Spätestens seit der supererfolgreichen „Shrek“-Reihe mit ihren prinzessinenhaften „Matrix“-Moves und explodierenden Disney-Singvögeln gehört es zum Standardrepertoire von Hollywood-Animationsfilmen, den erwachsenen Teil des Publikums mit Popkultur-Anspielungen bei der Stange zu halten. Regisseur Cal Brunker hat diesen Kniff für sein animiertes Alien-Abenteuer „Nix wie weg – vom Planeten Erde“ nun aber nicht einfach nur aufgegriffen, er treibt ihn vielmehr so hemmungslos auf die Spitze, dass die augenzwinkernden Seitenhiebe auf Cornflakes-Werbespots, berühmte Genre-Regisseure und schwarz-weiße Volkserziehungsfilme seinem Werk am Ende mehr schaden als nützen - zumal die simple Handlung und die liebenswürdigen Alien-Designs offensichtlich auf Zuschauer im Grundschulalter ausgerichtet sind, über deren Köpfe die meisten der Popkultur-Pointen einfach so hinweggehen dürften.
Der umjubelte Alien-Astronaut Scorch Supernova (Stimme: Brendan Fraser) vom Planeten Baab ist ein selbstverliebter Draufgänger, der keine Möglichkeit auslässt, seinen Ruhm weiter zu steigern (und so noch mehr Werbedeals für Cornflakes und Cola abzustauben). Als die Weltraumbehörde BASA einen Hilferuf vom Planeten Erde abfängt, stürzt sich Scorch deshalb auch sofort auf die Chance, die Mission auf dem gefürchteten Dunklen Planeten im Alleingang zu erledigen. Aber da hat er die Rechnung ohne den machthungrig-verschlagenen Erden-General Shanker (William Shatner) gemacht, der bereits auf die Ankunft des Außerirdischen gewartet hat und den schnell überwältigten Helden kurzerhand einkerkert. Damit liegt es am stets im Schatten seines heldenhaften Bruders stehenden Kontrollcenter-Nerd Gary (Rob Corddry), ebenfalls in Richtung Erde aufzubrechen und Scorch aus seinem Gefängnis auf dem unter dem Namen Area 51 bekannten Gelände herauszuhauen…
Selbst wenn man sich schon fragt, wie sie es in einen in erster Linie für Kinder gedachten Animationsfilm geschafft haben, gibt es in „Nix wie weg – vom Planeten Erde“ durchaus einige echte Satire-Volltreffer. So zum Beispiel ein amerikanischen Bildungsfilmen aus den 1930ern nachempfundenes Schwarz-Weiß-Video über unseren Planeten, das vom BASA-Bordcomputer (gewohnt trockenhumorig: Ricky Gervais) vor Beginn der Erden-Mission abgespielt wird: Dem Sprecher nach gäbe es auf dem blauen Planeten immer wieder unsinnige Kriege, wobei merkwürdigerweise anschließend die Wirtschaft des Verlierers floriert und die des Siegers zusammenbricht. Außerdem folgt noch ein expliziter Warnhinweis: „Kein Menschenfressen. Keine Nacktheit. Kein Kommunismus!“ Allerdings sind solche Highlights leider die Ausnahme, während die meisten Pointen eher gewollt als lustig wirken: So wird etwa der Gag, dass die Vornamen zweier Soldaten nacheinander ausgesprochen den Namen eines Regisseurs ergeben („James, Cameron - fangt das Alien!“) so oft wiederholt, bis auch wirklich niemand mehr schmunzelt. So hat am Ende keiner was davon: Die Erwachsenen lachen nicht und die Kinder verstehen den Gag gar nicht erst.
Abseits des Humors entpuppt sich „Nix wie weg – vom Planeten Erde“ als allenfalls solides Alien-Abenteuer um einen durchaus sympathischen Helden, das vor allem in den zahlreichen Action-Szenen überzeugt. Bei denen macht sich bemerkbar, dass Debüt-Langfilmregisseur Cal Brunker ursprünglich als Animator gearbeitet hat: Seine Action-Choreographien sind eben deutlich stärker als sein Talent zum Geschichtenerzählen. Wobei die Qualität der Animationen insgesamt kaum auf der Höhe der Zeit ist, der Film steht in Sachen Detailreichtum trotz seines stolzen 70-Millionen-Dollar-Budgets meilenweit hinter der großen Studio-Konkurrenz von Pixar, DreamWorks & Co. zurück. „Nix wie weg – vom Planeten Erde“ kann man ganz gut an einem Samstagmorgen in den Blu-ray-Player schmeißen, aber auf der großen Leinwand gibt es (in Hollywood herrscht schließlich nicht erst seit dem Milliardenhit „Die Eiskönigin“ ein regelrechter Animations-Goldrausch) eigentlich zu viele attraktivere Alternativen.
Fazit: Actionreiches Alien-Animations-Abenteuer auf durchschnittlichem technischen Niveau, dessen massenhafte Popkultur-Anspielungen zudem zu selten ins Schwarze treffen.