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    ATM - Tödliche Falle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    ATM - Tödliche Falle
    Von Robert Cherkowski

    Je nach Kontostand können Bankautomaten durchaus etwas sehr Bedrohliches an sich haben. In manchen Geldinstituten werden bereits Defibrillatoren ausgehängt, um in Zeiten der Krise erste Hilfe zu ermöglichen, sollte in Anbetracht plötzlicher Armut mal ein Herz versagen. In David Brooks' „ATM" (=„Automatic Teller Machine", englisch für Bankautomat) sind jetzt aber nicht etwa die Automaten selbst zu boshaftem Leben erwacht. Stattdessen macht der Regisseur das Areal um eine solche Maschine herum zum Schauplatz eines Belagerungsreißers mit Horror-Elementen und ein paar fiesen Handlungswendungen. Ein Geldautomat als Dreh- und Angelpunkt hitziger Psychoduelle, das klingt nach knüppelfieser Kapitalismuskritik oder zumindest einer spannenden Raumbeschränkung à la „Nicht auflegen!". Mit „ATM" lässt Brooks dieses Potential jedoch weitgehend ungenutzt und liefert stattdessen einen in jeder Hinsicht durchschnittlichen Thriller ohne nennenswerte Highlights ab.

    Als Bürohengst im Bereich der Anlageberatung sitzt David (Brian Geraghty) fest im Sattel. Und auch wenn ihm hin und wieder Zweifel kommen, ob der Job ihm wirklich liegt, kann er sich im rauen Berufsklima behaupten. Weniger gut läuft es mit den Frauen, die den nervösen Kerl oft so verunsichern, dass er nur noch Unfug vor sich herplappert. Als er eines Tages seine attraktive Kollegin Emily (Alice Eve) heimfahren darf, ist die Freude groß. Dummerweise will dann aber auch sein Kollege Corey (Josh Peck) mit. Damit die Nervensäge Taxi-Geld abheben kann, halten David und Emily an einem abgelegenen ATM – wo sie plötzlich von einem mysteriösen Mann im Kapuzenparka angegriffen werden...

    Die Symbolik wirkt einleuchtend: Drei wohlhabende Heuschrecken-Handlanger aus dem Finanzbusiness sitzen im vermeintlich sicheren Gefährt, während draußen der Regen strömt und die weniger begüterte 99-Prozent-Mehrheit mit den Hufen scharrt. In Zeiten, in denen der große Finanzkollaps kurz bevorzustehen scheint und die Fronten derart verhärtet sind, wird der Zeitgeist nicht nur in den großen Salonstücken des A-Kinos von David Cronenberg („Cosmopolis") bis Andrew Dominik („Killing Them Softly"), sondern auch in Direct-to-DVD-Produktionen wie „ATM" sicht- und spürbar. Wer hier jedoch eine pointierte Bestandsaufnahme im Thrillergewand erwartet, wird enttäuscht.

    Geläufigen Genre-Schablonen folgend wird die erste Viertelstunde zur zügigen Einführung der Protagonisten genutzt. Ebenso effizient wird der mysteriöse Angreifer dann als unberechenbare Bedrohung etabliert. Wenn dritte Parteien ins Spiel kommen, wird der Schurke besonders ungemütlich. Die Gewaltdarstellung ist hart, gleichwohl verliert sich Regisseur David Brooks, der hier sein Langfilmdebüt gibt, nie in voyeuristischem Splatter-Gehabe. Stattdessen legen er und sein Kameramann Bengt Jonsson Wert darauf, den beschränkten Handlungsraum gründlich zu erkunden und den Film mit interessanten Perspektiven visuell ansprechend zu gestalten. Ähnlich zielstrebig setzt Brooks auch die fiesen kleinen Handlungstwists ein, mit denen das Fast-Kammerspiel weiter zugespitzt wird.

    Aber die dramaturgischen Kniffe kommen weitaus weniger zur Geltung als dies möglich wäre, denn ausgerechnet die Figurenzeichnung und die Darbietungen der Schauspieler wirken in „ATM" seltsam ungeschliffen. Josh Pecks („The Wackness") schmierigem Corey wünscht man gleich zu Beginn schon die Pest an den Hals. Alice Eves („Zu scharf, um wahr zu sein", „Men in Black 3") Emily ist kaum mehr als der Stereotyp der hysterischen „Damsel in distress". Und Brian Geraghty („The Hurt Locker") in der Hauptrolle verfügt nicht über das nötige gewaltige Charisma, um ein solches Kammerspiel auf engem Raum ganz ohne Drehbuchunterstützung zu tragen. Die Figuren sind schlichtweg zu flach und austauschbar – bei einem so reduzierten Personal ein besonders schwerwiegender Minuspunkt. Trotz schicker Präsentation fehlt „ATM" so eine spannende Figurendynamik, also genau das, was einen starken Psychothriller vor allem anderen auszeichnet.

    Fazit: „ATM" ist ein handwerklich durchweg solider Thriller mit substanzlosen Zeitgeist-Andeutungen und einer arg schematisch ausgespielten Geschichte.

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