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    Game of Werewolves - Die Jagd beginnt!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Game of Werewolves - Die Jagd beginnt!
    Von Robert Cherkowski

    Wenn der Vollmond in seiner runden Pracht den Nachthimmel erklimmt, schlägt die Stunde der Werwölfe. Neben Vampiren und Zombies, Mumien und Frankensteins Kreatur gehören sie zu den ältesten und beliebtesten Figuren des Horrorkinos. Schon in den 1940ern begeisterte „Der Wolfsmensch" das Publikum und seitdem trieb er sein haariges Unwesen in allerlei Horrorfilmen aus aller Herren Länder, darunter Klassiker wie der urbane Cop-Horror „Wolfen", sympathische Starvehikel wie „Wolf - Das Tier im Manne", in dem Jack Nicholson (mal wieder) das Tier in sich rauslassen durfte oder splattrige B-Movie-Schocker wie Neil Marshalls „Dog Soldiers". Der letzte größere Versuch, die nachtaktiven Bestien zum großen Kino-Erfolg zu führen, scheiterte 2010 mit dem nicht vollends gelungenen Remake „The Wolfman" mit Benicio Del Toro. Auch „Game of Werewolves" wird nicht als großer Werwolf-Klassiker in die Filmgeschichte eingehen, aber eine spaßige kleine Horrorkomödie ist dem spanischen Newcomer Juan Martínez Moreno allemal gelungen.

    Um Inspiration für einen geplanten Roman zu finden, verzieht sich der spanische Schriftsteller Tomas (Gorka Otxoa) in das abgelegene Städtchen Arga, wo er als Kind so manchen Sommer verbracht hat. In der Abgeschiedenheit sollen die Ideen kommen, doch stattdessen kommt der Horror über ihn. Was Tomas nicht weiß: Vor über 100 Jahren hat eine skrupellose Baroness mit Kinderwunsch sich hier von einem jungen Zigeuner schwängern lassen und anschließend ihn und seine Familie ermordet. Ihr Sprössling wurde indes von einer sterbenden Magierin verflucht: Ab seinem zehnten Geburtstag soll der Junge sich bei Vollmond in einen Werwolf verwandeln und die Bewohner des Ortes terrorisieren. Diese haben sich auf den Blutdurst eingestellt und halten die Bestie seitdem in den Katakomben unter dem örtlichen Friedhof gefangen und füttern sie mit ortsfremden Unglücksraben. Diesmal soll Tomas als beschwichtigender Happen für den Werwolf, der in menschlicher Inkarnation noch immer ein zehnjähriger Junge ist, herhalten. Der Schriftsteller versucht zusammen mit dem vermeintlichen Dorfdeppen Calisto (Carlos Areces) und seinem angereisten Lektor Mario (Secun de la Rosa) dem Werwolf-Fluch, dem Hunger des Wolfes und dem Zorn der Dorfgemeinschaft zu entkommen.

    Immer wieder sieht man hier Edgar Wrights „Shaun of the Dead" als überdeutliche Referenz durch den Film spuken. So gibt es auch hier leicht verpeilte, etwas lebensuntüchtige Herumhänger, die sich einer Horror-Situation ausgesetzt sehen und sich plötzlich in einer Welt des Grauens zurechtfinden müssen. Egal ob im verschlafenen englischen Vorort oder im spanischen Nirgendwo versucht man sich aus dem Gröbsten herauszuhalten, doch scheitert dabei kläglich. Immerhin benutzen die Protagonisten - und das ist im Horrorfilm durchaus nicht die Regel – hier ihren Kopf, um nach Auswegen aus ihrer Situation zu suchen. Die Allercleversten sind sie wiederum aber nicht und so scheitert auch ein guter Plan oft an der dummen Umsetzung. Ihnen dabei zuzusehen ist meist eine große Freude, wie in jener Situation, als sie versuchen, den Zigeunerfluch zu umgehen, indem sie den Werwolf-Jungen nur mit etwas Fleisch statt gleich einem ganzen Menschen füttern. Dabei zieht Tomas das Los, einen Finger zu opfern. Gesagt, getan. Als dieser in einem unachtsamen Moment vom Hund des Schreiberlings gefressen wird, bevor der Wolfsjunge ihn sich einverleiben kann, muss direkt ein zweiter dran glauben. Da ist die Schadenfreude groß und auch wenn beileibe nicht jeder Gag zündet, weiß Moreno wie er sein Publikum bei der Stange hält. Schon allein das liebenswert trashig gehaltene Design der Werwölfe lässt schmunzeln, denn hier werden noch nach alter Schule Statisten in Felle gepackt.

    br/>Während die komischen Elemente bei Juan Martínez Moreno in besten Händen sind, ist die Balance zwischen Humor und Horror nicht gut gelungen, so krankt „Game of Werewolves" ein wenig am mangelnden Thrill und entwickelt sich zunehmend zur reinrassigen Komödie. Die Laufzeit von 104 Minuten erweist sich überdies als zu großzügig, denn es schleichen sich hier und da kleinere Längen ein - und wenn im Schlussakt plötzlich neue Helden und Sidekicks eingeführt werden, haben die zwar wie Mabel Rivera („Das Waisenhaus") als rabiate Oma Rosa oder Luis Zahera („Cell 211", „Alatriste") als eisenharter und bauernschlauer Dorfbulle durchaus ihren Reiz, bringen den Film jedoch nur bedingt voran. Insgesamt ist „Game of Werewolves" trotz halbgarer Segmente, einigen Drehbuchlöchern und Seitenstichen auf den letzten Metern aber eine sympathische Horror-Gaudi für zwischendurch.

    Fazit: „Game of Werewolves" ist hübsch-harmlose Horror-Comedy, die zwar nicht gerade originell und ein wenig zu lang geraten ist, jedoch mit Charme und Verspieltheit auftrumpft

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