Schon die Eröffnungsszene dieser Leinwand-Adaption und Neuinterpretation des bekannten Grimmsmärchen „Rotkäppchen“ endet mit einem sogenannten Dialog, der vor unfreiwilliger Komik nur so strotzt. Die anschließend beginnende Handlung ist vollkommen vorhersehbar und so hauchdünn, dass man mit ihr eigentlich keinen abendfüllenden Spielfilm inszenieren kann, und das merkt man deutlich. „Red Riding Hood“ schafft es in keiner Minute Spannung aufzubauen. Selbst am Aufbau einer gruseligen Atmosphäre scheitert die Regisseurin kläglich, da das Budget zu knapp bemessen war um glaubhafte Kulissen oder mehr als insgesamt maximal 35 „Schauspieler“ zu finanzieren. Man sieht jeder Szene deutlich an, dass das Set keine 400 Quadratmeter groß war, die „Landschaftsaufnahem“ kommen so überdeutlich aus dem Computer, dass sie wie aus einem gut programmierten Fantasy-Spiel entnommen wirken und selbst die Statisten sind so wenige dass man sich, wenn man wollte, alle Gesichter merken könnte.
Retten ließe sich das Ganze jetzt vielleicht noch durch eine geballte Ladung Action, das ein oder Andere Blutbad, Messerscharfe Dialoge oder schwer überzeugende Hauptdarsteller. Zumindest von den letzten beiden Punkten schien Catherine Hardwicke zu glauben, sie habe an dieser Stelle etwas zu bieten, denn anstatt zu versuchen sich zumindest durch oberflächliche Schauwerte ins Mittelmaß zu retten, gibt es ewige, quälend lange Passagen, in denen irgendwelche vollkommen Charakterfreien Figuren Gespräche miteinander führen, die weder den bemitleidenswerten Kinobesucher bereichern, noch die Handlung vorantreiben. Hierzu muss allerdings auch gesagt werden, dass man sich letzteres ohnehin nicht hätte leisten können, da man es sonst nie auf über 90 Minuten Spielzeit gebracht hätte.
Herausstechende, schauspielerische Leistungen vermisst man hier leider auch schmerzlich. Den ganzen Film über hat man den Eindruck man beobachte die Aufführung einer durchschnittlichen Schultheater-AG. Die Reaktionen auf Ereignisse, die Mimik der Darsteller, ihre ganze Gestik wirkt völlig klischeehaft, gespielt und aufgesetzt. Wer je in einem Theaterstück mitgespielt hat kann die Regieanweisungen die hierzu geführt haben förmlich hören. Besonders schön ist hier die Szene, in der verkündet wird, dass der Werwolf irgendeiner aus dem Dorf sein muss, woraufhin sich alle Personen misstrauisch beäugen. Diese Szene ist dermaßen stümperhaft gespielt und inszeniert, dass man hier zumindest herzhaft lachen kann. So etwas wie Charakterzeichnung gibt es wie bereits erwähnt ohnehin nicht. Immerhin kann man so keinem Darsteller vorwerfen zu schlecht gewesen zu sein um seinen Charakter rüberzubringen – zumindest diesen Vorwurf können alle hier wie Amateure oder gar Dilettanten wirkenden getrost auf die offenkundig gänzlich talentfreien Drehbuchautoren abschieben. Wie es so etwas nach Hollywood oder überhaupt an ein Filmset schafft wird wohl immer ein Rätsel bleiben.
Die letzte Chance auf einen Versuch zum Erhalt von zumindest Spuren eines Unterhaltungswertes wird von der offensichtlichen Anpeilung eines PG-13-Ratings, bzw. in Deutschland einer Freigabe ab 12 vereitelt. Dies Verbietet natürlich drastische Spatter- oder Sex-Szenen. Besonders in Bezug auf den Splatter ist dies hier besonders lästig. Es mutet schon äußerst störend an wenn ein Werwolf von der Statur eins Pferdes über ein kleines Mädchen herfällt, die Leiche aber keine weiteren Verletzungen als 3 Schnitte auf der Brust aufweist. Allgemein ist bei allen Werwolf-Angriffen die extrem verwackelte und (kameratechnisch) distanzierte Inszenierung in sehr negativem Maße auffällig. Man sieht sofort dass penibel darauf geachtet wurde auf keinen Fall ein R-Rating zu riskieren. Und so ist selbst in den Szenen in denen es einigermaßen „zur Sache geht“ das Design der Kreatur das einzige das hier positiv aufzufallen vermag.
Abschließend lässt sich also festhalten, das Hardwickes neustes Werk noch ungleich schlechter ausfällt als ihr von Kritikern ebenfalls verschriener „Twilight“, da die Drehbuchautoren vollkommen unfähig waren interessante Charaktere oder gute Dialoge zu Papier zu bringen, und die Regisseurin selbst es nicht schafft dies, sei es durch interessante Kulissen, eine dichte Atmosphäre oder beeindruckende Actionsequenzen, in irgendeiner Weise zu kompensieren. Halbwegs unterhalten kann „Red Riding Hood“ nur in den Momenten, in denen er so schlecht ist, dass man wenigstens herzhaft lachen kann. Und selbst das ist viel zu selten.