Mit "Hundstage" verfilmt Regisseur Sidney Lumet den Banküberfall in Brooklyn von August 1972. Sonny (Al Pacino) und Sal (John Cazale aka Fredo) sowie Stevie möchten eine kleine Bank überfallen. Das ganze soll nur 10 Minuten dauern. Schnell rein, Geld nehmen und schnell wieder raus. Doch es kommt ganz anders als "geplant". Stevie bricht schnell die Aktion ab weil er zu nervös ist, die Kasse der Bank ist fast leergeräumt und als die beiden die Bank verlassen möchten, steht plötzlich eine riesige Schar an Polizisten vor der Tür...So ein Banküberfall mit Gewehren und Geiseln ist natürlich immer eine sehr ernste Sache. In Lumet´s Film merkt man aber gleich, dass der Film sehr komödiantisch ist. Beispielweise als Sonny mit einer blauen Kiste in die Bank spaziert und beim Wort "Überfall", kaum die Waffe aus dem Karton bekommt...Man merkt auch sofort, dass die zwei Räuber von den Angestellten überhaupt nicht ernst genommen werden. Ich war hier regelrecht schockiert. Ich habe ein intensives Drama Rund um einen Banküberfall erwartet und muss in den ersten paar Minuten gleich herzlich lachen? Das soll die wahrscheinlich beste Darbietung von Schauspiellegende Al Pacino sein? Meine Neugier stieg hoch und ich wollte einfach unbedingt wissen, wie es nun weiter geht. Wie man unschwer an meiner Bewertung sehen kann, war ich letztlich doch begeistert von dem Film. Lumet´s Film ist kein Ocean, kein Inside Men, kein The Clou, er ist ein kleiner Film über 2 ganz gewöhnliche Menschen. Wobei sich die Handland ausnahmslos um Sonny dreht. Mit der Zeit erfahren wir immer mehr über Sonny. Seine Motivation und seine Geschichte wird uns näher gebracht. Der Überall an sich, rückt immer mehr in den Hintergrund. Wir freunden uns mit Sonny an. Wir drücken ihm die Daumen und möchten einfach nur, dass die Sache für ihn gut ausgeht. Lumet möchte den Banküberfall nicht rechtfertigen und ihn als richtig deklarieren, er möchte aber zeigen, dass selbst der kleinste Mann dazu im Stande ist. Sonny ist furchtbar naiv, hoffnungslos überfordert, aber er wird draußen von den Passanten gefeiert wie ein Held. Weil er eben einer von uns ist und für seine Träume kämpft. Dass wir die Rolle des Sonny so sehr mögen, liegt natürlich auch an der alles überragenden Darbietung von Al Pacino. Wenn er wild gestikulierend vor der Bank steht und immer wieder "Attika" in die Menge ruft, sieht das einfach nur fantastisch aus. Zwar spielen auch andere mit, aber die Bühne gehört ganz alleine Al Pacino! Es gibt kaum eine Szene, in der er nicht zu sehen ist. Die Kamera umgarnt ihm und alle anderen sind unwichtig. Natürlich hat das auch seine Nachteile. Wir kriegen somit nicht wirklich mit welche Beweggründe der dumme Sal (glaubt Wyomming ist ein Land) hat. Dennoch ist Cazales Performanz gewohnt sehr gut. Eine weitere große Darbietung ist die von Chris Sarandon als Leon. Auch wenn sie sehr kurz ist. Der Film ist natürlich nicht nur wegen Pacino so gut. Er ist durchweg spannend und gibt kaum Verschnaufpausen. Immer wieder passiert etwas, was die Geschichte zum kochen bringt. Beispielweise wenn die Polizisten den Hintereingang stürmen wollen. Der Film sieht auch blendend aus. Teilweise vergisst man auch, dass es sich um einen Film handelt weil alles so realistisch dargestellt ist und man es für eine Dokumentation halten könnte. Wenn zum Beispiel Hubschrauber und Sondereinheiten die Bank kreisen. Die fehlende Musik leistet ihren Beitrag dazu. Die letzten 20 Minuten gehören für mich zu den intensivsten Minuten überhaupt. Ich habe selbst Tage später noch daran gedacht. Aber schaut es euch selbst an.
FAZIT: Lument´s Film um die beiden Möchtegern-Gangster Sonny und Sal ist brillant gespielt, inszeniert, macht unheimlich viel Spaß und bietet die wohl intensivsten 20 Minuten überhaupt an.