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    Soul Surfer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Soul Surfer
    Von Moritz Stock

    Die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die Bewohner können darauf vertrauen, dass sich ihr Schicksal allen Rückschlägen zum Trotz immer zum Guten wenden wird – zumindest in Hollywood stimmt das noch. Vor allem, wenn die entsprechenden Heilsgeschichten auf angeblich wahren Begebenheiten beruhen. Eine solche ganz sicher und zweifelsfrei wahre Geschichte erzählt Sean McNamara in seinem hoffnungsvollen Drama „Soul Surfer". Der zugrunde liegende Fall: Bei einer Hai-Attacke verlor die Surferin Bethany Hamilton ihren linken Arm und 60 Prozent ihres Blutes, nur drei Wochen später stand sie wieder auf dem Surfbrett. Daraus ein trotz obligatorischem Pathos mitreißendes Stück über schiere Willenskraft à la Danny Boyles „127 Hours" zu basteln, das wäre eine so schlechte Idee nicht gewesen. Doch, nichts da! Mehr als oberflächliche Glückskeksweisheiten und einen Bilderreigen schmerzhaft paradiesischer Hawaii-Panoramen hat McNamara nicht zu bieten.

    Bethany Hamilton (AnnaSophia Robb) ist ein junges, gesundes und äußerst lebensfreudiges Mädchen und lebt mit ihrer Familie ein glückliches Leben auf Hawaii. Ihr Leben wird dominiert von ihrer großen Leidenschaft: dem Surfen. Schon von Kindesbeinen an nahm sie an Surfwettbewerben teil, immer das Ziel einer Profi-Karriere vor Augen. Doch ihr Leben nimmt eine grausame Wendung, als sie bei einer morgendlichen Surfsession von einem Tigerhai angegriffen wird und dabei ihren linken Arm verliert. Sie versucht, mit ihrer körperlichen Beeinträchtigung zu leben, findet Halt bei ihrer sie liebevoll unterstützenden Familie, ihrem christlichen Glauben – und steigt bereits drei Wochen nach dem Unglück wieder aufs Surfbrett...

    Wenn einzig Landschaftsaufnahmen und schicke Surf-Szenen nachhallen, dann muss in einem Drama etwas gehörig schiefgelaufen sein. Bereits im Prolog, der das Leben Bethanys vor dem Unfall zeigt, werden die Schwächen von „Soul Surfer" offenbar: Anstatt die Figuren einzuführen, sie wenigstens im Ansatz auszugestalten, so dass später mitgefühlt und -gelitten werden kann, reiht McNamara Surfszenen und platte Dialogfetzen aneinander. Das soll chic und dynamisch wirken, distanziert dabei aber vielmehr vom Geschehen. Der Surfsport war das bestimmende Element im Leben der echten Bethany Hamilton – dass er auch hier im Fokus stehen muss, erklärt sich von selbst. Doch auf die Ausleuchtung dieser Passion, etwa im Sinne von Kathryn Bigelows „Gefährliche Brandung", wird fast vollständig verzichtet. Neben der malerischen Landschaft und den mächtigen Wogen wirken die menschlichen Protagonisten fast wie störendes Beiwerk.

    Und dann kommt der große Bruch, der Schicksalsschlag, der alles verändern wird. Oder auch nicht. Nach der tricktechnisch misslungenen und so gar unfreiwillig-komischen Haiattacke plätschert der Film ohne dramaturgische Ecken und Kanten weiter vor sich hin. Alles wird in wenigen, ausdruckslosen Szenen abgearbeitet: die Einsicht, auch mit einer Hand weiterleben zu können, die Auswirkungen dieses Schicksalsschlages auf die Familiendynamik, der Halt, den ihr ihre beste Freundin und der christliche Glauben geben. Der Film wirkt wie pflichtbewusst vom Regie-Notizblock abgearbeitet, zu interessieren scheint McNamara sich ausschließlich für die triumphale Auferstehung auf dem Surfbrett.

    Dementsprechend wenig gibt er seinen Darstellern an die Hand. Erfahrene Mimen, wie Dennis Quaid und Helen Hunt bleiben als Bathanys Eltern vollkommen blass, die Sängerin und „American Idol"-Gewinnern Carrie Underwood läuft als gläubige Weltverbesserin eben mal durchs Bild und bei „Hercules"-TV-Sternchen Kevin Sorbo wird ohnehin nicht ersichtlich, was er in „Soul Surfer" verloren hat. Einzig die zentrale Rolle des Films wurde mit der jungen AnnaSophia Robb toll besetzt. Ihrem ausdrucksstraken und charismatischen Spiel allein ist es zu verdanken, dass das Schicksal der Betahny Hamilton überhaupt greifbar wird. McNamara hat eine ur-amerikanischen Geschichte als kraftloses Surfvideo umgesetzt. Da helfen auch die prachtvollen Aufnahmen der hawaiianischen Küste wenig: Diesem „Soul Surfer" fehlt die Seele.

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