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    Yahşi Batı
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Yahşi Batı
    Von Christoph Petersen

    Lost In Translation fühlten sich Bill Murray und Scarlett Johansson in Sofia Coppolas oscargekröntem Meisterwerk aus dem Jahr 2003, als sie für einen kurzen, bewegenden Moment in der anonymen Einsamkeit der Metropole Tokio zueinanderfanden. Und ganz ähnlich erging es nun auch dem Autor dieser Kritik, als er sich für ein Presse-Screening von Omer Faruk Soraks Western-Komödie „Yahsi Bati“ in einem Berliner Kino einfand. Gerade Parodien oder Komödien, die sich stark auf den eigenen Kulturkreis beziehen, haben unter Übersetzungen besonders schwer zu leiden. Das kann mal gut gehen, man denke nur an den großen Erfolg, den Willkommen bei den Sch'tis trotz eines urfranzösischen Themas auch hierzulande hatte. Das kann aber auch komplett in die Hose gehen, wie es leider bei „Yahsi Bati“ der Fall ist. Denn bereits die Untertitel sind dermaßen Fehlerhaft (und zwar auf der ganzen Linie: Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck sind geradezu hanebüchen), dass es schon schwerfällt, überhaupt der Handlung zu folgen, geschweige denn den Sprachwitz des türkischen Originals auszumachen.

    1881: Der Geheimpolizist Aziz Efendi (Cem Yilmaz) und der Schatzbeamte Lemi Bey (Ozan Güven) erhalten von ihrem Sultan den Auftrag, in die USA zu reisen und dem amerikanischen Präsidenten einen wertvollen Diamanten als Geschenk zu überreichen. Doch die Sache geht ganz gehörig schief. Zuerst wird das ungleiche Duo von Banditen bestohlen und dann von Indianern bis auf die Unterwäsche ausgeraubt. Weil sie ein Versagen in ihrer Heimat buchstäblich den Kopf kosten würde, setzen die beiden alles daran, den kostbaren Glitzerstein wieder in die Finger zu bekommen. Auf ihrem weiteren Weg ins Weiße Haus entwickeln Aziz und Lemi mal kurz das Rezept für Coca Cola, gehen einem spielsüchtigen Indianerhäuptling auf den Leim und legen sich mit einem gewieften Sheriff/Pfarrer an, der seine weltlichen und himmlischen Privilegien geschickt einzusetzen versteht...

    Die türkisch-amerikanischen Beziehungen sind nicht frei von Spannungen. Das haben Filme wie Tal der Wölfe – Irak oder Die Osmanische Republik zuletzt immer wieder eindrucksvoll bewiesen. Auch in „Yahsi Bati“ spiegelt sich einmal mehr dieses ganz spezielle Verhältnis. Auf der einen Seite parodiert die türkische Filmindustrie hier das uramerikanische Genre schlechthin und schreibt sich nebenbei noch die Entdeckung des Coca-Cola-Rezepts auf die Fahnen. Auf der anderen verurteilt der Film die Sklavenhistorie und die Ignoranz (in „Yahsi Bati“ verbinden alle Amerikaner das Osmanische Reich allein mit freilaufenden Kamelen) des amerikanischen Volkes auf das Schärfste. Im Gegensatz zu „Tal der Wölfe“ oder „Die Osmanische Republik“ nimmt die Amerika-Kritik hier aber nie propagandistische Züge an, sondern bewegt sich stets in einem angemessenen Rahmen.

    Abgesehen von dieser allein unter dem Gesichtspunkt der Kulturkritik interessanten Beobachtung hält sich der Reiz des Films jedoch arg in Grenzen. Weil ein deutsches Publikum so sehr damit beschäftigt ist, über die Hindernisse, die ihm die Untertitel immer wieder bereiten, hinweg zu steigen, bleibt fürs Lachen eh keine Zeit. Doch auch wenn sich der Autor dieser Kritik nicht anmaßt, den Wortwitz der türkischen Sprachfassung abschließend zu beurteilen, deutet doch alles darauf hin, dass sich die Komödie auf dem Niveau solcher Kalauer-Klamotten wie Achtung, fertig, Charlie! oder Tell bewegt.

    Fazit: „Yahsi Bati“ ist eine Art türkischer 1 ½ Ritter – nur eben mit Osmanen statt Germanen und Cowboys statt Edelmännern. Allein aufgrund der miserablen Untertitelung kann einem nicht-türkischsprachigen Publikum vom Kinobesuch aber sowieso nur abgeraten werden.

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