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    Mortal Kombat
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Mortal Kombat

    Endlich knackige Fatalities - aber dafür fehlt das Turnier!

    Von Björn Becher

    Als wir im Herbst 2019 das Set der Videospielverfilmung „Mortal Kombat“ im australischen Adelaide besuchten, versicherten uns die Macher immer wieder zwei Dinge: Zum einen solle diese Verfilmung endlich der berüchtigten Brutalität und intensiven Action der Videospielreihe, von denen der Verkauf des ersten Teils in Deutschland sogar lange Zeit verboten war, gerecht werden. Zum anderen wolle man zeigen, dass „Mortal Kombat“ viel mehr ist als ein plattes Videospiel, bei dem sich einfach nur zwei Kontrahenten die Seele aus dem Leib prügeln. Stattdessen lauere da ein umfangreiches Universum mit einer ausgearbeiteten Story und vielfältigen Figuren.

    Nun ist der Debütfilm von Simon McQuoid da – und der preisgekrönte Werbeclip-Regisseur hat zumindest teilweise geliefert: Die FSK-18-Action ist so brutal, wie es sich für eine „Mortal Kombat“-Verfilmung gehört – weit weg von der zwar charmant-trashigen, aber weitgehend blutleeren Adaption von Paul W.S. Anderson aus dem Jahr 1995. Die behauptete Reichhaltigkeit des Universums wird dagegen auch diesmal nur angedeutet. Stattdessen wird zu oft durch mitunter repetitive Erklärszenen gehetzt und so ein mögliches Sequel vorbereitet, was den Actionfilm aber gerade im Mittelteil recht zäh werden lässt. Zum Glück kommen dann aber doch meist schnell wieder Actionszenen, die teilweise richtig gut Laune machen...

    Blut gibt es in "Mortal Kombat" reichlich...

    Seit tausenden von Jahren kämpfen die besten Kriegerinnen und Krieger verschiedener Reiche in einem interdimensionalen Turnier namens Mortal Kombat gegeneinander. Das Erdenreich hat dabei zuletzt neun Turniere in Folge gegen Outworld verloren. Eine zehnte Niederlage würde den finsteren Kräften unter Führung von Shang Tsung (Chin Han) den Einmarsch erlauben und zur Versklavung der Menschheit führen. Doch davon ahnt der abgehalfterte Ex-MMA-Champion Cole Young (Lewis Tan) nichts. Er kassiert stattdessen mal wieder für ein mickriges Honorar Prügel im Ring, als ihn der Ex-Elite-Soldat Jax Briggs (Mehcad Brooks) aufsucht.

    Ein außergewöhnliches Muttermal an Coles Körper weist ihn nämlich als einen der Kämpfer der Erde beim anstehenden Turnier aus – und rückt ihn damit ins Visier des mit Superkräften ausgestatteten Ninjas Sub-Zero (Joe Taslim). Der Killer wurde von Shang Tsung geschickt, um alle Champions der Erde schon vor dem offiziellen Turnier-Beginn zu töten und so auch noch die letzten Eventualitäten auf dem Weg zum finalen Sieg zu beseitigen…

    Gleich zu Beginn spritzt das Blut

    Zumindest der starke Prolog, in dem im feudalen Japan der später zu Sub-Zero werdende Ninja Bi-Han die Familie seines Rivalen Hanzo Hasashi (Hiroyuki Sanada) auslöscht, erfüllt noch voll den angestrebten Ansatz, blutige Action mit einer facettenreichen Geschichte zu verbinden. Spätestens wenn sich der vor Wut wie entfesselte Hanzo mit einer selbstgebastelten Waffe durch die gesichtslosen Ninja-Horden schnetzelt, dürften die Herzen der „Mortal Kombat“-Fans direkt höherschlagen. Sobald er seine Klinge von oben in die Köpfe seiner Widersacher rammt, dass das Blut nur so spritzt, wird klar, dass im zweiten Anlauf offenbar keine Gefangenen mehr gemacht werden. Zugleich wird hier aber auch ohne viele Worte eine Menge über die beiden Kontrahenten erzählt.

    Aber genau das geschieht anschließend, sobald die Handlung in die Jetztzeit springt, einfach viel zu selten. Wenn die extra für den Film neu erfundene Hauptfigur Cole nach der Begegnung mit Jax auf dessen Partnerin Sonya Blade (Jessica McNamee) trifft, wird die erste von vielen wortreichen Erklärungssequenzen in Gang gesetzt. Das ist womöglich erst mal hilfreich, um auch den Teil des Publikums abzuholen, der sich mit der Materie nicht so auskennt. Aber im Mittelteil übertreiben es die Autoren Greg Russo und Dave Callaham damit viel zu sehr – zumal Cole trotz all der Exposition ein extrem blasser Held bleibt. Sobald Sonya Cole alles einmal erklärt hat, taucht schon wenig später der Krieger Liu Kang (Ludi Lin) auf, der dann direkt auch noch mal zu weiteren Erläuterungen ansetzt. Und der führt alle zu dem die Erde beschützenden Donnergott Raiden (Tadanobu Asano), der auch noch weitere Details darlegt...

    Psychopath Kano (Josh Lawson) mit einem der berühmten Finishing Moves.

    Viele der Erklärungen machen ohnehin nicht allzu viel Sinn. Man sollte also besser nicht hinterfragen, warum der mächtige Lord Raiden zwischen zwei Szenen, in denen er zuerst seine Kämpfer vor dem sicheren Tod bewahrt und sich danach massiv in das Kampfszenario einmischt, lang und breit erklärt, warum er nicht retten und nicht eingreifen darf. Dabei wird übrigens keinesfalls nur die nötige Exposition für den ersten Teil geliefert – auch mögliche Fortsetzungen werden gleich schon mit vorbereitet. Da wird’s dann doch zwischendrin mal ganz schön dröge. Dazu trägt auch bei, dass oft unkoordiniert zwischen den verschiedenen Schauplätzen und Figuren geschnitten wird, was eher Verwirrung statt Tempo stiftet. Das betrifft aber explizit nur die Handlungsszenen – und gerade nicht die Kampfsequenzen. Die dürften viele „Mortal Kombat“-Fans stattdessen ziemlich begeistern.

    Schon ein recht kurzer, dafür aber intensiver MMA-Kampf nach dem Prolog liefert einen guten Vorgeschmack. Diese noch komplett ohne Superkräfte auskommende Auseinandersetzung offenbart bereits das Kampftalent von Hauptdarsteller Lewis Tan („Wu Assassins“), der sich hier mit einem echten Champion des für seine wenigen Regeln berüchtigten Vollkontakt-Boxens Lethwei prügelt. Man spürt förmlich, wie die Schläge aus kurzer Distanz wirklich schmerzhaft niederprasseln und der Klammergriff dem unterlegenen Kämpfer die Luft abschnürt.

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    In den weiteren, sehr viel abgehobeneren Fights gibt es dann auch noch mal deutlich mehr Blut. Hier kommen dann auch all die bekannten Superkräfte zum Einsatz, die „Mortal Kombat“-Fans lieben. Da werden Feuerbälle geschleudert, Seelen ausgesaugt und Menschen zerteilt. Das macht vor allem Spaß, weil viele Kampfszenen nicht einfach nur brutal, sondern in Anlehnung an die Videospiele auch so choreografiert sind, dass sich Fans direkt wie zu Hause fühlen. Selbst wenn eine so coole Idee, wie die Blutfontäne des Kontrahenten zu nutzen, um sie per Eis-Power in eine Stichwaffe zu verwandeln und ihn damit noch mal zu erstechen, schon im Trailer verbraten wurde, ist es im Film trotzdem noch mal ein echtes Highlight. Zu denen gehören vor allem immer wieder die besonders gnadenlos überzeichneten Momente – mitsamt ihrer (sicherlich mitunter auch mal unfreiwilligen) makabren Komik.

    Wenn sich Kung Lao (gespielt vom deutschen Schauspieler Max Huang) nach einem besonders brutalen Kill über die messerscharfe Krempe seines nun blutverschmierten Frisbee-Huts streicht und den berühmten Videospiel-Kultspruch „Flawless Victory“ ruft, mag das vielleicht nicht zu dem ernsten Tonfall passen, der bei der Einführung der Figuren immer wieder angeschlagen wird. Es ist aber einfach so verrückt-überdreht, wie es sich halt für eine Videospielverfilmung gehört, in der Ninjas, Echsenmenschen und vierarmige Riesen mit Menschen kämpfen, die Laser aus ihren Augen schießen können...

    Der deutsche Schauspieler Max Huang (rechts) spielt Kung Lao.

    Vermutlich wäre es sogar besser gewesen, sich noch näher am zentralen Duell-Charme des Spiels zu orientieren und nicht zu oft eine große Story anzudeuten, die am Ende dann doch nur papierdünn ist. So wird auch keine der Figuren durch die angerissenen Hintergrundgeschichten auch nur ein Stück weit interessanter. Im Gegenteil: Da kann man noch so betonen, wie Sonya Blade (angeblich) darunter leidet, dass sie nicht zu den Auserwählten mit dem Drachenmal gehört. Aber das rauscht wie die ausgesprochen tragisch klingende Hintergrundgeschichte von Liu Kang letztlich doch nur beim Warten auf den nächsten blutigen Zweikampf an einem vorbei …

    … und vor allem die dürfte das Gros des Publikums ja auch sehen wollen. Weshalb es schon etwas komisch wirkt, dass man sich mit dieser großen Vorgeschichte um Heimtücke, Verrat und Prophezeiungen im Vorfeld des Turniers der eigentlichen Stärke von „Mortal Kombat“ beraubt: nämlich des „Mortal Kombat“ selbst! So müssen die Zweikämpfe zwischen all den Figuren teilweise ziemlich behelfsmäßig herbeikonstruiert werden, während bei einer klassischen Turnierstruktur all dieser überflüssige Ballast mit einem Schlag vom Tisch wäre. Sobald dann aber die Fäuste & Co. fliegen, ist das schnell vergessen, woran sicherlich auch der starke Score seinen Anteil hat: Komponist Benjamin Wallfisch („Blade Runner 2049“) greift immer wieder geschickt Elemente aus dem originalen Videospiel-Theme auf und streut sie so ein, dass sie nicht nur einen direkten Wiedererkennungswert haben, sondern auch den Fights eine zusätzliche Dynamik verleihen.

    Fazit: „Mortal Kombat“ wirkt am Ende ein wenig zu sehr wie ein Prequel für einen anschließend folgenden richtigen „Mortal Kombat“-Film. Trotzdem gibt es genug blutige Kämpfe mit kreativ-brutalen Fatalities, um gerade Fans der Reihe ausreichend Spaß zu machen. Unsere Vorfreude auf „Mortal Kombat 2“ hat sich trotz der Schwächen des ersten Films jedenfalls eher noch mal gesteigert.

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