Sie läuten mal wieder, die Hochzeitsglocken! Trauungen bieten einfach einen perfekten Rahmen für romantische Komödien – man denke an Mike Newells britischen Genreklassiker „Vier Hochzeiten und ein Todesfall", John Hamburgs „Trauzeuge gesucht!" oder Julia Roberts' Hit „Die Braut, die sich nicht traut". In Galt Niederhoffers „The Romantics" auf der Basis ihres eigenen Romans ist es diesmal der Bräutigam, den kurz vor dem Moment der Wahrheit in Panik gerät – und doch hebt sich der Film von Gary Marshalls Kassenschlager ab. „The Romantics" hält zwar, was der Name verspricht – vor allem also große Emotionen auf der Zielgeraden - doch wer glaubt, am Ende herrsche Friede, Freude, Eierkuchen, wird eine Überraschung erleben. Niederhoffer pfeift auf Hollywood-Konventionen und inszeniert eine solide Tragikomödie, die der lauwarmen Dramaturgie zum Trotz mit spritzigen Darstellern punktet.
Lila (Anna Paquin) und Tom (Josh Duhamel) heiraten. Dazu haben sie nicht nur die komplette Verwandtschaft, sondern auch ihre ehemalige College-Clique um Brautjungfer Laura (Katie Holmes), Tripler (Malin Akerman), Pete (Jeremy Strong), Weesie (Rebecca Lawrence), Jake (Adam Brody), Minnow (Dianna Agron) und Chip (Elijah Wood) in ein großes Landhaus an einem malerischen See eingeladen. Während des Junggesellenabschieds jedoch keimen Zweifel in Tom auf. Die Begegnung mit Laura, die er seit Jahren nicht gesehen hat, bringt sein Gefühlsleben gehörig durcheinander. Noch zu College-Zeiten hatte er Laura nach einer glücklichen Beziehung von heute auf morgen für seine Verlobte verlassen. Aber war das die richtige Entscheidung? Ist Lila wirklich die Frau fürs Leben?
Regisseurin und Autorin Galt Niederhoffer arrangiert in „The Romantics" eine auf den ersten Blick klassische Dreiecksbeziehung. Zwei hübsche Rivalinnen, die pikanterweise zugleich seit Jahren beste Freundinnen sind, buhlen um denselben Mann, der sich am Ende zwischen beiden entscheiden muss – eine Ausgangslage, die so schon dutzendfach zu sehen war. Wenn also inhaltlich schon kein Neuland betreten wird, muss wenigstens die Verpackung stimmen. Und das gelingt hervorragend: Unterstützt vom verträumten Score zaubert Niederhoffer eine melancholische Atmosphäre herbei, die von Beginn an ergreift. Stilsicher meistert die Filmemacherin die Gratwanderung zwischen Feel-Good-Versatzstücken und tragischen Aspekten.
Die Amerikanerin begeht dabei nicht den Fehler, den zentralen Konflikt zwischen Braut und Brautjungfer bereits in der Einleitung voll auszuspielen. Sie deutet ihn nach der Ankunft im Landhaus nur an. Beginnend mit dem Toast-Marathon am Vorabend der Hochzeit, bei dem neben einer köstlichen Einlage eines älteren Familienmitglieds vor allem reichlich Fremdscham angesagt ist, konzentriert sie sich zunächst auf die Mitglieder der College-Clique. Interesse weckt dabei vor allem die blonde Tripler, die Lauras Aufruhr als einzige wahrnimmt.
Lilas Mutter Augusta (Candice Bergen) hingegen ist mit grotesk übertriebener Fürsorge und einem Stoßgebet für gutes Wetter für heitere Zwischentöne zuständig. Und zum Schluss darf dann endlich auch Katie Holmes zeigen, was in ihr steckt. Weil „The Romantics" letztendlich doch zielsicher auf die glamouröse Heirat am See zusteuert und damit fundamentalen Genre-Gesetzen entspricht, gelingt Niederhoffer mit ihrer romantischen Tragikomödie kein großer Wurf. Erfreulicherweise dürfte aber immerhin das eigenwillige Finale, in dem sich Tom für oder gegen Lila als Frau fürs Leben entscheiden muss, für willkommene Irritationen beim RomCom-gestählten Publikum sorgen.