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    Wild Things
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Wild Things
    Von Stefan Ludwig

    John McNaughton ist als Regisseur ein kleines Licht. Nach vielversprechenden Ansätzen in „Henry: Portrait Of A Serial Killer“ (1986) und „Sein Name ist Mad Dog“ (1993) hat es der Amerikaner nicht fertig gebracht, den äußerst launigen Erotik-Thriller „Wild Things“ als Sprungbrett für eine Kino-Karriere zu nutzen. Stattdessen drehte er in der Folge wenig bedeutende Filme oder wirkte bei diversen TV-Serien mit. Schaut man sich sein bisher erfolgreichstes Werk an, verwundert diese Entwicklung. Denn eigentlich hat er 1998 einen ausgezeichneten Thriller gedreht, dem nur wenig fehlt, um als Popkultur-Klassiker gelten zu können. Die Besetzung, das Setting, die ineinander verwobenen Handlungsstränge – alles hervorragend. Dieser Film macht Spaß, bietet Spannung und sorgt für Unterhaltung bis in den Abspann hinein. Erst hier gibt es die endgültige, überraschende Auflösung - direkt zwischen die Augen.

    Sam Lombardo (Matt Dillon) ist Schulpsychologe mit gutem Draht zu seinen Schülern. Er ist angesehen, lustig und attraktiv – ein Playboy mit der natürlichen Abneigung zu Beziehungen, die mehr als ein paar Stunden laufen. Leider ist er eines Tages der Attraktivität seiner Schülerinnen unterlegen. So kommt es zu einem Skandal bei dem sich Lombardo plötzlich im Gerichtsstand wieder findet: Er wird von der Millionärstocher Kelly van Ryan (Denise Richards) bezichtigt, sie vergewaltigt zu haben. Bald meldet sich auch die in einem Trailerpark lebende Suzie Toller (Neve Campbell) und sagt ebenfalls aus, sexuell missbraucht worden zu sein. Lombardos Anwalt Kenneth Bowden (Bill Murray) kann jedoch schnell beweisen, dass es sich hier um falsche Anschuldigungen handelt und Lombardo kassiert einen riesigen Schadensersatz. Schnell stellt sich anschließend heraus, dass offenbar nichts so ist, wie es scheint...

    Bereits die Exposition schafft er es, den Zuschauer in seinen Bann zu reißen - nicht zuletzt mit den optischen Reizen der beiden Hauptdarstellerinnen. Zunächst lässt McNaughton im Unklaren, ob sich sein Protagonist Lombardo tatsächlich an Kelly vergriffen hat oder nicht. Allerdings erscheint dies aufgrund seines Verhaltens ohnehin unwahrscheinlich – später belehrt der Thriller dann eines Besseren. Doch wie das geschieht, soll an dieser Stelle selbstverständlich außen vor gelassen werden. Hauptsächlich durch das Auge des Sergeant Ray Duquette (Kevin Bacon) verfolgt der Zuschauer das Geschehen. Auch dessen Rolle in der Story wird bald zunehmend unklarer.

    Wer nun wirklich der Spieler in diesem Spiel um Geld ist, wird - wie eingangs erwähnt - erst in den letzten Minuten des Abspanns erläutert. Genau das macht „Wild Things“ so besonders: Die ständige Unberechenbarkeit der handelnden Personen lassen den Film zu einem Glanzstück werden. An keiner Stelle lässt sich vorhersagen, wer wie agieren wird – diese Art des Geschichten-Erzählens ist natürlich enorm spannend. Nun mag es bessere Auflösungen in der letzten Minute geben, wie etwa in David Finchers Sieben oder in den Filmen von M. Night Shyamalan (Unbreakable , The Sixth Sense), der sich auf diese Tugend spezialisiert hat. Doch „Wild Things“ kann an anderer Stelle punkten. Zum einen bei den Hauptdarstellern, die zwar allesamt keine Glanzleistung ablegen, aber ihre jeweilige Rolle optimal verkörpern. Hinzu kommen die Schauwerte, wenn Lombardo mit dem Boot über den Sumpf rast oder auch nur, wenn Kelly und Suzie gemeinsam einen Jeep waschen – bekleidet mit weißen Oberteilen. Aber wirklich legendär ist der flotte Dreier, wenn Denise Richards und Neve Campbell sich nach neckisch-ironischen lesbischen Spielchen Matt Dillons ins Boot holen.

    Kevin Bacon (Apollo 13) nimmt den Zuschauer mit seiner nüchternen Ernsthaftigkeit trotz seiner starken Gefühlsregungen für die Sache gefangen. Ihm wird lange Zeit der meiste Überblick über die Geschehnisse zugetraut. Matt Dillon (Eine Nacht bei McCool´s, L.A. Crash) wirkt vollkommen unberechenbar, und bleibt auch bis zum Schluss undurchschaubar. Doch die Sympathie überwiegt dank seiner Ausstrahlung – die bereits in der ersten Szene des Films gezeigt wird, als die Kamera seinem Blickwinkel folgt, während er zwecks eines Vortrags Richtung Podium schreitet. Scream-Queen Neve Campbell (The Company, Kifferwahn) kann in ihren relativ spärlich gesäten Szenen groß aufspielen, da sie mit ihren starken Gefühlsausbrüchen gepaart mit ihrem Aussehen zumindest die Männer begeistern dürfte. Ex-Bond-Girl Denise Richards (James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug, Starship Troopers) sieht dann letztlich einfach nur gut aus, was ausreicht, um ihren Rollenauftrag zu erfüllen. Wer würde sie auch als großartiges Talent bezeichnen? Bill Murray in seiner Nebenrolle als Anwalt lässt abermals seine Vielseitigkeit aufblitzen.

    „Wild Things“ ist ein Film, der unheimlich viel Spaß macht. Die Schauwerte durch die Farbenfreude und die attraktiven Darsteller, die sich durch eine ausgezeichnet durchdachte Story bewegen, können leichte Schwächen in der Nachvollziehbarkeit locker ausgleichen. Zum Nachdenken bleibt bei den derart vielen Wendungen ohnehin schlichtweg keine Zeit. Letztlich ist es ein Jammer, dass John McNaughton nicht eine bessere Karriere anschließen konnte.

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