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    Dark Tide
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Dark Tide
    Von Robert Cherkowski

    Steven Spielbergs „Der weiße Hai" ist ein Klassiker nicht nur des Horror-Kinos, sondern auch der New-Hollywood-Bewegung. Die Mär von der Bestie, die sich unter der Oberfläche des Meeres versteckt und mit eiskalter Verschlagenheit und blanker Mordlust hervorschnellt, um achtlose Badegäste ins kalte Grab zu reißen, hat damals nicht nur zahlreiche B-Movie-Ableger von „Orca, der Killerwal" bis „Piranhas" heraufbeschworen, sondern einer ganzen Nation die Lust am Badeurlaub genommen. Auch heute, ganze 37 Jahre nachdem zum ersten Mal John Williams‘ genial-unterschwelliges Hauptthema erklang, scheint Spielbergs Prämisse noch immer attraktiv genug zu sein, um in leichter Variation als Schablone für Hochsee-Thriller von ganz unterschiedlicher Qualität herzuhalten. Nachdem der Plan beim kostengünstig produzierten „Open Water " vor einigen Jahren wunderbar aufging, wagt sich nun Oscar-Preisträgerin Halle Berry ins kühle Nass und auf Tuchfühlung mit dem „großen Weißen". So recht will sich bei John Stockwells „Dark Tide" jedoch kein Grusel einstellen – ausgerechnet Hauptdarstellerin Berry wirkt so abwesend, dass man bis zum Schluss vergeblich nach Gründen zum Mitfiebern sucht.

    Kate Mathieson (Halle Berry) ist Dokumentarfilmerin – und taucht dafür mit weißen Haien. Eines unschönen Tages wird ihr Mentor Tommy (Mark Elderkin) von den unberechenbaren Bestien getötet. Noch ein Jahr später hat die traumatisierte Kate keinen Fuß mehr ins Wasser gesetzt. Während sie ihr altes Revier im südafrikanischen Kapstadt besucht, nimmt die finanziell gebeutelte Frau zusammen mit Taucherkollege und Ex-Freund Jeff (Olivier Martinez) wider besseres Wissen einen Auftrag des reichen Widerlings Brady (Ralph Brown) an: Die beiden sollen ihn und seinen mürrischen Sohn Luke (Luke Tyler) auf eine Tauchpartie ins Hai-Revier begleiten. Die Amateure sollen zwar im Käfig bleiben, doch von Anfang an hat Kate ein ungutes Gefühl. Schnell geht dann tatsächlich schief, was nur schiefgehen kann. Als dann noch ein mächtiger Sturm heraufzieht, droht die Katastrophe – und die Haie warten schon...

    „Dark Tide" wirkt wie ein Potpourri diverser erfolgreicher Thriller: Die Ausgangssituation und die Motivation der Protagonistin Kate könnten aus Renny Harlins „Cliffhanger" übernommen sein, nur dass der Schauplatz einfach aus luftiger Höhe aufs Meer verlegt wurde. In „Dark Tide" muss sich die Heldin wie einst der Kletterer Sylvester Stallone nach einer Tragödie erst einmal in Gram üben, bevor sie von einem unerwarteten Ereignis und einem alten Bekannten zurück in ihr Element gerufen wird – wo es schließlich zur Katharsis kommen kann. Später lassen auch noch Wolfgang Petersens „Der Sturm" sowie Luc Bessons „Im Rausch der Tiefe" grüßen und wir werden damit unfreiwillig an deutlich packendere Filme erinnert.

    Dass die zahlreichen Einflüsse nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenfinden, ist dabei nicht einmal Regisseur Stockwell selbst zum Vorwurf zu machen – solide inszeniert ist der Hai-Thriller nämlich allemal. Besonders im Schlussakt mit seinen atmosphärischen Unterwasseraufnahmen zeigt Stockwell seine Stärken. Ein bedrohlicher Soundtrack aus flächigen Soundscapes unterstützt die Bilder stimmungsvoll und die Hai-Angriffe sehen stark aus – ganz ohne CGI-Exzesse. Der Sturm im Schlussakt ist ebenfalls gut umgesetzt – hier wird tatsächlich ein Gefühl für die brachiale Urgewalt eines solchen Naturspektakels, dem der Mensch nichts entgegenzusetzen hat, vermittelt.

    Dennoch leidet der Film unter einem großen Problem: „Dark Tide" wirkt wie ein Star-Vehikel, bei dem der Star nicht zum Projekt passt. Selten sah Oscar-Preisträgerin Halle Berry („Monster´s Ball") so gelangweilt bei der Arbeit aus. Ihre Kate wirkt seltsam desinteressiert; dass sie sich um das Wohlbefinden ihrer Mitmenschen schert, kauft man ihr kaum ab. Selbst den Tod ihres Mentors scheint sie ganz gut wegzustecken, auch wenn ihr Text etwas anderes kundtut. Die Nebenfiguren sind durchaus griffig geschrieben und motiviert gespielt. Bei einer so unnahbaren Protagonistin ist es dennoch schwer, wirklich Anteil am wilden Geschehen zu nehmen. Und wie gut hätte „Der weiße Hai" schon funktioniert, wären nicht drei so kernige Gestalten wie Roy Scheider, Robert Shaw und Richard Dreyfuss mit an Bord gewesen?

    Fazit: „Dark Tide" ist ein Best-Of moderner Thriller-Motive, das so ungünstig um eine seltsam kühle Halle Berry herum aufgebaut ist, dass die inszenatorischen Qualitäten des Films einfach nicht für ein befriedigendes Gruselerlebnis reichen.

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