stefan Lörcher positiv in Erinnerung bleibt. Wenn er sich im breitesten Schwäbisch durch den Film holzt und sich seine Kollegen hingegen mit dem Hochdeutschen abmühen (was der Schwabe an sich überhaupt nicht beherrscht), bleibt kein Auge trocken. Mit furztrockenen Sprüchen und einer gesunden Portion schwarzem Humor wird für eine ausreichende Gagdichte gesorgt. „5 vor 12“ ist natürlich ein sehr, sehr spezieller Film für eine sehr, sehr spezielle Zielgruppe. Aber solche Filme muss es eben auch geben. Dem Calwer Publikum hat es jedenfalls gefallen. Bei der ausverkauften Premiere am 6. April 2006 wurden Armin Schnürle und sein Team mit Beifallsstürmen gefeiert.

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