Der Bauch wird runder, das letzte Bier ist immer eines zu viel und der Haaransatz legt unerbittlich den Rückwärtsgang ein: Männer in der Midlife Crisis bergen nicht zuletzt wegen dieser physischen Symptome und den daraus resultierenden Unsicherheiten reichlich komisches Potenzial. Die sympathischen Typen aus der schwedischen Komödie „Männer im Wasser" von Mans Herngren („Klassenfest") können davon ein Liedchen singen. Mit leichter Hand serviert Herngren, selbst 45 Jahre alt, eine Komödie mit tragischen Untertönen, die nicht viel mehr als Unterhaltung bieten will. Einen Film, den er „selber mag", wollte der Regisseur nach eigener Aussage machen – hauptsächlich dank seiner unverkrampften Regie und den charmanten Schauspielern ist ihm so eine Komödie gelungen, die wohl auch viele andere mögen werden.
Der arbeitslose und frisch geschiedene Sportjournalist Fredrik (Jonas Inde) und seine Kumpels spielen regelmäßig Hockey, aber nun macht eine weibliche Nachwuchsmannschaft ihnen die Trainingshalle abspenstig. Das war‘s dann, ohne Halle kein Hockey. Doch Fredrik will sich mit dem Ende der sportlichen Tätigkeit nicht zufrieden geben und beweisen, dass auch mit Männern mittleren Alters zu rechnen ist. Aus einem Jux bei einem Junggesellenabschied – die Kumpels führen in Badeanzügen ein absurdes Wasserballett auf – wird alsdann ambitionierter Ernst. Fredriks Ziel: Er will seine Jungs bei der ersten männlichen (!) Synchronschwimm-WM seit hundert Jahren an den Start bringen. Unterstützung findet er bei seiner 16-jährigen Tochter Sara (Amanda Davin), einer erfolgreichen Synchronschwimmerin, die nach anfänglichem Zaudern die Rolle der Trainerin übernimmt...
Dass die männlichen Protagonisten vom Älterwerden gebeutelt sind, verdeutlicht Måns Herngren ohne Umschweife, als die Frauen die Halle der Hockeyspieler übernehmen. Ein von Fredrik vorgeschlagenes Duell Männer gegen Frauen nimmt ein für unsere Protagonisten klägliches Ende: Auf den Anpfiff folgt ein Schnitt auf den Männertrupp, der mit hängenden Köpfen ein humpelndes Mitglied aus der Halle transportiert. Doch während seine Freunde schnell aufgeben, treibt Fredrik die Oldies mit Vehemenz zu neuen Ufern. Als er sie dann endlich vom Schwimmsport überzeugt hat, stoßen die Wagemutigen auf andere Schwierigkeiten, denn für synchronschwimmende Männer will der Stockholmer Sportverband kein Becken zur Verfügung stellen – das sei umgekehrter Sexismus, beklagt sich unser Held. Gealterte Männer im Clinch mit Frauen, ein Kampf um den letzten Rest Männlichkeit und Anerkennung – davon handelt „Männer im Wasser", wenngleich nur sehr einfach chiffriert. Erst die Tochter macht die sportliche Umorientierung möglich, indem sie ein altes Schwimmbecken entdeckt, in dem die Männer trainieren können, während am Boden des Beckens die Übungseinheiten eines Tauchervereins stattfinden.
Neben dem Kampf mit der Wasser-Choreographie tragen die Protagonisten auch private Probleme aus (etwa Ängste vor unterstellter Homosexualität ob des neuen sportlichen Engagements), wobei Fredrik und seine Tochter Sara den dramaturgischen Fixpunkt bilden. Da seine Ex-Frau aus beruflichen Gründen nach London übersiedelt, muss Sara für einige Wochen bei ihrem Vater wohnen. Das finden beide nicht sonderlich toll und so lassen die Reibereien nicht lange auf sich warten. Die wachsende Beziehung zwischen Vater und Tochter markiert den zweiten Handlungsstrang des Films, der mit dem ersten freilich aufs Engste verknüpft ist.
Seinen Charme verdankt „Männer im Wasser" auch der bündigen Erzählweise, die nie Langeweile aufkommen lässt, schnell voranschreitet und die Figuren trotzdem nicht zu bloßen Vehikeln degradiert. So sind die Trainingsszenen gerafft und Informationen nicht gedoppelt. Ein inszenatorisches Mittel, das symbolisch für die knackig-effiziente Inszenierungsweise stehen kann, findet sich auf der Tonebene: Immer wieder legt sich der Ton der nachfolgenden Szene über das Ende der vorangegangenen Einstellung und unterstreicht so die flotte (aber nicht zu flotte!) Erzählweise. Der gitarrenlastige Soundtrack von „Soundtrack Of Our Lives" ist ein weiterer Pluspunkt der Tonspur, die bestens mit den vergnüglichen Bildern der strampelnden Männer harmoniert.
Aus den physischen und psychischen Macken der Männer zieht „Männer im Wasser" seinen treffsicheren Humor, also aus den Figuren selbst. Wenn der eine oder andere Kritiker launisch anmerkt, der Humor rekrutiere sich nur aus dem Anblick der Kerle in Badeanzügen oder der anfänglichen Unbeholfenheit beim Synchronschwimmen, dann ist das schlicht zu kurz gegriffen. Klar sorgen auch die teils desaströsen Trainingseinheiten in der Schwimmhalle für einige Lacher, aber das ist nur die Oberfläche: Nicht zuletzt, weil Måns Herngren wahre Midlife-Crisis-Originale besetzt hat, brauchen die Charaktere gar keinen Badeanzug, um lustig zu sein. Wem das Lachen bei vergleichsweise leichter und kleiner Kost nicht im Halse stecken bleibt, dem sei „Männer im Wasser" daher entschieden ans Herz gelegt.