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    Detour
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Detour
    Von Lars-Christian Daniels

    Big Brother is watching you! Statt seine Protagonisten wie in klassischen Found-Footage-Streifen à la „Blair Witch Project", „Cloverfield" oder „[Rec]" selbst mit der Videokamera loszuschicken, dreht der norwegische Filmemacher Severin Eskeland den Spieß in seinem Horror-Thriller „Detour" kurzerhand um. Er macht ein verängstigtes Pärchen wider Willen zu Hauptdarstellern einer tödlichen Treibjagd, die von unzähligen im Wald installierten Videokameras eingefangen und mit grünstichigen Nachtsichtbildern für den Zuschauer dokumentiert wird. Trotz dieser durchaus erfrischenden Grundidee ist das Ergebnis am Ende nur ein müder Horror-Reißer, der sich auf Augenhöhe mit Andreas Schaaps ähnlich gelagertem Torture-Flop „Must Love Death" bewegt. Dass „Detour", der bereits auf dem Fantasy Filmfest 2010 lief, in Deutschland zusätzlich zum DVD-Release im April auch noch ein Kinostart im Mai (!) vergönnt ist, erscheint angesichts der erschreckenden Einfallslosigkeit des Drehbuchs mehr als rätselhaft.

    Martin (Sondre Krogtoft Larsen) und Lina (Marte Cristensen) sind gerade mit dem Auto auf dem Heimweg von Schweden nach Norwegen, als sie an einer Straßensperre halten müssen. Weil sie eine größere Ladung Alkohol im Kofferraum schmuggeln, befürchten sie zunächst eine Kontrolle – ein Polizist erklärt ihnen jedoch, dass die Hauptstraße wegen eines Verkehrsunfalls gesperrt worden sei. Wohl oder übel begeben sich die beiden auf eine alternative Route durch die finsteren schwedischen Wälder. Als der Wagen über ein Nagelbrett fährt und zwei Reifen platzen, ist dies nur der Auftakt zu einem Horrortrip, bei dem ein voyeuristisch veranlagter Tankstellenbesitzer noch der angenehmste Zeitgenosse ist, dem Martin und Lina über den Weg laufen...

    Severin Eskelands Drehbuch erinnert auf den ersten Blick stark an typischen Hinterwäldler-Horror im Stile von „Wrong Turn", wenngleich die Killer, mit denen es Martin und Lina im Wald zu tun bekommen, ein wenig humaner ausfallen als in Rob Schmidts brutalem Kannibalen-Slasher von 2002. Der Verdacht der Artverwandtschaft bestätigt sich schnell, zumal sich der Regisseur und Drehbuchautor auch fleißig bei zahlreichen anderen Genrekollegen bedient. Eskeland lässt allein ein Dutzend mal plötzlich eine Gestalt im Beifahrerfenster auftauchen, während der Zuschauer sich auf einen Dialog zwischen Fahrer und Beifahrer im Vordergrund konzentriert – erreicht dabei jedoch nicht ansatzweise die elektrisierende Wirkung, die zum Beispiel M. Night Shyamalan in seinem bahnbrechenden Meisterwerk „The Sixth Sense" erzielte, als er eine tödlich verunglückte Radfahrerin plötzlich vorm Beifahrerfenster des verängstigten Cole (Haley Joel Osment) vorbeilaufen ließ.

    Neben einigen Anleihen aus der „Saw"-Reihe und zahllosen Slasher-Versatzstücken verweist der norwegische Filmemacher auch plump auf Stanley Kubricks herausragende Stephen-King-Verfilmung „Shining". Es versteht sich fast von selbst, dass leere Handy-Akkus und der auf wundersame Weise urplötzlich aussetzende GPS-Empfang des Navigationsgeräts das konstruierte Big-Brother-Szenario im Wald überhaupt erst möglich machen. Darüber hinaus reiht Eskeland müde abgegriffene Standardsituationen des Horrorfilms aneinander, so dass der Zuschauer immer schon zwei Kreuzungen vorher weiß, wo das Drehbuch als nächstes abbiegen wird. Zitternde Hände lassen in Panik den Autoschlüssel fallen, während im Hintergrund der Killer anrückt, und als sich das hübsche Opfer schließlich doch ins Wageninnere rettet, will natürlich der Motor nicht anspringen. Scheinbar ausgeknockte Schlächter springen unverhofft wieder auf und setzen zum finalen Gegenschlag an, teilnahmslos dahin vegetierende Rentner krallen sich plötzlich an Linas Arm fest.

    Und immer wenn gerade ein wenig Ruhe eingekehrt ist, huscht unter Einsatz von bedeutungsschwangeren Bläserklängen wieder eine schemenhafte, dunkle Gestalt durch Bild. Fehlt eigentlich nur noch die Katze im Wandschrank. Der einzig nennenswerte Twist der Geschichte ist für jeden halbwegs sattelfesten Horror-Kenner bereits nach wenigen Minuten zu erahnen und verpufft daher als Einleitung für den Showdown völlig. Darüber hinaus beraubt sich der Film vor allem im Schlussdrittel dank unfreiwilliger Komik endgültig seines ohnehin geringen Gruselfaktors. Die Frage, ob man also zur „Detour"-DVD greifen oder lieber ein paar Wochen auf den Kinostart warten sollte, ist denkbar einfach zu beantworten: weder noch. Eskelands Horror-Thriller ist allenfalls eingefleischten Genrefans zu empfehlen, die ihre Stereotypen und Klischees längst selbstbewusst ins Herz geschlossen haben.

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