Smith und Lawrence rocken "Bad Boys 3"
Von Daniel Fabian25 Jahre sind vergangen seit Will Smith und Martin Lawrence als ungleiches Cop-Duo in „Bad Boys“ eine der coolsten Action-Komödien der 90er ablieferten und auch das Sequel „Bad Boys II“ hat mittlerweile satte 17 Jahre auf dem Buckel. Da kann man schon ernsthaft fragen, ob es wirklich eine gute Idee ist, noch eine weitere Fortsetzung zu machen. Doch solche Bedenken werden in „Bad Boys For Life“ schnell beiseite gewischt – und das nicht nur weil Smith und Lawrence auch noch mit über 50 so harmonieren wie in jungen Jahren. Denn ein ganz anderes, viel jüngeres Duo sorgt für frischen Wind: Adil El Arbi und Bilall Fallah!
Wer? Vielen Kinogängern werden die Filmemacher noch unbekannt sein, doch in ihrer Heimat Belgien überzeugten sie mit Mitte 30 schon so nachhaltig (zum Beispiel mit dem Thriller „Gangstas 4 Life“), dass Hollywood-Legende Jerry Bruckheimer auf sie aufmerksam wurde. So übertrug der Produzent ihnen die Nachfolge von Michael Bay – und diese Entscheidung macht sich bezahlt. Das Duo versucht gar nicht erst, die Exzesse des Krachwumm-Papstes zu übertrumpfen. So funktioniert der dritte „Bad Boys“-Teil gerade dann besonders, wenn es mal nicht kracht, wenn mal keine Sprüche am Fließband rausgehauen werden und keinem der Arsch weggeschossen wird. Aber keine Sorge, auch davon gibt’s genug!
Will Smith ist in seinem Element.
Draufgänger Mike Lowrey (Will Smith) und sein Partner Marcus Burnett (Martin Lawrence) stehen immer noch im Dienst der Polizei und treiben Captain Howard (Joe Pantoliano) mit ihren nicht selten in Destruktionsorgien endenden Ermittlungen zur Weißglut. Während Einzelgänger Mike nach wie vor mit seinem Job verheiratet scheint, wird Familienmensch Marcus zunehmend klar, dass er seine zweite Lebenshälfte im Kreis seiner Liebsten verbringen will - und nicht im Kugelhagel zwischen seinem schießwütigen Partner und den Privatarmeen stinkreicher Drogenbarone. Als Mike jedoch das Ziel eines Attentats wird, überschlagen sich die Ereignisse. Es bleibt den beiden nichts anderes übrig, als Jagd auf den Angreifer zu machen…
„Bad Boys“-Schöpfer Michael Bay läutete seinen Netflix-Blockbuster „6 Underground“ zuletzt mit einem gehetzten Schnittgewitter ein – und machte so deutlich, dass er seine Action-Exzesse immer noch weiter auf die Spitze zu treiben versucht. Seine Nachfolger beim „Bad Boys“-Franchise zeigen, dass es auch einen anderen Weg gibt. In einer amüsanten Parallelität beginnen auch sie mit einer Autoverfolgungsjagd vor starker Kulisse, bei der sich die Hauptfiguren die ganze Zeit kabbeln. Doch die Action bleibt stets übersichtlich und nachvollziehbar – und ist trotzdem kein Stück weniger rasant.
Vor allem rücken El Arbi und Fallah hier aber gekonnt die beiden Hauptfiguren ins Zentrum, die sich natürlich mal wieder uneins darüber sind, wie der Einsatz ablaufen soll. Da bekommt der Zuschauer fast das Gefühl, es wäre erst gestern gewesen, dass sie in „Bad Boys II“ Rauschgiftmogul Johnny Tapia die Hölle heißmachten. „Bad Boys 3“ ist so wie ein Wiedersehen mit alten Freunden, bei dem man schon nach der ersten Minute vergessen hat, wie lange man sich eigentlich nicht gesehen hat. Die rasante Action-Komödie gibt einem so ein Gefühl von Zuhause, das spätestens dann perfekt ist, sobald weitere, teils überraschende Rückkehrer aus den ersten Filmen dazustoßen.
Die Auftritte von Captain Howard und Co. sind keine billigen Sequel-Gimmicks, die bloß um ihrer selbst Willen wahllos in einen Topf geworfen werden, sondern sind teilweise sogar emotionale Anker in Szenen, die einem tatsächlich nahegehen. Ja, richtig gelesen. Zwischen all den Blödeleien und Feuergefechten bietet der dritte Film nämlich vor allem eine Geschichte, die nicht nur den Figuren mehr Fleisch auf die Knochen gibt, sondern auch gleich für mehrere rührende Momente sorgt.
Captain Howard ist mal wieder genervt.
Die Einführung einer jungen Garde neuer Helden um „High School Musical“-Star Vanessa Hudgens gelingt dabei fast schon im Vorbeilaufen, wobei „Vikings“-Star Alexander Ludwig seinen Kollegen als gegen den Strich besetzter Tech-Boy ohne Frage die Show stiehlt. Aber wie sagt ein ungeschriebenes Hollywood-Gesetz so schön: Ein Actionfilm ist nur so gut wie sein Bösewicht. Und hier liefert „Bad Boys For Life“.
Man könnte ihn aufgrund seines Alters unterschätzen. Denn was soll so ein Schurke mit Mitte 20 schon groß gegen unsere saucoolen Titelhelden ausrichten? Nun, die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, denn schon in seinen ersten Szenen metzelt der von Newcomer Jacob Scipio („We Die Young“) verkörperte Gangster-Sohn Armando Armas seine Gegenüber ebenso blitzschnell wie brutal nieder, dass es fast an den indonesischen Martial-Arts-Kracher „The Raid“ erinnert.
Der Auftritt ist allerdings so gut, dass eine Steigerung im Laufe des Films nicht mehr wirklich möglich ist – zumindest nicht im Eins-gegen-Eins-Kampf. Statt dies zu übertrumpfen, ergänzen die Macher so das Bösewichttableau. Kate del Castillo, in ihrer mexikanischen Heimat einer der größten TV-Stars, international durch die Kontakte zum Drogenboss El Chapo bekannt geworden, hält sich als hexenhafte Strippenzieherin und Kartell-Matriarchin zwar eher im Hintergrund, ist aber nicht weniger diabolisch als ihr zügelloser Nachkömmling.
Der Sohnemann ist vor allem für die Actionszenen zuständig und natürlich wird da immer wieder groß aufgefahren. Schießereien, Verfolgungsjagden und Explosionen sind vor allem dann beeindruckend, wenn es in noch so kurzen Sequenzen Schlag auf Schlag geht - und es vom Mexican Stand-off zur Schießerei zur Explosion mit anschließender Pfählung nur wenige Sekunden sind. Solche Gewaltspitzen werden meist übrigens voll ausgekostet, sind letztlich aber zu Comic-haft überhöht, um einem wirklich nahe zu gehen. In einigen Fällen wird zudem etwas zu dick aufgetragen, beispielsweise bei Alexander Ludwigs „großem“ Auftritt im Finale.
Junge Unterstützung für die Bad Boys.
Erfreulicherweise ist ein Großteil der Action handgemacht. Wenn dann aber doch mal Computerunterstützung nötig war, ist allerdings hin und wieder auch zu sehen, dass der dritte Teil mit Produktionskosten von unter 100 Millionen Dollar doch ein deutliches Teil günstiger war als der direkte Vorgänger „Bad Boys II“. Doch zum Glück fallen diese Schwächen kaum negativ auf – nicht nur weil „Bad Boys For Life“ inhaltlich überzeugt und so immerzu spannend bleibt, sondern auch weil selbst diese schwächeren Szenen immer abwechslungsreich choreografiert sind.
Als weiterer Glücksfall erweist sich dabei, dass die Hollywood-Bosse ihren jungen Regisseuren so sehr vertrauten, dass sie ihren Stammkameramann Robrecht Heyvaert („Revenge“) mitnehmen durften. Der war schon an den Studentenfilmen der Regisseure beteiligt und fängt die rasante Action nun immer wieder kreativ ein – etwa, wenn er für eine über zwei Stockwerke gehende Schießerei die Kamera um 90 Grad dreht und sich die Schützen von oben und unten plötzlich „auf Augenhöhe“ begegnen.
Zudem beweisen die Filmemacher und der aus der Hans-Zimmer-Schule stammende Komponist Lorne Balfe („Gemini Man“) auch das richtige Gespür für Musik. Vor allem die Song-Auswahl bringt immer wieder zusätzlichen Schwung ins Geschehen, aber auch Inner Circles legendäres „Bad Boys“ sowie Mark Mancinas immer noch großartiges Thema des ersten Teils werden perfekt eingesetzt. Das führt stellenweise sogar zu starken Gänsehautmomenten, vor allem macht es aber einfach unglaublich Laune. Man möchte fast Mitsingen ….
… und das ist genau richtig für die „Bad Boys“-Stimmung. Denn neben Härte und Coolness zeichnet die Reihe einfach auch ihr Witz aus - und den bekommen die belgischen Nachwuchstalente sogar noch besser hin als Bay im nicht nur teilweise problematischen direkten Vorgänger. „Bad Boys For Life“ ist so nämlich ganz ohne homophobe, kindische oder anderweitig fragwürdige Einlagen ein Action-Thriller, in dem es neben überraschend großen Emotionen und fetzigem Geballer auch allerhand zu lachen gibt. Denn auch wenn nicht jeder Gag zünden mag, funktionieren die meisten allein schon allein durch die nach wie vor hervorragende Chemie zwischen Smith und Lawrence.
Fazit: Das Warten auf „Bad Boys 3“ hat sich gelohnt!