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    Troubled Water
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Troubled Water
    Von Frank Brunner

    Kann man einer Person je vergeben, die für den Tod des eigenen Kindes verantwortlich ist? Diese existenzielle Frage versucht Erik Poppe in seinem Psycho-Drama zu beantworten, die den Abschluss seiner Oslo-Trilogie bildet, welche 1998 mit „Schpaaa“ ihren Anfang nahm und 2004 mit „Hawaii, Oslo“ fortgesetzt wurde. In „Troubled Water“ setzen sich sowohl der Täter als auch die Mutter des kindlichen Opfers mit den Fragen nach Schuld und Vergebung auseinander. Der Regisseur zeigt dabei eindrücklich auf, wie schwer es ist, auf diese eindeutige Antworten zu finden.

    Im sommerlichen Oslo geschieht eine Tat, die das Leben aller Beteiligter für immer verändert. Die versuchte Entführung des Sohnes von Agnes (Trine Dyrholm) endet tragisch. Jan Thomas (Pål Sverre Valheim Hagen) ist Schuld an dessen Tod und muss für mehrere Jahre ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung versucht er, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen. Doch dann trifft er auf Agnes, die den Schicksalsschlag längst nicht überwunden hat und dem Täter noch immer nicht vergeben kann…

    Erik Poppe erzählt die Geschichte vom Umgang mit der bedrückenden Vergangenheit aus zwei Perspektiven. Die erste Hälfte des Films beschäftigt sich mit Jan Thomas, der nach abgesessener Gefängnisstrafe versucht, mit der Bürde seiner Schuld zu leben und sich der Zukunft zuzuwenden. Der Schwerpunkt der zweiten Hälfte liegt auf Agnes, die den Tod ihres Kindes noch nicht verarbeitet hat und zugleich mit sich selbst ausmachen muss, ob sie der Person vergeben kann, die ihr ein solch immenses Leid zugefügt hat. Auch wenn sich der Regisseur ganz auf den Kern der Geschichte konzentriert, schimmert zwischen den Zeilen immer wieder die immense Vielschichtigkeit der Thematik durch.

    Der internationale Titel ist insofern bezeichnend, als dass durch die bewusste Entscheidung, dem Zuschauer das Innenleben und die Konflikte von beiden Parteien näher zu bringen, der Fluss der Geschichte immer wieder gestört wird. Insbesondere durch den abrupten Fokus-Wechsel vom Täter zur Mutter wird der Zuschauer plötzlich aus der Geschichte herausgerissen und mit offenen Fragen zurückgelassen. Doch der positive Effekt überwiegt: „Troubled Water“ beschäftigt sich mit den Motiven beider Charaktere, wodurch die Komplexität der Beziehungen überhaupt erst greifbar gemacht werden kann.

    Vergebung kann nicht in jedem Fall die logische Konsequenz eines solchen Konfliktes sein. Vielmehr sollte die Versöhnung im Vordergrund stehen. Man sollte sich mit der Schuld einer Person arrangieren und Vorwürfe beiseite stellen, um die Wut oder die Trauer zu überwinden und gleichzeitig den Weg für eine bessere Zukunft zu ebnen. Regisseur Poppe versteht es meisterhaft, die schwierige Gratwanderung zwischen diesen beiden Konzepten abzubilden und ein eindringliches Plädoyer für den Pragmatismus zu liefern. Unterstützt wird er dabei von hervorragenden Hauptdarstellern, welche nie in die - durchaus naheliegende – Falle tappen, sich von der Komplexität der Geschichte erdrücken zu lassen.

    Valheim Hagen vermittelt den Zwiespalt seines Charakters, der zwischen seiner immensen Schuld und dem Blick in die Zukunft zu zerreißen droht, eindrucksvoll. Auch Trine Dyrholm liefert eine überzeugende Darbietung einer Mutter ab, die zwar Gerechtigkeit will, jedoch im Verlaufe der Geschehnisse einsehen muss, dass dies wohl ein unerfüllbarer Wunschgedanke bleiben wird. Ohne die hervorragenden Darsteller, denen es gelingt, für beide Seiten Empathie und Verständnis zu schüren, wäre es nicht möglich, dass man mehr als zwei Stunden gebannt vor der Leinwand sitzt und weiter auf die Auflösung des Problems hofft, von dem man doch längst weiß, dass es gar nicht zu lösen ist.

    Fazit: „Troubled Water“ beschäftigt den Zuschauer noch lange nach dem Kinobesuch. Getragen von zwei bemerkenswerten Hauptdarstellern zeigt der Film auf, wie schwierig die emotionale Auseinandersetzung zwischen schuldigen Tätern und anklagenden Opfern sein kann. Die nicht lineare Anlage des Films mag einen gewissen erzählerischen Bruch mit sich bringen, trotzdem versteht die Auseinandersetzung mit Fragen der Schuld zu fesseln.

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