Helly yeah, Totgesagte leben eben doch länger. Das gilt auch für den schulden-geplagten Viel-Filmer Nicolas Cage. Um den Fiskus milde zu stimmen gab er sich für so manchen Schrott her. Oder er liefert eine so tolle Überraschung wie "Kick-Ass" ab. Und dann rast Cage mit Höllen-Eifer über die Mattscheibe. "Drive Angry" ist zuerst ein B-Movie, ein Zwischending aus dem Grenz-Bereich, in dem sich gute Handarbeit und billiger Trash gute Nacht sagen. Hier ist manches megamäßig platt, kopiert und eigentlich lachhaft zusammengeschustert. Andererseits legen sich Nic Cage und Regisseur Patrick Lussier nicht unbedingt mehr Mühe, nein, sie übertreiben nach Herzenslust. Wie sonst sollte man uns ein überbordendes Action-Flic um einen längst verstorbenen Verdammten verkaufen, der aus der Hölle ausbricht, um das Leben seiner Enkel-Tochter zu retten. Die soll nämlich von einem Haufen durchgeknallter Möchtegern-Satanisten geopfert werden. Puh, also Shakespeare ist das hier nicht. Eher noch weht in "Drive Angry" der Wind guter alter B-Unterhaltung. So handkanten-mäßige oder highkick-lastige Action, wie sie in den 1980er vielleicht mit Chuck Norris realisiert worden wäre. Wenn der dann nicht böse Terroristen oder feindliche Sadisten-Generäle ausgeschaltet hätte. Cage kann zwar keine oder nur bedingt Martial Arts, dafür darf er ballern was das Zeug hält. Teilweise mit doller Höllen-Munition. Lasst mich das klarstellen, hier betreten wir Grindhouse-Territorium. Einige Effekte sind durchaus sehenswert umgesetzt, es hagelt viele nicht jugendfreie Dialoge und wenn ein Auto beschossen wird, geht es eben gleich in die Luft. Das ist derart gnadenlos übertrieben, dass kurzweilig echt Gaudi-Stimmung aufkommt. Ein Glück, dass Nic Cage sich voll drauf einlässt. Er lässt den schlechten "Ghost Rider" hinter sich, benimmt sich wie ein angepisster untoter Erwachsener, bumst, säuft zwischendurch und jagt ansonsten Satanisten-Ärsche. Eine Art "The Crow on Wheels" und durchaus eine seiner besseren Job-Ausführungen. Fehlen nur noch eine heiße, schlagfertige Begleitung und auch der obligatorische Verfolger/Gegenspieler/das Stück Hölle auf Erden. Bühne frei für Amber Heard, die sich hier für größere Parts empfiehlt und nicht dabei nicht unbedingt nackt rumlaufen muss. Tatsächlich rundet Heard's Präsenz den Fun-Faktor ab, was auch selten vorkommt. Und wer könnte selbst auf billigeren Produktions-Niveau einen angemessenen Advokaten des Teufels und Seelen-Verwalter spielen als William Fichtner? Der Typ gibt sich nicht nur cool, er spielt selbst haarsträubende Dialog-Zeilen mit Bravur. Ich finde ihn klasse, selbst in diesem Rahmen beweist er Schneid. Was macht es da schon, dass der irdische Bösewicht von Billy Burke eher als tuckiger Jim Jones verkörpert wird. Nicht schlimm gemeint, nur deutlich nervend, dass wegen ihm so ein Aufriss gemacht wird. Aber hey, it's only Entertainment. "Drive Angry" ist ein roher Film, mit einiger kompetent gemachter Action und dieser Arsch-Haltung, die nach mächtig großen Eiern in der Hose schließen lässt. Und ja, genau so hätte kein großes Studio den Film für mehr Geld ausfallen lassen. "Drive Angry" ist laut schnell, dreckig und macht einfach Spass. Auch mit einigen schlechten Tricks. Immerhin gibt es zwei tolle Gast-Auftritte obendrauf. Wenn Herr Cage sich öfters so gefällig ins niedere B-Sleaze-Genre wirft, könnte er mich durchaus regelmäßiger zum Zuschauen bringen.