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    Red Riding Hood
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Red Riding Hood
    Von Maren Koetsier

    Catherine Hardwicke („Dreizehn", „Dogtown Boys") arbeitete schon vor ihrer Regie-Karriere als Szenenbildnerin bei namhaften Projekten wie „Vanilla Sky" oder „Three Kings". Mit „Twilight" bewies sie ihren Blick für ästhetische Bilder. Auch für ihre Rotkäppchen-Interpretation „Red Riding Hood" setzt sie die Naturkulisse gekonnt in Szene. Hier dienen ihr die kleinen Ausflüge in die Wildnis jedoch bloß noch als atmosphärische Intermezzi in einem ansonsten erschreckend drögen Film. Mit dem Stoff von „Twilight"-Autorin Stephenie Meyer landete sie nicht nur einen finanziell riesigen Erfolg an den Kinokassen, es brachte der Filmemacherin auch und vor allem viele junge Fans ein. Die könnten bei „Red Riding Hood" allerdings enttäuscht werden: Die sauber strukturierte Handlung aus ihrer Vampir-Soap sucht man in der Rotkäppchen-Verfilmung vergeblich. Vielmehr führt Hardwicke ihr Publikum diesmal schlichtweg an der Nase herum.

    In jeder Vollmondnacht fürchtet das Dorf Daggerhorn die Attacke eines Werwolfs. Jahrelang leben die Bewohner nun schon in Angst und Schrecken – und opfern einmal im Monat ihr bestes Vieh. Valerie (Amanda Seyfried) schafft es dennoch, ein halbwegs normales Leben zu führen. Sie liebt den Holzfäller Peter (Shiloh Fernandez) schon seit jüngster Kindheit. Doch ihre Mutter (Julie Christie), selbst mit einem Holzfäller (Billy Burke) verheiratet, hat Größeres für ihre Tochter vorgesehen und die Hochzeit mit dem wohlhabenden Henry (Max Irons) arrangiert. Peter und die junge Schönheit wollen davonlaufen, doch dann ertönt eine Glocke, die nur Unheil bedeuten kann. Einen Werwolf-Übergriff später reicht es den gepeinigten Dörflern. Sie ziehen aus, um die Bestie zu erlegen – und kommen mit einem toten Wolf zurück. Pater Solomon (Gary Oldman) jedoch belehrt sie eines Besseren: Das Monster lebt – und verbirgt sich hinter einem wohlvertrauten Gesicht...

    Wer bei „Red Riding Hood" ein Märchen erwartet, wird bitter enttäuscht. Die atmosphärisch inszenierte Waldszenerie erinnert noch an die magisch-wundersamen Geschichtenwelt der Gebrüder Grimm. Doch was genau der Teenie-Reißer eigentlich sein soll, darüber kann nur spekuliert werden. Der wirr erzählte Film mäandert zwischen hochtrabender Liebesgeschichte und brutal-düsterem Thriller, während diverse Genres mehr oder weniger planvoll gestriffen werden. Das Ganze wird auch durch Anspielungen auf bekannte Geschichten nicht märchenhafter. Es wirkt geradezu albern, wenn ein als Wolf verkleideter Dorfbewohner drei kleine Schweinchen umpustet oder Valerie ihre Großmutter dann plötzlich doch noch wie aus der Rolle gefallen fragt, warum sie so große Augen und Ohren hat.

    Wunderbar gelungen hingegen ist der Abschnitt, in der nach dem Übeltäter gesucht wird. Hier steht nahezu jede Figur nicht nur einmal unter Verdacht – und die Hinweise und falschen Fährten halten das Publikum tatsächlich auf Trab. Aber Catherine Hardwicke scheint mehr Wert darauf zu legen, zugunsten ihrer Katz-und-Maus-Konstruktion Verwirrung zu stiften, als ihre Figuren auch nur im Ansatz zu ergründen. Valeries Verehrer etwa existieren beinahe nur in dieser Funktion. Jeder noch so unwichtige Daggerhorn-Bürger bekommt kurzerhand eine Eigenschaft zugeschrieben, das Ergebnis ist ein von wandelnden Klischees bewohntes Dorf.

    Amanda Seyfried konnte ihr darstellerisches Potential in ihren bisherigen Filmen („Mamma Mia!", „Chloe", „Das Leuchten der Stille") besser ausschöpfen – ihre Valerie hat mal hübsch, mal verwirrt und gelegentlich auch beides zugleich zu sein. Lediglich Gary Oldman („The Dark Knight", „Das fünfte Element") schafft es, als Pater Solomon eine gute Figur zu machen und im Gedächtnis zu bleiben. Nach einem Vampir-Film mit Werwölfen einen richtigen Werwolf-Film zu inszenieren, das mag als Catherine Hardwicke als konsequent angerechnet werden. Warum sie dafür aber ausgerechnet ein derart schlecht sitzendes Märchengewand gewählt hat, ist verwunderlich. Spätestens nach dem „Twilight"-Hype gibt es genug Lesestoff über Werwölfe, der ähnlich marktträchtige Filmvorlagen bereithält. Was kommt also als nächstes: Zombies oder Engel?

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